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Das erste Mal und immer wieder

Das erste Mal und immer wieder

Titel: Das erste Mal und immer wieder
Autoren: Lisa Moos
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nicht wasserfesten Augentusche und mir war kotzübel. Kopfschmerzen machten sich breit und hämmerten in meinem Schädel. Blitze tauchten auf, ich als Mädchen mit Zöpfen oder waren die Haare offen? Ich sah mich; spürte mehr als nur Marco; spürte die Vergangenheit in mir hochkriechen, konnte mich erinnern und dann doch nicht. In der Nacht verwandelte sich mein ständiger Kopfschmerz in Migräne, und bis heute leide ich daran, wann immer ich keinen Ausweg mehr sehe.
    Marco schob meinen Rock so hoch es ging, den Slip hingegen einfach zur Seite und drang mit voller Länge und großem Druck in mich ein. Brutal drängte er mir sein Glied zwischen die Beine. Die Haut meiner Scheide riss rechts und links ein, ich spürte, wie es zog und völlig trocken keinen Millimeter nachgab. Marco, stinkbesoffen und geil, störte sich nicht daran, stieß drei-, viermal mit voller Wucht zu und kam mit einem lauten Stöhnen direkt in mir. Zur gleichen Zeit etwa, als sein Vater die Zimmertür öffnete. »Was ist denn hier los? Marco, was soll das, was verdammt noch mal tut ihr hier?«, seine Stimme überschlug sich.
    Marco ließ mich los, sofort fiel ich kopfüber auf den Boden, alles drehte sich, mein Körper war ein einziger Schmerz, keine Kraft mehr in den überdehnten Armen, nicht in den Beinen. Meine Knie waren weich wie Butter und versagten den Dienst.
    So lag ich mit hochgezogenem Rock wimmernd wie ein Baby auf der Seite, während Marco von seinem Vater durchgeschüttelt, angeschrien und dann aus dem Zimmer gezogen wurde. Dann zog er mich hoch, stellte mich auf die Beine. »Wasch dir dein Gesicht und dann raus hier.« Ich stolperte los, fand irgendwie das Badezimmer und steckte meinen ganzen Kopf unter das kalte Wasser.
    Der Schmerz im Kopf war unerträglich. Ich wollte raus, raus hier und konnte sonst keinen Gedanken fassen. Die anderen hatten sich inzwischen auch eingefunden, waren halbwegs verstört angesichts des schreienden Vaters, der alle aufforderte, die Party zu verlassen.
    Er war ebenfalls angetrunken, und seine Stimme überschlug sich. Wobei ich nie dahinter gekommen bin, ob lediglich sein Alkoholkonsum an diesem Abend der Auslöser für diesen Wutausbruch war oder die Erkenntnis der Tatsache, dass sein Sohn ein Gewaltverbrechen begangen hatte.
    »Der Spaß ist zu Ende« und »bedanken könnt ihr euch bei der da«. Mir war alles scheißegal, ich schleppte mich mit gesenktem Kopf und halb zugekniffenen Augen durch die Menge nach draußen, weg von allen, und stolperte die Straße hinunter. Ich glaube, mir die Schuld zuzuweisen, hat es ihm erleichtert, seit dem Tag ruhigen Schlaf zu finden.
    Marco kam bald darauf zum Bund, und ich habe ihn nie mehr gesehen. Diese Nacht bescherte mir nicht nur eine riesige Brandwunde und spätere Narbe auf meiner Schulter, sie bescherte mir einiges mehr.
    Nur wenige Wochen nach der Party wusste ich anhand eines Schwangerschaftstests, dass ich in anderen, »glücklichen« Umständen war, wie der Beipackzettel es ausdrückte. Die einzige Freundin, die ich noch hatte, noch haben wollte, war ein Mädchen, das uns gegenüber wohnte, Andrea. Wir teilten all unsere Geheimnisse, gingen zusammen aus, fuhren in die benachbarte Stadt und kauften zusammen ein.
    Obwohl ich vor meinem mittleren Abschluss auf dem zweiten Bildungsweg stand, was ich unbedingt schaffen wollte, konnte ich an diesem Morgen vor lauter Übelkeit das Haus nicht verlassen. Als Andrea kam, um mich abzuholen, weihte ich sie in meine Vermutung ein. »Nee, echt?« Ich hatte ihr alles von dem »besagten Abend« erzählt, und sie hatte mich getröstet und mir geholfen, irgendwie damit fertig zu werden.
    Sie versuchte mir Mut zu machen und versprach, einen Test vorbeizubringen. Voller Ungeduld saß ich im Bett und malte mir tausend Sachen aus. Als sie zurück war, rannte ich ins Bad, um meinen zurückgehaltenen Urin über das Plättchen laufen zu lassen. Nicht die ersten Tropfen und nicht die letzten, sondern die aus der Mitte, genau nach Vorschrift. Der Test zeigte binnen weniger Minuten eindeutig »positiv« an. Ich war schwanger, »von diesem Schwein«. Andrea sprach es aus. Über das »von wem« wollte ich gar nicht nachdenken, viel wichtiger war das »was nun?« Ich brach völlig zusammen, heulte und konnte mich kaum beruhigen. Es war Andrea, die einen Termin bei einer Beratungsstelle für minderjährige Mütter verabredete.
    Dreimal hatte ich einen Termin, dreimal ging ich nicht hin, jedes Mal hielten mich rasende Kopfschmerzen
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