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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen
Autoren: Ueberreuter
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Schwager. Ich fürchte, wir haben uns gegenseitig einiges zu vergeben. Und die kleine Philippa ... und seine Königliche Hoheit ... o weh, o weh!«
    Pippa drehte sich um und griff nach der Hand des Haushofmeisters, der mit kummervoller Miene und blass vor Schreck hinter ihr stand. »Hört zu, ihr beiden«, sagte sie. »Euch trifft keine Schuld. Ostwind war der Böse – und Zarter Blütenzaub... Liang Dong hat versucht uns zu helfen. Es ist nur ein bisschen danebengegangen.«
    »Ich habe es vermurkst«, orgelte der Dschinn betrübt. »Ich habe es so schrecklich, schrecklich vermasselt. O weh, o weh.« Sein Gesicht verzog sich weinerlich und die ersten Tränen rollten über seine runden Wangen.
    Pippa wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück undstarrte die drei Männer an, den schwarzen, den weißen und den riesigen, die da im Kreis standen und lamentierten, jammerten, stöhnten und weinten. Sie begann zu lachen. »Es ist jetzt gut«, rief sie laut. »Bitte hört auf. Wir müssen hier noch eine Menge in Ordnung bringen, ehe alles wieder so ist wie früher. Und dazu brauche ich eure Hilfe. Schaut euch das Schloss an. Das kann so nicht bleiben. Und draußen ist ein finsterer Wald, in dem Oger und andere Wesen herumlaufen. Ich möchte unseren schönen alten Park wiederhaben.«
    »Und den Nordturm«, warf eine Stimme aus der Höhe ein. »Ach, Nordturm!«
    »Den Südturm! Oh, Südturm!«
    »Also, ans Werk!« Pippa klatschte energisch in die Hände. »Gut gesprochen, junge Dame«, sagte der König, der seinen Rundgang durch den Thronsaal inzwischen beendet hatte. »Das hier ist nicht mein Schloss. Ich möchte, dass das geändert wird!« Er runzelte die Stirn und sah die anderen an. »Laurentio! Geh an die Arbeit. Wozu bist du mein Zauberer? Alfons, ich brauche dich an meiner Seite. Hast du etwas zu schreiben?« Sein Blick wanderte weiter, an dem Dschinn empor, und er räusperte sich. »Ah. Zarter … äh. Ja. Du wirst zusehen, dass hier alles wieder in Ordnung kommt. Aber zack, zack!«
    »Ferdinand«, sagte seine Frau und zupfte ihn am Ärmel. »Was ist mit unserem Sohn?«
    Alle wandten sich um und sahen den immer noch erstarrt dastehenden August an, der auf irgendetwas vor sich zeigte. Dann drehten sich die Köpfe und alle sahen Pippa fragend an.
    »Oh«, murmelte sie. »August. Nun ja, dann werde ich mich jetzt wohl besser mal um ihn kümmern.«
    Pippa stand eine Weile vor ihm, nahm seinen Anblick in sich auf, war sich bewusst, dass die Blicke seiner Eltern sie durchbohrten. Dann seufzte sie und legte ihre Hand auf seine Wange. Wahrscheinlich war dies das letzte Mal, dass sie ihn so berühren durfte, und es war ihr vollkommen gleichgültig, was der König oder Mirabelle jetzt denken mochten.
    »Augustin, Prinz«, sagte sie leise. Die Königin atmete tief und erwartungsvoll ein. Alle warteten. Nichts geschah.
    »Was ist das?«, rief Königin Joséphine schrill. »Warum steht er immer noch so da? Unternehmt doch irgendetwas!«
    »Ruhig«, murmelte ihr Gemahl. »Sie macht das schon. Tapferes Mädchen.«
    Pippa schüttelte den Kopf. Na gut, wahrscheinlich war das nicht präzise genug, um den Zauber zu lösen – so war es ja auch bei ihrem Vater gewesen. Sie räusperte sich und sagte: »Seine Königliche Hoheit, Kronprinz Augustin, Thronfolger von Almay.«
    Jetzt hob ein Atemzug die Brust des jungen Mannes. Die Königin lachte und klatschte in die Hände, der König knurrte beifällig.
    Augustin schlug die Augen auf. Er sah sich um. Sein Mienenspiel war schwer zu deuten, aber er schaute nicht besonders glücklich drein. Dann fiel sein Blick wieder auf Pippa, die mit angehaltenem Atem vor ihm stand und fest ihre Daumen umklammerte. Vielleicht ging ja alles noch gut aus. Vielleicht – vielleicht …
    »Danke, meine Liebe«, sagte der Prinz und ließ sie stehen. Er ging zu seinen Eltern, nickte ihnen zu und sagte: »Jetzt müssen wir Ordnung schaffen. Ich habe das Schloss gesehen. Teile davon sind ganz hübsch, die sollten wir behalten.« Er sah sich abschätzend um. »Dieser Thronsaal ist viel eleganter und eindrucksvoller als unser alter, der war ja wirklich ein bisschen schäbig. Den lassen wir so.«
    Pippa fühlte sich, als hätte ihr jemand eine Schaufel über den Kopf gezogen. In ihren Ohren klingelte und sauste es. Alle anderen standen starr, als hätte der Dschinn sie erneut aus der Zeit gezaubert. Der Prinz fuhr ungerührt weiter fort, wobei er eine Augenbraue pikiert in die Höhe zog: »Haushofmeister. Nun, das
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