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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle
Autoren: Emilie Richards
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endlosen trockenen Weiten niederging. Ein Land voller Versprechungen, die sich nie erfüllten; ein Land von quälender Hitze, die jede andere Hölle, der die Männer vielleicht eben noch entronnen waren, in den Schatten stellte. Und trotzdem spielte nichts von alledem eine Rolle. Australien war jetzt Archer Llewellyns neue Heimat. Bei der Schlacht in Cuba 1898 hatte er einen Offizier der Kavallerie getötet.
    Er konnte nie wieder nach Hause zurück.
    „Der gehört mir, Tom.“ Archer duckte sich, als ein Mann über den wackligen Tisch flog. Dann bearbeitete er ihn mit seinen Fäusten, bis sein Gegner zu Boden ging. Als der Kerl, der einen unangenehmen Gestank nach verdorbenen Austern verströmte, sich wieder aufrappeln wollte, kippte Archer den Tisch um und schickte den Riesen ein weiteres Mal zu Boden.
    „Danke.“ Tom Robeson warf seinem Freund ein Grinsen zu, das jedoch verrutschte, als ihn die Faust eines Fremden traf.
    „Verdammt, Tom, nimm deinen Kopf runter!“ Archer nahm Toms Angreifer in den Schwitzkasten und versetzte ihm mit der Stirn einen Schlag gegen den Kopf. Für einen Moment sah er nur Sterne; sie sahen allerdings anders aus als die, die seit zwei Jahren jede Nacht über ihm am Himmel leuchteten. Der Mann in seinem Arm hörte auf, sich zu wehren, und sackte zu Boden.
    Archer trat ein Stück zurück und rief: „Will sich vielleicht noch jemand anders aus dieser gottverlassenen Stadt mit mir anlegen?“
    Das halbe Dutzend Männer, das zugesehen hatte, wandte sich ab, als wäre nichts geschehen.
    „Alles okay?“ Archer drehte Toms Wange ins Licht.
    Grinsend schüttelte Tom die Hand seines Freundes ab. „Und was ist mit den beiden hier?“
    Archers Blick flog zu den beiden Schlägern. Der Kleinere half dem Riesen gerade auf die Füße. Als sie dann zur Tür schwankten, sah keiner der beiden die zwei Amerikaner an. Archer verzog das Gesicht. „Sieht so aus, als könnten sie den nächsten Kampf gar nicht abwarten.“
    Tom rieb sein Kinn. „Du hast mir den Hals gerettet. Wieder einmal.“
    Archer tastete sein Kinn und seine Brust nach Blessuren ab. „Du wirst es nie lernen, wie? Du kannst dich zwar in einem Boxring behaupten, aber in einem Ort wie Broome hält sich keiner an die Regeln. Das wird dich noch den Kopf kosten.“
    „Aber offensichtlich nicht, solange du in meiner Nähe bist.“ Tom streckte die Hand aus. Eine feingliedrige Hand, in der trotzdem Kraft steckte. Eine Hand, die sich nicht vor Schmutz drückte und die immer ausgestreckt wurde, wenn es galt, einem Freund zu helfen.
    Grinsend schubste Archer den Freund von sich. „Lass uns weitermachen.“
    Tom hatte immer schnell ein Lächeln auf den Lippen, selbst wenn sie geschwollen waren. „Mit was denn? Schlagen, trinken oder überlegen, wie wir ein Vermögen machen?“
    Vom Ersten hatte Archer bereits genug, und der Rest von seinem Gin war auf dem Boden gelandet. Also blieb nur noch die Zukunft, die immer düsterer aussah.
    „Ich hol dir noch einen Drink. Weil du meinen Hals gerettet hast.“
    Archer zog sich einen Stuhl an den Tisch und sah zu, wie Tom sich zur Bar durchkämpfte. Sie gehörte zu der Pensionhier, in der sie vorübergehend lebten und die kaum ihren Namen verdiente. Sie bestand aus ein paar Räumen hinter der Bar, mit schmutzigem Bettzeug und Blick auf die Gemeinschaftstoilette.
    Es gab auch anständige Hotels in Broome; dort residierten die Perlenmeister in sauberen weißen Anzügen. Sie erzählten von Perlen, die so wertvoll waren, dass die europäischen Händler alles dafür geben würden. Doch die Pension war alles, was Tom und Archer sich leisten konnten, und selbst das vermutlich nicht mehr lange.
    Er sah zu, wie Tom aufrecht zur Bar schritt. Auch wenn er nicht größer war als die anderen, verlieh ihm seine stolze Haltung etwas Majestätisches. Er war dunkelhaarig und hatte helle Haut. Archer hingegen war gedrungen. Von seiner irischen Mutter hatte er das rotbraune Haar und die Sommersprossen geerbt, von seinem Vater die stechend blauen Augen.
    In diesem Moment erdröhnte neben Archer eine Stimme. „Wer ist denn dieser Fremde hier?“
    Archer drehte sich zu dem Mann um. „Und wer will das wissen?“
    „John Garth. Skipper John Garth.“ Der Mann, älter und sauberer als die anderen Gesellen, streckte seine Hand aus. Er war groß, hatte ein rötliches Gesicht und einen gezwirbelten Schnurrbart. Er trug die weiße Uniform der Perlenmeister, aber sein kragenloses Hemd stand oben offen. „Aber Sie können
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