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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt
Autoren: Simon Beaurfort
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davonkommt?«
    Â»Natürlich nicht«, räumte Hugo ein. »Du hast John viel besser gekannt als ich. Aber Freundschaft darf deinem Urteilsvermögen nicht im Wege stehen. Und überhaupt, was hat er in ihrem Haus gemacht?«
    Genau das fragte sich Geoffrey ebenfalls, doch er schwieg.
    Â»Vielleicht hast du sie zum Tode verurteilt«, fuhr Hugo im Plauderton fort. »Möglicherweise hat sie mit Johns Tod nichts zu tun, genau wie sie sagt, und zahlt nun trotzdem den Preis dafür.«
    Â»Sie hielt die Mordwaffe in der Hand, Hugo. Welche Frau würde sich einem toten Ritter nähern – einen laut ihrer Aussage unerwarteten und sehr unwillkommenen Gast auf ihrem Schlafzimmerboden –, den Dolch aus seinem Rücken ziehen und damit nach draußen rennen?«
    Plötzlich stand Geoffrey auf und lief in dem kleinen Zimmer herum. Während er ging, bemerkte er, dass seine Beine müde und steif waren von den Strapazen der Wüstenpatrouille. Er wusste, er sollte sich ausruhen. Er war erschöpft von der ständigen Wachsamkeit und der Plackerei, mit Kettenhemd und Wappenrock durch die Hitze zu laufen.
    Die meisten Ritter zogen es vor zu reiten. Aber Geoffrey war der Ansicht, dass Pferde während der Patrouille unter der erbarmungslosen Hitze keinen Vorteil brachten, und so ging er für gewöhnlich mit seinen Männern zu Fuß.
    Â»Mein Freund, du bist zu festgefahren in deinem Denken«, begann Hugo. Geoffrey setzte sich. In Erwartung einer Predigt schloss er müde die Augen.
    Hugo ließ sich vom deutlichen Desinteresse seines Freundes nicht entmutigen und fuhr fort: »Du hast gesagt, dass sie ihren Onkel besucht hatte und gerade erst zurückgekehrt war, als sie die Leiche entdeckte. Sie ist also während der heißesten Tageszeit durch die Stadt gelaufen. Sie war verschwitzt und müde. Sie hat dir erzählt, dass sie etwas Wein trank und sich dann die Füße wusch, ehe sie sich ausruhen wollte. Damit muss sie die Wahrheit gesagt haben, denn welche Frau würde über so persönliche Dinge wie eine Fußwäsche reden?
    Stell dir nun vor, wie sie müde die Treppe hinaufsteigt. Sie möchte sich in ihrem kühlen Schlafzimmer ein wenig hinlegen. Aber was muss sie da sehen? Eine blutüberströmte Leiche liegt auf dem Fußboden! Du bist ein Krieger, der mit solchen Dingen vertraut ist, aber sie ist eine junge Frau. Sie hat so etwas noch nie gesehen, und vermutlich kann sie es gar nicht glauben. Also berührt sie den Körper, um sicherzugehen, dass sie nach dem Marsch durch die Sonne keine Halluzinationen hat. Und ebenso unüberlegt fasst sie auch die Waffe an. Sie hat nicht erwähnt, dass sie den Dolch aus Johns Rücken gezogen hat. Das ist nur eine Vermutung von dir, für die es keinen Beweis gibt. Vielleicht lag er ja neben John auf dem Fußboden? Erschrocken über ihre Entdeckung klaubt sie die Waffe aus der Blutlache und flieht nach draußen. In diesem Moment hast du ihren Schrei gehört. Erst während der Befragung fällt ihr auf, dass sie den Dolch noch in der Hand hält, und sie schleudert ihn fort.«
    Geoffrey musterte seinen Freund nachdenklich. »Unglücklicherweise war der Dolch verschwunden, als ich später danach suchte. Sonst könnten wir ihn mit der Waffe vergleichen, mit der Guido getötet wurde.«
    Â»Stimmt. Und wenn die Frau, die du festgenommen hast, als Mörderin hingerichtet wird und ein weiterer Ritter einem Mord zum Opfer fällt, dann wissen wir, dass sie unschuldig war.«
    Â»Sie wäre erfreut, das zu hören, da bin ich sicher«, stellte Geoffrey trocken fest. »Aber das geht uns nichts an. Die Beauftragten des Patriarchen ermitteln jetzt in dieser Sache, und wenn Gottfried zurückgekehrt ist, wird er entscheiden, was mit der Frau geschehen soll.«
    Â»Der Patriarch steht vor einer schwierigen Aufgabe«, sagte Hugo. Unvermittelt wurde er wieder ernst. »Er ist hier, um Gottfried die Herrschaft über Jerusalem zu entreißen und dem Papst zu übergeben. Unterdessen zeigt sich auch an dem heutigen Aufruhr, wie sehr die griechische Kirche der lateinischen Kirche ihre Vorherrschaft verübelt. Sie wird dagegen rebellieren, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Dazu kommen die Querelen in der lateinischen Kirche selbst: Die Benediktiner verwalten die Grabeskirche, doch die Augustiner und Zisterzienser meinen, dass sie das übernehmen sollten, und
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