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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen
Autoren: Shannon Drake
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Seele zu dringen schienen, sich um ihre Seele legten und das Leben aus ihr herauspressen wollten, wie es die Hände mit ihrem Körper versuchten.
    Sie trat um sich.
    Sie versuchte weiterzuschreien, aber ihr Atem reichte nicht mehr, sie brachte keinen Laut mehr zustande, keine Luft drang mehr in ihre Lunge.
    Nur ihr Puls, das Hämmern ihres Herzens …
    Kämpf weiter! Kämpfe! Selbst als eine Finsternis, dunkler als die Nacht, sich vor ihre Augen legte. Tritt, kratze, kämpfe! Pack diese Hände!
    Die Hände … die nachgaben, als sie ihre Nägel tief darin vergrub.
    Schreie, noch immer laute Schreie.
    »Megan! Herr im Himmel, so hör doch auf! Megan!«
    Wieder legten sich Hände auf ihre Schultern und schüttelten sie. Sie schlug danach, fest, verzweifelt.
    »Megan! Verflixt noch mal, Megan! Wach auf!«
    Verblüfft schlug sie die Augen auf. Noch immer hörte sie ferne Schreie, aber sie stammten von ihr.
    »Megan!«
    Finn saß rittlings auf ihr. Mit der Rechten umklammerte er ihre Handgelenke, mit der Linken rieb er sich das Kinn. Er starrte auf sie herab. Seine Augen blitzten wie Messerstahl, sein Gesicht war aschfahl.
    »Megan! Was zum Teufel ist los mit dir?«
    Sie hörte abrupt zu schreien auf.
    Sie wurde aus der unglaublichen Realität ihrer Traumwelt in die Wirklichkeit zurückgeholt. Und im wirklichen Leben lag sie im Bett einer ruhigen kleinen Pension, die sich in einem ruhigen, historisch bedeutsamen Ort befand, der nur im Oktober etwas belebter war.
    »Finn! Oh mein Gott, Finn!«
    Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
    »Willst du mir noch einen Kinnhaken verpassen?«
    »Das habe ich nicht getan!«
    »Doch.«
    »Es tut mir schrecklich leid. Bitte …!«
    Er ließ sie frei. Sie schlang die Arme um seinen Nacken. Sie zitterte, am liebsten hätte sie hemmungslos geweint.
    Ein Traum, es war doch nur ein Traum gewesen.
    Er schob sie nicht weg, aber seine Schultern waren steif wie ein Brett. Als sie sich zurückzog, lag ein wachsamer, distanzierter, vorwurfsvoller Blick in seinen zusammengekniffenen grünen Augen.
    »Megan, du meine Güte, was war denn das?«
    »Ich hatte einen grauenhaften Albtraum.«
    »Einen Albtraum? Und dabei musstest du schreien, als wären dir tausend Bluthunde auf den Fersen? War es denn so schlimm?«
    In diesem Moment pochte es lautstark an der Tür.
    Megan biss sich auf die Unterlippe und zuckte zusammen. Finn sprang auf und schlüpfte in den Frotteemantel, den sie auf den Boden hatte fallen lassen.
    Er machte die Tür auf. Vom Bett aus sah Megan den schwach beleuchteten Gang und Mr Fallon, den Verwalter und Mann für alles in Huntington House. Er stand auf der Schwelle und musterte Finn grimmig.
    »Was geht hier vor, Mr Douglas?«, fragte er streng.
    »Tut mir leid, offenbar hatte Megan einen Albtraum«, erklärte Finn.
    Mr Fallon musterte Finn von oben bis unten. Es war ihm anzumerken, dass er Finn kein Wort abnahm. Er sah vielmehr aus, als überlege er, die Polizei zu rufen und ihn wegen häuslicher Gewalt anzuzeigen.
    »Es klang eher so, als würde hier jemand ermordet«, meinte Fallon.
    Megan konnte nicht vortreten und alles erklären – sie lag nackt im Bett. Deshalb rief sie mit schwacher Stimme: »Es geht mir gut, Mr Fallon, glauben Sie mir. Ich hatte nur einen grässlichen Albtraum. Es tut mir wirklich sehr leid.«
    »Na gut – zum Glück übernachten Sie in diesem Flügel des Hauses«, entgegnete Fallon schroff. »Sonst hätten Sie mit diesem Geschrei das ganze Haus aufgeweckt. Haben Sie öfter solche Albträume, junge Frau?«
    »Nein, nein, natürlich nicht!«, versicherte Megan.
    »Wie Sie sehen, ist hier alles in bester Ordnung«, erklärte Finn gereizt.
    »Eigentlich kann ich nicht viel sehen, es ist ja stockfinster. Aber in Huntington House können wir keine Gäste brauchen, die streiten. Hier nicht, wir sind ein gutes Haus mit einem guten Ruf.«
    »Selbstverständlich«, sagte Finn.
    »Und die Merrills haben in dieser Gegend auch einen Ruf«, meinte Fallon, auf Megans Familie anspielend.
    Sie wusste nicht, ob ihre Familie hier einen guten oder einen schlechten Ruf hatte.
    »Es tut mir wirklich leid, Mr Fallon. Ich glaube, vor dem Einschlafen sind mir einfach zu viele Geschichten im Kopf herumgegangen.«
    »Hm.«
    »Ich hatte einen Albtraum«, erklärte Megan noch einmal mit festerer Stimme. Plötzlich war ihr Mr Fallon zuwider, denn auf einmal war sie sich sicher, dass er von der Familie Merrill wenig hielt.
    »Sehen Sie zu, dass Sie etwas leiser sind«,
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