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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine
Autoren: Agatha Christie
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lange her, Mr Lance war jung und übermütig, er wusste nicht wirklich, was er tat.«
    Inspektor Neele hatte diese Einschätzung oft gehört und teilte sie nicht. Aber er ging zu einer anderen Frage über: »Erzählen Sie mir ein bisschen mehr über die Angestellten hier.«
    Miss Griffith, die nach ihrer Indiskretion nur zu gern das Thema wechselte, überschüttete ihn förmlich mit Einzelheiten über die verschiedenen Persönlichkeiten im Büro. Inspektor Neele dankte ihr und sagte dann, er würde gern noch einmal mit Miss Grosvenor sprechen.
    Constable Waite spitzte seinen Bleistift. Nachdenklich bemerkte er, dies sei schon eine gediegene Firma. Sein Blick wanderte anerkennend über die riesigen Clubsessel, den ausladenden Schreibtisch, die indirekte Beleuchtung.
    »Und die Leute hier haben auch alle so stinkfeine Namen«, sagte er. »Grosvenor – das hat mit einem Herzog zu tun. Und Fortescue ist auch so ein adliger Name.«
    Inspektor Neele lächelte.
    »Sein Vater hieß nicht Fortescue, sondern Fontescu – er stammte irgendwo aus Mitteleuropa. Unser Mann hier dachte wohl, Fortescue klinge besser.«
    Constable Waite sah seinen Vorgesetzten voller Hochachtung an.
    »Sie wissen wohl alles über ihn?«
    »Ich hab ein paar Dinge nachgeschlagen, bevor ich herkam.«
    »Doch nicht etwa im Strafregister?«
    »Oh nein. Dazu war Mr Fortescue zu gerissen. Er hatte Verbindungen zum Schwarzmarkt, und er hat ein, zwei Geschäfte abgeschlossen, die nicht ganz lupenrein waren, aber immer im Rahmen des Gesetzes.«
    »Ich verstehe«, meinte Waite. »Also doch kein feiner Mann.«
    »Ein Schieber«, sagte Neele. »Aber wir konnten ihm nichts anhaben. Das Finanzamt war lange Zeit hinter ihm her, aber er war auch für die zu schlau. Ein echtes Finanzgenie, der verstorbene Mr Fortescue.«
    »So ein Mann«, überlegte Waite, »hat doch bestimmt Feinde?«
    Seine Stimme klang hoffnungsvoll.
    »Oh ja, Feinde hatte er. Aber vergessen Sie nicht, er wurde zu Hause vergiftet. So sieht es wenigstens aus. Wissen Sie, Waite, ich beginne das Muster zu erkennen. Ein altmodisches, vertrautes Muster. Der gute Junge, Percival. Der böse Junge, Lance – wirkt auf Frauen. Die Frau, die viel jünger ist als ihr Mann und nicht genau sagt, auf welchem Golfplatz sie spielt. Ja, es kommt mir alles nur zu vertraut vor. Nur eines passt ganz und gar nicht dazu.«
    »Was denn?«, fragte Waite, als sich eben die Tür öffnete und Miss Grosvenor, die sich wieder ganz gefangen hatte, hochmütig eintrat. »Sie wollten mich sprechen?«
    »Ich möchte Ihnen ein paar Fragen über Ihren Arbeitgeber stellen – Ihren verstorbenen Arbeitgeber, muss ich wohl sagen.«
    »Arme Seele«, meinte Miss Grosvenor wenig überzeugend.
    »Ich möchte wissen, ob Sie in letzter Zeit eine Veränderung an ihm festgestellt haben.«
    »Nun, ja, das habe ich tatsächlich.«
    »Inwiefern?«
    »Schwer zu sagen… Er redete eine Menge Unsinn. Ich konnte wirklich nicht die Hälfte von dem glauben, was er erzählte. Und dann regte er sich auch sehr leicht auf. Vor allem über Mr Percival. Nicht über mich, natürlich. Ich diskutiere nie. Ich sage immer nur: ›Ja, Mr Fortescue‹, egal was er behauptet – behauptete, meine ich.«
    »Hat er je… ich meine, ist er Ihnen je zu nahe getreten?«
    Beinahe bedauernd antwortete Miss Grosvenor: »Nein, das kann ich eigentlich nicht sagen.«
    »Nur noch eine Frage, Miss Grosvenor: Hatte Mr Fortescue normalerweise Korn in seinen Taschen?«
    Miss Grosvenor war sichtlich überrascht.
    »Korn? In seinen Taschen? Meinen Sie Vogelfutter oder so was?«
    »Könnte sein.«
    »Oh nein, bestimmt nicht. Mr Fortescue? Tauben füttern? Oh nein!«
    »Könnte er aus irgendeinem Grund heute Hafer oder Roggen in seinen Taschen gehabt haben? Vielleicht ein Warenmuster? Ein Geschäft mit Korn?«
    »Oh nein! Heute Nachmittag erwartete er die Leute von Asiatic Oil. Und den Präsidenten der Atticus Building Society. Sonst niemanden.«
    »Nun gut.« Neele verabschiedete sich vom Thema und von Miss Grosvenor mit einer Handbewegung.
    »Tolle Beine«, seufzte Waite. »Und großartige Strümpfe – «
    »Tolle Beine helfen mir auch nicht weiter«, sagte Neele. »Ich bin nicht klüger als vorher. Eine Tasche voll Korn – und keine Erklärung dafür.«

Viertes Kapitel
     
    M ary Dove blieb auf dem Treppenabsatz stehen und blickte durch das große Fenster hinaus. Ein Wagen war eben vorgefahren, aus dem zwei Männer stiegen. Der größere von beiden blieb einen Moment mit dem
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