Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen
Autoren: Ueberreuter
Vom Netzwerk:
besser«, sagte Mathis und bewegte seine Schultern. »Was ist mit Jan?« Er zeigte auf den Blonden, der wie ein Toter neben ihm lag.
    »So geht es«, sagte Pippa und klatschte erleichtert in die Hände. »Mathis kennt doch alle! Er kann mir sagen, wie sie heißen und wohin sie gehören!«
    »Du bist ein kluges Mädchen«, sagte der Dschinn. Er legte seine große Hand auf ihren Rücken und schob sie zu den beiden Männern, die neben dem Thron auf dem Boden lagen. »Dein Vater.«
    Pippa biss die Zähne zusammen. Sie wandte sich ab und ging zu dem Weißclown auf der anderen Seite, kniete sich neben ihn und rief: »Alfons. Haushofmeister.«
    Ein Beben lief durch den Körper des Mannes. Er richtete sich langsam, mühsam auf Hände und Knie auf,setzte sich hin, schüttelte den Kopf. Das furchterregende weiße Gesicht mit den lackschwarzen Augenbrauen und dem blutroten Mündchen sah Pippa leer und verwirrt an.
    Sie überwand den Schrecken, den der Anblick in ihr auslöste, und berührte die Hand des Mannes. »Onkel Alfons«, sagte sie leise. »Komm zurück.«
    Er stöhnte und senkte den Kopf, legte das Gesicht in die Hände und krallte die Finger um seinen Kopf. Dann blickte er wieder auf, und das schreckliche Clownsgesicht blieb wie die papierdünne Hülle einer Schmetterlingspuppe in seinen Händen zurück, zerbröckelte und zerfiel zu weißem Staub. Das vertraute Gesicht ihres Onkels blickte sie an, er blinzelte und öffnete den Mund. »Pippa, mein Herzblatt. Was war das nur für ein grässlicher Traum?« Sein Blick wanderte an ihr vorbei, fiel auf den zusammengesunken neben ihm liegenden Zauberer und dann auf August, der als Letzter starr und gebannt mitten im Saal stand. »O weh«, sagte Alfons mit brüchiger Stimme. »O weh, o weh!« Er verbarg sein Gesicht im weiten Ärmel seines Gewandes.
    Pippa schluckte. »Was hat der Zauber ihm angetan?«, fragte sie den Dschinn.
    »Er hat einen magischen Querschläger abbekommen«, murmelte Liang Dong. »Etwas von Ostwinds Essenz hat sich mit seiner Seele vermischt. Ich sagte doch, ich habe den Zauber schrecklich vermurkst.« Seine Miene war schuldbewusst. »Werden sie sich davon erholen?«, fragte Pippa beklommen. Der Dschinn zögerte, dann nickte er, aber seine Zuversicht war so löchrig wie ein alterStrumpf. »Ich glaube, dass sie alles vergessen werden«, sagte er.
    Pippa sah noch einmal zu dem zusammengekauert dasitzenden Haushofmeister hin, dann nickte sie entschlossen und kniete sich an die Seite des wie tot daliegenden Zauberers. Nicht mein Vater, flüsterte das Stimmchen in ihrem Kopf. Sie brachte es zum Schweigen, legte ihre Hand auf das rote Haar, schluckte zweimal und flüsterte: »Laurentio. Hofzauberer.«
    Nichts regte sich unter ihrer Hand. Sie räusperte sich energisch und sagte laut: »Laurentio. Hofzauberer.« Kein Atemzug hob die Brust des Mannes, kein Hauch Farbe überzog seine bleichen Wangen. Seine Lider blieben fest geschlossen und zuckten nicht einmal.
    Pippa biss aufgeregt auf ihren Zeigefinger. Warum? Warum konnte sie den Bann ausgerechnet bei diesem Mann nicht lösen?
    Weil er nicht dein Vater ist , flüsterte das Stimmchen spöttisch.
    Pippa ballte die Fäuste und holte tief Luft. Dann griff sie nach Lorenzos/Laurentios Hand, drückte sie fest und sagte: »Laurentio. Hofzauberer. Mein – mein lieber Papa.«
    Ferner Donner rollte über den Himmel. Laurentio atmete bebend ein und öffnete die Augen. Sein Blick suchte ihr Gesicht. Pippa erwiderte ihn voller Furcht, aber da war kein giftiger grüner Funke, kein scharfes, böses Gefühl. Laurentio blinzelte zweimal, hustete und sagte heiser: »Hast du irgendwo meine Brille gesehen, Philippa Saffronia?«
    »Nein, Papa«, erwiderte sie leise. »Schön, dass du wieder bei mir bist.«
    Sie half ihm, sich aufzusetzen. Er fuhr mit den Händen durch sein Haar, bis es widerborstig abstand, zupfte an dem ungewohnten Bart, schnaufte leise und schüttelte sich angewidert. »Das war nicht schön«, murmelte er. »Meine liebe Tochter, wie sehr musst du mich jetzt hassen.« Er schlug die Augen nieder, wie es vor ein paar Minuten auch Alfons getan hatte, und verbarg sein Gesicht in den Händen.
    Ohne zu zögern oder nachzudenken, umarmte Pippa ihn und drückte ihn fest an sich. »Du bist mein Papa«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich habe dich schrecklich vermisst.« Er erwiderte ihre Umarmung, aber sein Gesicht blieb abgewandt und seine Schultern bebten.
    »Laurentio«, erklang eine Stimme hinter ihnen. »Lieber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher