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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Autoren: Anke Bracht
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vorgeschlagen, ihm eine Falle zu stellen, doch auch das gestaltete sich schwierig. Wenn der Pfaffe einmal Verdacht schöpfte, konnten sie ihren ganzen Plan vergessen. Nein, es musste noch eine andere Möglichkeit geben. Umberto betrachtete Francesca, die dabei war, einen Leuchter zu putzen.
    »Sagtest du nicht einmal, dass der Pfarrer nach Rom gepilgert ist, weil er mit einer Zigeunerin das Lager geteilt hat?«
    Francesca errötete und vermied es, Umberto anzusehen. Sie dachte an die vergangene Nacht, als er sie gehalten hatte, und wünschte sich nichts mehr, als dass es heute Nacht wieder geschehen werde. Der Vogt schien ihre Gedanken zu erraten und lächelte sie an. Francesca stellte den Leuchter auf den Tisch und kniff die Augen zusammen. Schließlich sagte sie:
    »Ja, es war die Kleine, die jetzt Benedettos Weib ist. Kaum ein Mann in Grosseto, der ihr nicht verfallen war. Mein Bruder hat sie mit Geschenken überhäuft für ihre Dienste … er dachte immer, ich weiß es nicht.«
    Sie verzog spöttisch den Mund und nahm ihre Arbeit wieder auf. Ihr Bruder war ein verdammter Narr gewesen.
    »Dann weiß ich jetzt, wie wir den Prete zum Reden bringen.«
    Umberto gab Francesca einen herzhaften Kuss auf den Mund. Sie war wirklich eine bemerkenswerte Frau.
    Zunächst hatte sich Benedetto gegen Umbertos Plan gesträubt. Dieser sah vor, dass Habibi als Lockvogel zum Pfarrer ging und ihm einen Trank einflößte, der ihm die Wahrheit entlocken sollte. Benedetto hatte Angst um seine Frau, doch als auch Hector ihm gut zuredete, gab er nach.
    »Deinem Weib kann nichts geschehen«, versicherte ihm Nwuma, »ich werde in der Kirche sein und die beiden keinen Moment aus den Augen lassen.«
    Benedetto nickte. Er hatte die Tatsache, dass Habibi einst eine begehrte Hure gewesen war, vollkommen aus seinem Herzen verbannt. Sie war seine Frau, und er liebte sie. Er wollte nicht mehr mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden.
    »Gib deinem Herzen einen Ruck«, sagte Hector und legte den Arm um seinen Nachfolger, »der Herrgott wird es dir danken.«
    Mahmut blieb spurlos verschwunden. Er hatte weder Kleidung noch ein Pferd mitgenommen. Donna Donata wurde das Gefühl nicht los, dass sein Verschwinden unmittelbar mit dem Tod Ascanios zusammenhing. Doch als die Tage vergingen und alle Nachforschungen erfolglos blieben, ließ sie die Suche nach ihm einstellen. Wahrscheinlich war er tot; vielleicht von Räubern oder hungernden Söldnern ausgeraubt und erschlagen.
    Es war zwei Wochen nach dem Tod des Conte. Donna Donata hatte sich mit Paolo in ihr Gemach zurückgezogen, um zu speisen, als ein Bote vorsprach. Er hielt einen Brief in Händen, versehen mit dem Siegel der Vallombrosaner in Gaiole. Jäh überfiel sie Angst. War etwas mit Carlo geschehen?
    Flehend sah sie ihren Stiefsohn an. Der war aufgesprungen und hatte das Siegel erbrochen. Die ersten Worte las er laut vor, doch dann stockte seine Stimme. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und hielt sich das Blatt vor die Augen, als könnte er nicht fassen, was da zu lesen war. Schließlich gab er den Brief an seine Stiefmutter weiter.
    »Lest selbst«, sagte er, und seine Stimme war leise vor verhaltenem Zorn, »Mahmut kehrt nicht mehr zu uns zurück.«

29. KAPITEL
    D er Prete konnte sein Glück kaum fassen. Endlich, nach Jahren der Sehnsucht, hatte sich die Zauberin der Lüste in seine Kirche geschlichen und ihr Zeichen, die sieben Steine, in einer Reihe direkt vor dem Seitenaltar ausgelegt. Jeder Stein bedeutete einen Tag, den sie in Grosseto lagerten, und der Stein, den er fortnahm, stand für den, an dem sie ihn besuchen sollte. Die Lesart des Zeichens war von links nach rechts, wie in einem Buch. Der Pfarrer seufzte tief und nahm den zweiten Stein an sich. Eine Nacht noch – und er würde sie wieder in den Armen halten, die Frau mit Augen wie Kohlen und einem Leib, so süß und duftend wie frisches Brot. Gierig sog er die Luft ein und versuchte, sich das Aroma ihrer Haut vorzustellen. Er würde sündigen, aber waren nicht alle Menschen schwach und sündig? Und liebte Christus nicht am meisten diejenigen von ihnen, die am schwächsten und verderbtesten waren? Er blickte auf die Schwingen des Verkündigungsengels und meinte, eine Bewegung darin zu bemerken. Dieses Bild war ihm unheimlich. Er bekreuzigte sich und verließ die Kirche. Morgen, dachte er, morgen!
    Als Habibi sich am nächsten Tag der Kirche näherte, hatte sich Nwuma bereits auf der Empore versteckt. Benedetto war in die
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