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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle
Autoren: Emilie Richards
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Aborigines nicht dulden würden?“, fragte der Skipper.
    Archer grinste. „Ich würde sogar den Teufel persönlich dulden, um an Geld zu kommen.“ Er senkte seine Stimme. „Wegen dieser Perlen …“
    „Ach ja, die Perlen.“ John zwirbelte seinen Schnauzbart. „Sie stammen von meinem Logger, der Odyssee . Aber ich habe sie heute zum ersten Mal gesehen. Cambridge Pete, der Bastard, den Sie verprügelt haben, hat sie in einer Muschel gefunden und an einen Mann verkauft, der sie mir wiederum heute Morgen angeboten hat.“
    „Dann fehlen in Ihrer Crew jetzt ein oder zwei Männer.“
    Der Skipper nickte und beugte sich vor. „Ich brauche einen neuen Muschelöffner. Leider kann ich nur einen Weißen für diesen Job nehmen. Den Farbigen kann ich das nicht anvertrauen.“
    Tom verzog das Gesicht. „Eine weiße Haut ist aber auch keine Garantie, was? Falls mich nicht alles täuscht, ist Cambridge Pete unter all seinem Schmutz sicher weiß genug.“
    „Mein Freund hier ist mit chinesischen Bediensteten aufgewachsen“, erklärte Archer dem Skipper. „Er hat was übrig für Gelbe mit Zopf.“
    „Versteht mich nicht falsch“, meinte John. „Ich respektiere jeden Mann, der gut arbeitet, aber das ist nun mal ein Job für einen Weißen. Meine Muschelöffner melden mir unmittelbar jeden Fund und sind am Gewinn beteiligt. Also müssen wir uns hundertprozentig verstehen.“ Er hielt kurz inne. „Und, wie ist es mit uns? Verstehen wir uns hundertprozentig?“
    Archer lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Es waren zwei Männer. Der Bootsmann und …“
    „Genau. Auf meinem Schiff sind zwei Jobs frei.“ Er grinste. „Ihr seid beide erfahrene Seemänner, und den Rest kann euch meine Crew beibringen. Also, seid ihr dabei?“
    John Garth besaß zwei Segelschiffe, die unabhängig voneinander arbeiteten; das Größere unterstand direkt seinem Kommando. Bald würde er genug Geld haben, um sich noch einen Schoner leisten zu können. Doch selbst mit dem kleinsten Boot konnte man ein Vermögen machen, wenn einer der Taucher die richtige Perle fand.
    „Pinctada maxima.“ Tom ließ die Worte über seine Zunge rollen. Pinctada maxima war der Name einer Perlmuschel, die man an der australischen Westküste fand; sie produzierte die schönsten Perlen der Welt. Diese Muschel konnte den beiden Amerikanern einen sauberen Schlafplatz und anständiges Essen einbringen. „Hättest du je gedacht, dass du mit dem Öffnen von Perlmuscheln mal dein Leben bestreiten könntest?“
    Archer bedachte ihn mit einem Grinsen. Wenn er ein bisschen Geld in der Tasche hatte, war er immer freundlicher gestimmt. „Nein. Und ich hätte nie für möglich gehalten, dass es so einen gottlosen Ort wie diesen hier gibt. Sieh dir das mal an!“
    Im Chinatown von Broome wimmelte es von Menschen. Ein Geschäft reihte sich an das andere. Die wackligen Balkone ächzten unter der Wäsche, die dort hing, und die Luft war erfüllt von dem Geruch nach Räucherstäbchen und dem Rauch der Kochstellen.
    Tom sah die staubige Gasse hinunter. „Was genau soll ich mir denn ansehen?“
    „Diese Bastarde! Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass Männer Kleider tragen.“
    Eine Gruppe dunkelhäutiger Männer in bunten Sarongs hatte sich in einer der vielen Gassen zusammengefunden. Ihre konzentrierten Mienen ließen vermuten, dass sie spielten oder sich irgendeinem religiösen Ritual hingaben.
    Wehmut erfasste Tom. Er kannte die Gerüche aus seiner Jugend, die er in San Francisco verbracht hatte. Dort war er mit dem Koch seiner Familie ab und zu nach Chinatown gegangen. Ah Wu war mit ihm an den Läden vorbeigeschlendert, wo der junge Tom sich begeistert die bunten Papierlampions und die Karren mit Gemüse und Obst ansah, denen ein verlockender Duft entströmte. Bei dem vertrauten Anblick glaubte er jetzt beinahe, Ah Wus Hand auf seiner Schulter zu spüren. Tom liebte die bunte Lebendigkeit von Chinatown, war aber an die enge Weltsicht seines Freundes gewöhnt. Er wusste allerdings auch, dass Archer grundsätzlich fair und loyal war – auch wenn er hin und wieder zur Intoleranz neigte. Archer war in vieler Hinsicht ein widersprüchlicher Mensch. Einmal impulsiv, dann wieder kühl kalkulierend und auf der Gewinnerseite. Auch wenn er vor allem seine eigenen Interessen vertrat, setzte er für einen Freund sein Leben aufs Spiel.
    Das wusste Tom aus eigener Erfahrung.
    Jetzt legte er die Hand auf Archers Schulter und führte ihn durch die enge Gasse. „Du kriegst sicher auch
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