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Das feuchte Nachtgespenst

Das feuchte Nachtgespenst

Titel: Das feuchte Nachtgespenst
Autoren: M. K. Bloemberg
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Saal. Große Fenster durchbrachen die Wände, so dass helles Tageslicht den Saal flutete. Stuck verzierte die Fensterrahmen und die Decke, wo sich Gemälde mit biblischen Darstellungen des jüngsten Gerichtes, der Entgegennahme der zehn Gebote von Mose und vieler weiterer aneinanderreihten, in denen das Recht eine Bedeutung besaß. Die Säulen zwischen den Fenstern zierten große Portraits aus der langen Ahnenreihe der Familie de St. Courchose und es machte den Eindruck, als würden auch die Vorfahren zu Zeugen der Urteile, die in diesem illustren Saal gesprochen wurden.
    Über schwarz-weiße Fliesen im Schachbrettmuster hallten die Schritte der Neuankömmlinge und es dauerte seine Zeit, bis sie das Podest mit den beiden hochlehnigen Stühlen erreicht hatten, die nebeneinander standen. Graf Maximilien hatte dort bereits auf dem rechten Stuhl Platz genommen.
    »Pierrette, Liebste, Ihr kommt zu einem unangenehmen Zeitpunkt, um mir einen Gast vorzustellen, aber es lässt sich wohl nicht vermeiden«, lächelte Maximilien entschuldigend.
    Die Gräfin lächelte kalt zurück. »Ich habe diesen ehrwürdigen Gast bei einem Ausritt getroffen und ihm unsere Gastfreundschaft angeboten. Er befindet sich auf seiner Grand Tour und kommt aus Deutschland.«
    Maximiliens Brauen hoben sich überrascht und interessiert. »Natürlich, sehr gut.«
    Friedrich von Ranestein trat steif vor Maximilien de St. Courchose, lüftete den Dreispitz und verbeugte sich mit kerzengeradem Rücken. »Friedrich von Ranestein, Baron von Eppstein und Erbsohn des Grafen von Ranestein, Eure Durchlaucht. Ich bin zutiefst geehrt und bedankt von Eurer gnädigen Gastfreundschaft und wie warm Ihr mich willkommen heißt.«
    Maximilien blickte an Friedrich von Ranestein vorbei, als sich die Tür des Saales erneut öffnete und mehrere Personen sich anschickten, vor den Grafen zu treten. Nicht unfreundlich bestätigte Maximilien Friedrich von Ranestein die Gastfreundschaft, die er so lange geniessen mochte, wie er wollte und wies ihn an, zur Seite zu treten.
    Seine Gattin nahm auf dem Sessel neben ihm Platz, denn sie hatte bereits die Ankömmlinge erkannt und gratulierte sich in Gedanken zu ihrer ungewollten, doch perfekten Zeitplanung. Ihre Anwesenheit würde die Angelegenheit beschleunigen und ein köstliches Theaterstück werden. Sie warf einen Seitenblick zu ihrem Gatten, dessen Zügellosigkeit und Laster sie oft in Rage versetzte, doch wie er nun mit hartem Blick und so männlichen Gesichtszügen neben ihr Gericht halten würde, ließ sie Stolz empfinden.
    Maximilien lächelte Friedrich von Ranestein zu, der seinen Platz neben dem Podest mit dem Grafenpaar inmitten der Hoflakaien gefunden hatte, und verkündete mit lauter, harter Stimme, dass alle es hören mussten »Seht und staunt, wie Graf Maximilien de St. Courchose nun Gericht halten wird. Gerecht wie Iustitia selbst, hart und von gnädiger Schnelligkeit wie die Klinge eines Degens und strafend wie Gottvater Zeus.« Friedrichs asketisches Gesicht blieb ausdruckslos und interessiert blickte er wie alle den zwei Soldaten entgegen, die eine weinende Frau vor den Grafen mehr zerrten als begleiteten. Am Fuße des Podests zwangen die Soldaten, ihre Hand am deutlich sichtbaren Degen, der von ihren Schärpen hing, die junge Frau auf die Knie.
    Diese rang die Hände und flehte »Bitte, Eure Durchlaucht, bitte, hört mich an!«
    »Schweigt!«, rief Tristan Jaunefesses, Kämmerer des Grafen und minderte die herrschaftliche Dominanz seines Auftrittes allein durch seine hohe, weibische Stimme. Er trat aus der Reihe der Hoflakaien vor und übernahm die Rolle des Anklägers. Umständlich öffnete er ein Schriftrolle, räusperte sich und stellte einen Fuß vor in dem vergeblichen Versuch seiner Anklägerrolle gerecht zu werden, die in ihrer Bedeutung größer war als seine geringe Persönlichkeit es gestattete.
    »Aimée Valeau, Ihr werdet beschuldigt, für das Haus von Jousfeyrac Spionage betrieben und Eure Pflichten und Euer Wort Eurem Herrn, Seiner Durchlaucht Maximilien de St. Courchose, schändlich verraten zu haben. Ihr wurdet beobachtet und auf frischer Tat ertappt, wie Ihr ein Spionageschriftstück an der Baumwurzel nahe des Eros-Lusttempels verstecken wolltet.«
    Pierrette verzog keinen Gesichtsmuskel, jubilierte innerlich jedoch, dass es ihr zwischen den Beinen auch ohne spezielles Höschen warm wurde. Dieses Wiesel Fulbert hatte ihr gehorcht und endlich würde sie dieses neue Spielzeug ihres Gatten loswerden,
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