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Das geheime Prinzip der Liebe

Das geheime Prinzip der Liebe

Titel: Das geheime Prinzip der Liebe
Autoren: Hélène Grémillon
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bei dir behalten?

    Ein kleines Flugzeug kam angeflogen und landete nur hundert Meter entfernt. Ich wollte die Erde nicht mehr. Wollte
den Himmel, den Himmel, wo nun alle wohnten, die ich liebte. Ich ging zum Flugplatz. Der Pilot war sehr freundlich. Eine Viertelstunde? Eine halbe?
    Eine Stunde.
    Ich könne mir keinen besseren Führer wünschen, er kenne den See wie seine Westentasche.
    »Hervorragend«, sagte ich, während er mir beim Einsteigen half.
    Sein Blick fiel auf meinen Bauch. Siebenter Monat, meinte er, das gehe noch, keine Gefahr, dort oben zu entbinden. Es werde bestimmt ein Junge. Ein künftiger Pilot! Vielleicht ...

    Ich sah, wie das Wasser zurückwich. Es war großartig. Ich fühlte mich so allein. Ich würde es nicht schaffen. Der Pilot sprach in meinem Helm, er zeigte mir mit ausgestrecktem Arm diese und jene Sehenswürdigkeit. Die Kirche von Nuisement, die gerettete Holzkirche ...
    Ich kannte die Geschichte, vielen Dank.
    »Sehen Sie nur das Licht!« Der Pilot wies auf den Himmel, der in den Feuerfarben des Sonnenuntergangs erstrahlte. Das Flugzeug gewann an Höhe. Ich schob den Helm in den Nacken, wollte seine Stimme nicht mehr hören, presste das Schulheft an mich. Mein Baby bewegte sich heftig, ich streichelte meinen Bauch, um es zu beruhigen. Das Flugzeug stieg höher, die Sätze tanzten, formten sich neu, und langsam klärte sich alles.
    Sehen Sie nur das Licht.

Paul hatte gesagt:
    Einverstanden ... Wenn du glaubst, dass ich die Bezeichnung Ehemann nur verdiene, wenn ich mit diesem Mädchen schlafe, werde ich es tun. Aber bloß ein Mal, ein einziges Mal, hörst du?
    Paul wusste, was er an diesem Tag tun würde. Er war früher aus der Redaktion heimgekehrt, kam in den Salon, sagte ohne Umschweife: »Gehen wir!«
    Keine Zeit für einen Blick zu Elisabeth, kein Platz für Ausflüchte. Er drehte sich nicht um, zweifelte keine Sekunde, dass Annie ihm folgte.
    Er betrat das »Zimmer ohne Wände« als Erster, hier ging es nicht um Galanterie. Vor ihm, zwischen den Staffeleien, stand ein Bett.

    Er wendet sich ab, blinzelt schnell, geht zu dem schweren Vorhang, schiebt ihn zurück und öffnet das Fenster, Luft!
    Er stellt sich davor, wie er sich sonst vor den Kamin im Salon stellt. Es ist seine Art, er bleibt gern stehen. Es ist Pauls Art. Plötzlich entschlüpft der weiche weiße Stoff der Gardine durch das Fenster und flattert im Wind. Pauls Augen richten sich darauf, und er spricht. Er ist aggressiv, ist außer sich über diese Situation, über dieses Mädchen, das Elisabeth die Idee in den Kopf gesetzt hat.

    »Ich weiß nicht, was du erwartest. Aber zwischen uns wird nichts passieren. Wir bleiben ein paar Minuten, dann gehe ich raus. Du wartest, ehe du mir folgst, als müsstest du dich zurechtmachen.«

    Bleierne Stille legt sich über das Zimmer. Die einzige Leichtigkeit kommt von der Gardine, die vor Pauls Augen flattert.
    Nach einigen Minuten wendet sich Paul zur Tür, um hinauszugehen. Dann dreht er sich um, stößt Drohungen aus, um Annie daran zu hindern, Elisabeth alles zu erzählen.

    Paul schloss die Tür hinter sich und ging zurück in den Salon. Stellte sich vor den Kamin, an seinen Platz, Sommer wie Winter. Elisabeth sah ihn an, wie man einen Verräter anschaut, der seinen Gewohnheiten treu bleibt. Ohne einen Augenblick daran zu denken, dass, wenn er einer Gewohnheit treu geblieben war, dann ihr.
    Es war der 9. April. Die Feuerböcke waren leer. Draußen wärmte die Sonne.
    Anfang Mai verkündete Paul, der die Tage zählte, Elisabeth, dass Annie nicht schwanger sei. Er wollte es dabei belassen, hatte nichts hinzuzufügen, rechnete nicht mit Fragen.
    »Woher willst du das wissen?«
    Paul war verwirrt, sah sich wieder im »Zimmer ohne Wände« vor der Gardine stehen, die flattert, flattert, flattert.
    Wir hatten vereinbart, wenn sie nicht schwanger ist, würde sie die Gardine im Fenster ihres Zimmers einklemmen.
Damit ich abends, wenn ich die Auffahrt heraufkomme, die Gardine sehe, Bescheid weiß und es dir sagen kann. Wir haben das gemeinsam entschieden, nachdem ... Du verstehst schon, als wir fertig waren ...
    Paul log. Er hatte diesen Code soeben erfunden, diese Komplizenschaft, um zu erklären, woher er wusste, dass Annie nicht schwanger war.

    Hätte die Nachricht sie nicht so bestürzt, hätte Elisabeth an jenem Morgen gemerkt, dass Paul nicht wie gewohnt vor dem Kamin stand, sondern am Fenster.
    Dann hätte Elisabeth verstanden, dass Paul von diesem ungewöhnlichen Platz auf
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