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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen
Autoren: Stephen Dobyns
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das ist ein Haufen Quatsch, genau wie Fliegende Untertassen und Gespenster – Geschichten, die sich die Leute erzählen, um ihr Leben interessanter zu machen. Sogar bei Hypnose habe ich meine Zweifel. Und Telepathie? Dieser Chmielnicki hat meine Gedanken nicht gelesen. Er hat mir nur ins Gesicht gesehen.«
    Bobby hört ihm grinsend zu. Er weiß, dass Woody ihm was vormacht, auch wenn es stimmt, was er sagt. »Wirst du demnächst noch mal zu Chmielnicki gehen?«
    Woody schüttelt den Kopf. »Ich will’s ja nicht drauf ankommen lassen.«
    Hercel hat eine Woche lang in der Schule gefehlt, aber jetzt geht er wieder hin. Er wohnt draußen auf der Farm, hängt jedoch trotzdem mit Baldo herum. Er mag ihn, auch wenn er nicht weiß, warum. Nichts davon leuchtet wirklich ein. Er weiß nur eines: Wenn Baldo seine Furzmaschine an ihm ausprobiert, kriegt der eins auf die Rübe.
    Hercel fährt mit Bernies altem Dreigangfahrrad, aber er war damit noch nicht in der Stadt. Es wird zu früh dunkel. Immerhin sind weniger Kojoten unterwegs. Balfours Kojoten, das heißt, die zwei, die noch übrig waren, sind zu seiner Farm und in ihren Zwinger zurückgekehrt. Leute von der Naturparkbehörde haben sie abgeholt, und es heißt, sie kämen in den Zoo.
    Woody war zu Vasa Koraks Farm in North Ahsford gefahren. Der Professor von der University of Connecticut hatte Bobby erzählt, er habe von anderen Leuten gehört, die Kojotenwelpen aufgezogen hätten, und Woody wollte wissen, wie diese Leute hießen. Na ja, einer habe in Krumville, New York gewohnt, und einer in der Nähe von Albany. Wie sie hießen, habe er vergessen, sagte Korak. Vielleicht habe er es auch nie gewusst.
    Nach mehreren frustrierenden Fehlschlägen erfuhr Woody, dass Balfour vor einigen Jahren in der Notaufnahme des Albany Medical Center gearbeitet hatte. Und aus der Personalabteilung dieser Klinik bekam er die Information, Balfour habe auf einer kleinen Farm ein paar Meilen weit östlich von Petersburg gewohnt, einem Dorf vor der Grenze nach Massachusetts und Vermont.
    Also beschloss Woody, einen Ausflug zu machen. Es war Indian Summer, die Luft war frisch, der Himmel blau. Natürlich wollte er nicht mit dem Tundra fahren. Der verbrauchte zu viel Benzin. Die Alternative bestand darin, Bobby zu besuchen, der inzwischen wieder zu Hause war. Der Arzt hatte gesagt, er dürfe noch nicht Auto fahren, und Woody verließ sich auf Bobbys Großzügigkeit. Trotzdem musste er ordentlich betteln, bevor Bobby sich bereit fand, ihm den Z zu leihen. Schließlich hatte Woody ihm zweimal das Leben gerettet, auch wenn man sagen konnte, dass Woody derjenige war, der es in Gefahr gebracht hatte. Bobby stellte nur eine einzige Bedingung: Katzen und Hunde durften unter keinen Umständen in das Auto. Schon gar nicht Ajax.
    Woody fuhr am Samstagmorgen los und nahm Jill mit. Sie fuhren nordwärts durch Hartford und Springfield und dann auf dem Massachusetts Turnpike nach Westen. Wie in einer stillschweigenden Übereinkunft erwähnten sie die Ereignisse in Brewster nicht. Stattdessen unterhielten sie sich über das Skilaufen. Jill hatte in Boulder als Skilehrerin gearbeitet, und jetzt wollte sie Woody Unterricht geben, der noch nie auf Skiern gestanden hatte und auch nicht den Ehrgeiz hatte, es zu lernen. Aber Jill wollte es, und die Sache erforderte ausführliche und ernsthafte Diskussionen.
    Zweimal beschleunigte Woody den Z, wenn der Verkehr dünner war, auf hundertzwanzig Meilen. Beide Male versäumte er es, Jill zu warnen, sodass sie nach Luft schnappte.
    Die Farm lag westlich der Green Mountains an einem Hang – zwanzig Hektar Wiesen, umgeben von Bäumen. Der Eigentümer hieß Jamison und war Maler. »Kunstmaler, kein Anstreicher«, sagte er. »Ich könnte im Leben kein Haus anstreichen. Ich habe Angst vor Leitern.« Jamison hatte eine Frau, zwei Töchter und zwei bellende schwarze Labradors. Er war um die vierzig und trug sein graues Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, der halb über den Rücken reichte. Er erinnerte sich recht gut an Balfour, aber an die Kojoten erinnerte er sich besser.
    »Das waren große Biester. Er hat den Zwinger aufgemacht, und sie sind herumgerannt. Ich musste die Mädchen im Truck lassen, und meine Frau auch. Sie griffen mich an und schwenkten ab, wenn Balfour pfiff. Haben mir eine Scheißangst eingejagt, und ich konnte Balfour ansehen, dass ihm das gefiel. Es gefiel ihm, dass ich Angst hatte. Ich habe ihm gesagt, er solle die verdammten Tiere wieder in den Zwinger
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