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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)
Autoren: Tereza Vanek
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16.
Jahrhundert der Jesuit Matteo Ricci, der gemeinsam mit anderen
Missionaren versuchte, den Katholizismus in China zu verbreiten. Er
konnte einige Erfolge verzeichnen, doch scheiterten seine Bemühungen
an dem Unwillen der katholischen Kirche, das Befolgen traditioneller
konfuzianischer Riten und Opfergaben für den Kaiser bei
chinesischen Katholiken zu tolerieren. Die Jesuiten verloren
allmählich an Einfluss am Kaiserhof, und schließlich wurde
der Orden aus politischen Gründen im 18. Jahrhundert vom Papst
aufgelöst. Dennoch blieb eine christliche Gemeinde in China
zurück, die als Sekte angesehen wurde. Sie war gelegentlich
Verfolgungen ausgesetzt, doch waren davon auch daoistische und
buddhistische Sekten betroffen. Die christlichen Chinesen wurden
nicht als Fremdlinge empfunden, denn sie hatten wenig Kontakt zum
christlichen Europa. Im 19. Jahrhundert begann mit dem Eindringen der
Europäer nun eine neue Welle des Missionierens, diesmal auch
durch Protestanten. Chinas Lage in der Welt hatte sich geändert,
die uralte Hochkultur lag wirtschaftlich und politisch am Boden und
konnte nun erstmals von Europäern dominiert werden. Die
zahlreichen Missionare waren nicht frei von dem üblichen
Überlegenheitsgefühl der Kolonisten. Im Gegensatz zu den
jesuitischen Missionaren schenkten sie chinesischen Traditionen
keinerlei Beachtung und lösten so häufig Unmut und
Aggressionen aus. Allerdings waren sie auch bemüht, das große
Elend der einfachen Leute zu lindern.
         Hong
Xiuquan (1814-1864) erfuhr durch das Traktat eines solchen Missionars
erstmals vom christlichen Glauben. Angeblich sorgte ein Traum dafür,
dass er in sich den zweiten Sohn Gottes und Bruder Jesu Christi
erkannte – was ihn für die meisten Missionare inakzeptabel
machte. Viele Chinesen hingegen nahmen ihn als solchen an. Ein
chinesischer Gottessohn machte die fremde Religion zugänglicher.
Zudem reihte die Bewegung der Taiping sich in eine durchaus
chinesische Tradition von Rebellionen ein, die unter dem Begriff
»Weißer Lotus« zusammengefasst wird und im 12.
Jahrhundert nach westlicher Zeitrechnung ihren Anfang nahm. Bereits
damals wurde der einfachen, benachteiligten Bevölkerung ein
Erlöser versprochen, mit dem ein neues Zeitalter beginnen würde.
Dieses Gedankengut sorgte im Laufe der chinesischen Geschichte immer
wieder für Aufstände. Auffällig ist dabei die aktive
Beteiligung von Frauen am Kriegsgeschehen, wie es auch bei den
Taiping der Fall war.
         Der
Ausgang des Taiping-Aufstandes veränderte auch das Verhältnis
der kaiserlichen Qing-Regierung zu den westlichen Mächten, denn
ohne deren Hilfe wären sie wahrscheinlich unterlegen gewesen.
Der Widerstand gegen westliche Einflüsse ließ nach, und
man erkannte die Notwendigkeit, von Europäern zu lernen. Diese
neue Haltung wird unter dem Begriff »Mit Barbaren gegen
Barbaren« zusammengefasst. Das Ziel bestand darin, genug Wissen
zu erwerben, um den fremden Mächten erfolgreich die Stirn bieten
zu können. Der Versuch scheiterte aber an dem Unwillen, die
gesellschaftlichen Strukturen wirklich zu verändern. Als die
ersten Studenten mit Reformideen aus dem Ausland zurückkehrten,
wurden sie der Regierung sehr schnell suspekt.
         Vor
diesem Hintergrund spielt Viktorias Geschichte. Sie ist natürlich
eine rein fiktive Figur, und ihre Bereitschaft, in die Welt der
Chinesen einzutauchen, ist keineswegs typisch für das Verhalten
der westlichen Damen, die damals in Shanghai lebten. Allerdings gab
es einzelne Fälle solcher Außenseiter. In einigen Punkten
habe ich um der Geschichte willen eine Verschiebung von Daten
vorgenommen. Die Tür der Hoffnung, hinter der chinesische
Prostituierte Zuflucht finden konnten, wurde erst 1901 eröffnet.
Die berühmte Autorin Pearl S. Buck arbeitete dort 1909.
Karitative Einrichtungen von Missionaren gab es in Shanghai jedoch
schon lange vorher. Das elektrische Licht wurde in Shanghai bereits
1882 eingeführt, nicht 1883, wie in meinem Roman.
         In
diesem Roman treten auch einige historisch dokumentierte Personen
auf, Verfasser von Texten, die mir beim Eintauchen in die Welt des
damaligen China eine große Hilfe gewesen sind. Das ist zunächst
einmal Max von Brandt (1835-1920). Er war 1875 bis 1893 deutscher
Gesandter in China und genoss im diplomatischen Korps in Beijing
großes Ansehen. Seine langjährige Ostasien-Erfahrung ließ
er in etliche Fachbücher einfließen, die damals zur besten
verfügbaren völkerkundlichen
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