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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle
Autoren: Emilie Richards
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wiederholte sie Grahams Worte. „Es ist doch nur eine Perle.“
    Ohne zu überlegen, ging sie zur Wand, hängte das Bild ab und stellte es vorsichtig auf den Boden. Dann wandte sie sich wieder der holzvertäfelten Wand zu und schraubte die vier kleinen Schrauben aus einem Panel. Schließlich starrte sie auf den Safe dahinter.
    Graham und Frank wussten natürlich, dass sich die Perle hier befand. Die Vertäfelung konnte sie nicht hinters Licht führen. Allerdings war der Safe so sicher wie kein anderer. Dafür hatte ihr Vater gesorgt.
    „Du warst ein Mistkerl, Thomas Robeson!“
    An manchen Tagen vergaß sie beinahe, dass die Perle sich in diesem Raum befand. Dachte sie doch daran, redete sie sich ein, dass die Perle, sicher verschlossen hinter Stahl und Holz, ihr keinen Schaden zufügen konnte.
    Und dann gab es wieder Tage, an denen sie sich von der Perle beobachtet glaubte. Verhöhnt.
    Missmutig verzog sie das Gesicht, wischte ihre schweißfeuchte Hand am Rock ab und gab die lange Nummernkombination ein. Nur drei Menschen auf der ganzen Welt kannten diese Zahlen. Ihr verstorbener Vater, sie selbst und der Mann, der den Safe kalibriert hatte.
    Sie trat zurück, ehe sie die letzte Zahl eingab.
    In diesem Augenblick erklang Carols hohe Stimme durch die Gegensprechanlage. „Miss Robeson, Mr Llewellyn ist am Apparat.“
    Liana zuckte zusammen, und ihr Herz schlug plötzlich schneller. Sie war hin und her gerissen zwischen der Perle und dem Mann, der ihr immer noch wehtun konnte.
    „Miss Robeson, sind Sie da?“
    Sie hörte, dass Carol leise hüstelte. Liana gab die letzte Zahl ein und öffnete den Safe, ehe sie zum Schreibtisch ging. Sie räusperte sich. „Hat er Ihnen gesagt, wie es Matthew geht?“
    „Nein, tut mir leid. Aber er klingt aufgebracht.“
    Liana sackte gegen die Schreibtischkante. Offenbar blieb ihr nichts anderes übrig, als das Gespräch entgegenzunehmen.
    Sie nahm den Hörer, ehe sie wütend die Verbindung herstellte. „Cullen, spar dir deine Worte. Sag mir einfach nur, ob Matthew gut angekommen ist.“
    Am anderen Ende war es still, bis auf eine Lautsprecherdurchsage vom Flughafen LaGuardia in New York. Dann knackte es in der Leitung. „Verdammt, Cullen, hör auf mit den Spielchen.“
    Sein breiter, australischer Akzent dröhnte durch die Leitung. „Was soll das heißen, ob er gut angekommen ist? Soll das ein Witz sein?“
    Leise wurde an die Tür geklopft, und Grahams Stimme erklang dahinter. „Liana, wir müssen gehen!“
    Liana bedeckte ihr freies Ohr mit der Hand. „Das war eine einfache Frage! Hör zu, wenn Matthew bei dir ist, gib ihn mir. Ich hab es eilig. Wir beide können ein anderes Mal reden.“
    „Er ist nicht angekommen, verdammt! Und das weißt du genau! Weil du ihn nicht in dieses Flugzeug gesetzt hast.“
    Für einen Moment blieb ihr Herz stehen. „Was soll das heißen?“
    „Matthew war nicht im Flugzeug! Er ist nie in dieses verfluchte Ding eingestiegen. Wo ist mein Sohn? Entweder sagst du mir sofort, was los ist, oder ich nehme den nächsten Flug nach San Francisco und schüttle es aus dir raus!“
    „Liana, wir kommen zu spät!“, rief Graham jetzt lauter.
    Fest presste Liana die Hand gegen das freie Ohr. „Du warst in der falschen Ankunftshalle, Cullen. Verdammt, er wartet irgendwo am Flughafen auf dich!“
    „Ich weiß, wo er ankommen musste. Aber er war nicht da. Ich habe in der letzten Stunde auch alle Flüge aus Denver und San Francisco gecheckt. Er war in keinem von ihnen.“
    „Ich habe ihn doch selbst zum Flughafen gebracht. Und ich habe gesehen, wie er eingestiegen und abgeflogen ist.“
    Wieder war es still am anderen Ende. Schließlich sagte Cullen: „Dann ist unser Sohn irgendwo zwischen San Francisco und New York verloren gegangen, Liana.“
    Der Hörer glitt ihr aus den Fingern. Sie hörte Cullens Stimme, hörte, wie Graham hinter der Tür nach ihr rief.
    Langsam drehte sie sich um und starrte auf den geöffneten Safe. Als wäre die makellose Perle, die für ein Jahrhundert das Leben ihrer beider Familien schicksalhaft bestimmt hatte, von ihrem samtenen Podest gerollt und hätte ihren Sohn entführt.
    Und dann wurde ihr bewusst, wie dumm diese Vorstellung war. Denn der Safe war leer.
    Nicht nur das Kind, das ihr mehr bedeutete als alles andere auf der Welt, war verschwunden. Sondern auch die Perle.

2. KAPITEL
    Broome, Australien – 1900
    A ustralien nährte sich von den Seelen der Männer, zermahlte sie zu feinem rotem Staub, der über den
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