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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition)
Autoren: Rainer Wekwerth
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aufmunternden Klaps, und Karem rannte befreit von der Last des Versagens auf den Planwagen zu, wo seine Mutter gerade dabei war, den großen Eisenkessel, in dem sie das Abendessen zubereiten wollte, auszuladen.
    Djorans anderer Sohn, Gram, trat aus dem Schatten der Bäume. Groß, muskulös, mit langem blonden Haar, war der Zweiundzwanzigjährige, ebenso wie seine Schwester Marga, ein Abbild seiner Mutter.
    »Du hast alles beobachtet?«, fragte Djoran, ohne sich umzudrehen.
    Gram hatte längst aufgehört, sich über die manchmal fast unheimlichen Fähigkeiten seines Vaters zu wundern.
    »Ja«, meinte er schlicht.
    »Was sagst du?«
    »Ich denke nicht, dass er es lernen wird.«
    Djoran wandte sich um. Seine Augen hefteten sich auf Gram, aber er entdeckte keine Bosheit darin. Auch Gram liebte Karem über alles.
    »Du hast recht!«, seufzte der Vater. »Aber es wäre besser, er würde es lernen. Die Zeiten sind schlecht, und ein Mann muss sich verteidigen können. Durch den Geburtsfehler an seiner rechten Hand wird er niemals ein Schwert richtig führen können.«
    Grams Hand machte eine leichte Bewegung, wie ein funkelnder Blitz durchschnitt sein Dolch die Luft und bohrte sich zitternd neben der Klinge seines Vaters ins Holz.
    »Mach dir keine Sorgen, Vater. Ich werde ihn beschützen!«
    Djorans Augen glänzten voller Stolz, aber dann trat ein wehmütiger Schimmer in seinen Blick.
    »Du wirst nicht immer da sein, um ihn beschützen zu können.«
    Mit diesen Worten wandte er sich um und ging zurück zum Lager.
     
     

5.
     
    Die Häuser der Stadt drängten sich schutzsuchend im Schatten einer Trutzburg aneinander und wirkten dadurch wie eine Schar Küken, die sich unter den Flügeln der Glucke verstecken wollten.
    Ein schmaler Fluss, von ausgeschwemmtem Schwefel gelb gefärbt, wand sich durch die Ansammlung von Gebäuden.
    Einfache Lehmhütten, aber auch Häuser aus massivem Stein, Lagerhallen aus Holzplanken gefertigt und ehemals weiß getünchte Kalksteinhäuser, boten ein wildes, aber abwechslungsreiches Bild.
    Über allem erhoben sich die schwarzen Mauern der Burg, die auf der flachen Spitze eines kegelförmigen Hügels errichtet worden war. Das Banner des Fürsten von Melwar wehte auf den Zinnen. Zwei gepanzerte Fäuste, die gemeinsam ein Schwert nach oben streckten, auf rotem Grund.
    Djoran blickte von seiner erhöhten Stellung auf das friedliche Bild der im Morgennebel schlafenden Stadt. Die Menschen hier hatten den Wald zurückgedrängt, um Platz für eine mit Getreide bebaute Ebene zu schaffen. Nicht weit vor ihm, nur eine Meile von den letzten Häusern entfernt, entdeckten seine Augen die Ansammlung von Hinkelsteinen, die als perfekter Kreis den Zugang zu einer anderen Welt bedeuteten.
    Auf Thuur gab es zwei Dimensionstore. Eines führte nach Omrak, der Welt des Handels, und lag weit im Westen von hier. Dieses Tor aber brachte Menschen, die es betraten, nach Vern in die Waldwelt. Der Sage nach hatte die Rasse der Unberührbaren die Tore geschaffen und damit die Welten des Netzes miteinander verbunden. Die Erbauer waren schon seit Jahrtausenden verschwunden, falls es sie überhaupt gegeben hatte, aber die Menschen benutzten noch immer die Tore, ohne zu verstehen, wie sie funktionierten.
    Stets war es ein Kreis, den die über drei Meter hohen grauen Steinriesen bildeten, mit einem Radius von zehn Metern. Die Erschaffer schienen die Grundfläche bewusst klein gehalten zu haben, um zu verhindern, dass ganze Armeen die Tore durchschritten und ihre Nachbarwelten überfielen.
    Trotzdem kam es immer wieder zu Überfällen. Besonders im Westen Thuurs waren die Omraks eine ständige Bedrohung, da sie mit ihren gigantischen Luftschiffen auf der Suche nach Sklaven für ihr Reich waren und andere Welten in Angst und Schrecken versetzten.
    Djoran hatte Thuur nie verlassen, aber als er noch ein Krieger gewesen war, hatte er an Schlachten gegen die Omraks teilgenommen. Nie würde er den Anblick vergessen können, wenn sich eines der mehr als hausgroßen Luftschiffe durch einen Spalt am Himmel schob und in diese Welt eindrang.
    Der Rumpf solch eines Schiffes konnte die Sonne verdecken und sein Schatten, der gleich einem Adler über den Boden zog, hatte ihn stets in Unruhe versetzt. Aber das Schlimmste waren die dröhnenden Trommeln gewesen, mit denen den an Bord befindlichen Sklaven der Rhythmus vorgegeben wurde, in dem sie die großen, lederbespannten Flügel des Schiffes zu bewegen hatten, die das Luftgefährt steuerbar
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