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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle
Autoren: Emilie Richards
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Anzug herein. Er war um die vierzig und wurde von einer Frau mit scharf geschnittenen Gesichtszügen begleitet. Ihr schwarzes Kleid war so steif, dass es nicht einmal raschelte, wenn sie sich bewegte. Sie wurden sofort an einen Tisch geführt, und zwei Hotelangestellte schwänzelten um sie herum.
    Archer sah den Wirt an, der ihm Besteck hinlegte und ein Glas Whiskey hinstellte. „Wer ist das?“
    „Der oberste Perlenmeister Sebastian Somerset und seine bessere Hälfte. Seine Hemden werden in Singapur genäht, seine Zigaretten in Ägypten gerollt, und sein Champagner wird in Frankreich abgefüllt.“ Nachlässig wischte der feiste Wirt mit einem Lappen über den Tisch und senkte die Stimme. „Aber ich für mein Teil würde mit so einer wie ihr nicht leben wollen, nicht für alle Perlen dieser Welt.“
    Archer vermutete, dass die Frau in ihrer Gesinnung noch steifer war als ihr Kleid. Somerset, ein dunkelhaariger Mann, der sich gerade hielt wie ein Besenstiel, wirkte unnachgiebig. Er hatte ebenmäßige Gesichtszüge, doch seine Stirn war ständig gerunzelt. „Dann hat Somerset also Erfolg?“
    „Captain Somerset hat eine Flotte von sechzehn Schiffen und mindestens zwei Mutterschiffe, dazu noch ein großes Camp am Pikuwa Creek. Die fischen normalerweise Perlen groß wie Emu-Eier heraus.“
    Archer lachte. „Und genug Perlmutt, um die Straße ins Glück damit zu pflastern?“
    Der Wirt wedelte mit dem Lappen über den Tisch. „Kein Witz, der Mann ist reich. Der reichste in der ganzen Stadt. Zwischen hier und Perth gibt es keinen Junggesellen, der nicht davon träumt, seine Tochter zu heiraten.“
    „Sieht die Tochter der Mutter ähnlich?“
    „Viola? Hübsch ist sie ja, aber eine Zunge wie eine tödliche Viper. Jeder Mann in der Stadt hat schon ihr Gift zu spüren bekommen.“
    „Hört sich so an, als ob sie gezähmt werden müsste.“
    „Das schafft nur ein Kerl mit Geld.“ Der Wirt ging im gleichen Moment zurück zur Bar, als Tom durch die Tür trat.
    „Die Wäsche ist morgen früh fertig“, sagte Tom und zog sich einen Stuhl unter dem Tisch hervor.
    „Gut so. Ich will nämlich früh einen Spaziergang machen, bevor wir die Segel setzen.“
    „Spaziergang?“ Tom sah verwirrt aus.
    „So ist es. Anscheinend gibt es ein Viertel in Broome, das wir noch nicht gesehen haben.“
    „Und wo genau?“
    Archer verschränkte die Arme vor der Brust und grinste. „Das Viertel, in dem meine zukünftige Frau lebt.“
    Viola Somerset verachtete Broome. Und Australien im Allgemeinen. Als sie ein junges Mädchen gewesen war, hatte ihre Mutter versprochen, sie nach England zu schicken, wo sie ihre Ausbildung beenden könnte. Doch ihr Vater hatte es nicht erlaubt. Er hielt Viola für zu eigensinnig, um sie ihren eigenen Weg gehen zu lassen.
    Vergeblich hatte Viola ihn angefleht. Mit vierzehn hatte sie dann eine Woche lang jedes Essen verweigert. Ein Jahr später hatte sie die Hoffnung auf England aufgegeben und ihren Vater angebettelt, die Schule in Perth beenden zu dürfen. Sie hatte behauptet, dass ihr noch der letzte Schliff fehle, um eines Tages einen Mann heiraten zu können, der Sebastians Nachfolge antreten würde.
    Ihr Vater hatte erwidert, dass keine Schule der Welt aus einer hinterlistigen Göre eine Lady machen könne.
    Sebastian Somerset war genauso starrköpfig wie seine Tochter. Obwohl Viola ihn verachtete, bewunderte sie ihn doch für seine Hartnäckigkeit. Sie hatte ihm geholfen, ein reicher Mann zu werden.
    Als Somerset ihr dann mit sechzehn endlich erlaubte, eine Cousine im Süden Australiens zu besuchen, hatte Viola sich wie eine brave Tochter bei ihm bedankt. Im Stillen hatte sie sich jedoch geschworen, in Adelaide von Bord zu gehen, das Perlenhalsband, ein Geschenk ihrer Tante, zu verkaufen und ein anderes Schiff zu nehmen, das sie weit weg bringen würde.
    Natürlich war es anders gekommen. Ihre Cousine Martha hatte sie am Hafen von Adelaide in Empfang genommen, und Viola hatte sofort gespürt, wie viel Ähnlichkeit sie hatten. Die nächsten Monate hatten sie sich gemeinsam auf Tanzveranstaltungen vergnügt, und Martha hatte ihr beigebracht, wie sie ihre goldenen Locken vorteilhaft frisieren und ihr nackten Schultern im Abendkleid am besten zur Geltung bringen konnte. Den Männern den Kopf zu verdrehen, das musste Viola jedoch nicht erst lernen.
    Als sie sich schließlich gezwungen sah, nach Broome zurückzukehren, tat sie es in dem Wissen, dass sie sich durch einen koketten Augenaufschlag und ihre
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