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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen
Autoren: Carl A. DeWitt
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haben keine Zeit mehr, die Meute ist kurz davor, die Burg zu stürmen.«
    Er griff unter seine Robe und zog eine bleiche abgeschlagene Hand hervor. »Es wird Zeit, dass Graf Torwald die wahre Macht meines Gottes kennen lernt!« Er trat an die Tür heran und packte die Hand fest am Stumpf. Zu Graf Lindors Entsetzen ballte sie sich dabei zu einer Faust. In dem Moment wurden die hohen Fenster an der Westseite von einem großen tanzenden Schatten verdunkelt.
    Ich bin da. Jetzt?
    Ja!, antwortete Lindor seinem Drachen.
    »Darkorth!«, rief Lord Daren unterdessen mit einer Stimme, die das Fundament der Burg zu erschüttern schien. Dann schlug er mit der toten Faust gegen den schwarzen Stahl. Der Boden und die gesamte Halle schienen unter dem mächtigen Schlag zu Beben, einige der Soldaten wurden umgerissen, und selbst Lindor hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Er drehte sich um und riss die Tür zu dem Raum auf, den er soeben verlassen hatte. Bevor er sie hastig wieder hinter sich zuschlug, sah er noch, wie die Tür aus schwarzem Stahl mühelos wie eine Spielkarte eingedrückt und davongeschleudert wurde und ein großes Loch in der dicken Wand des Trutzturms zurückblieb.
     
    »Daren trug die Hand des dunklen Gottes bei sich?«, rief Lamar entsetzt. »Schsch!«, kam es aus dem Gastraum, und böse Blicke spießten ihn förmlich auf. Er hob abwehrend die Hände. »Schon gut, ich bin ja still!«
     
    Lord Daren lachte wild, als die Faust Darkoths die letzte Barriere zwischen ihm und dem Grafen niedergerissen hatte. »Dies ist die Macht meines Gottes!« rief er. Triumphierend reckte er die blasse Hand dem Himmel entgegen. »Nichts kann gegen sie bestehen!« Doch dann sah er, wie einer seiner Priester mit Panik in den Augen zur Seite zeigte … er fuhr herum und blickte in ein furchterregendes Maul, das sich durch die berstenden Fenster an der Westseite der Halle schob und sich weit öffnete …
    »Neiiin!«, rief er noch … doch es war zu spät. Mit einem ohrenbetäubenden Grollen und Fauchen schoss der Drachenatem in den Raum und trieb alles vor sich her, Tische, Bänke, Priester und Soldaten, die aufloderten und verglühten, noch bevor die Feuerwalze Lord Daren erreicht hatte.
    »Darkoth!«, rief Lord Daren, »rette mich!« Er warf sich zu Boden und umklammerte die fahle Hand seines Gottes, während er sich verzweifelt den eigenen Dolch in sein linkes Handgelenk rammte! Blut spritzte auf, ein Tropfen davon fiel auf Darkoths Hand und wurde sofort von ihr aufgesogen … dann ging die Welt in heißem Feuer unter.
     
    Das Holz der schweren Tür bebte unter Lindors Händen und wurde heiß, und obwohl sich Lindor mit aller Kraft dagegenstemmte, schlugen Flammen aus dem dünnen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Für einen endlos langen Augenblick befürchtete er, der Riegel und seine Muskelkraft würden die Tür nicht halten können, doch dann war es überstanden.
    Einen Moment stand er da und zog lautstark den Atem ein. Vor ihm lagen die drei getöteten Soldaten, von den scharfen Klingen in Stücke geschlagen, doch er sah nur auf das offene Fenster und erlaubte sich ein feines Lächeln.
    Ein letzter tiefer Atemzug, dann nahm er sich ein Herz und zog den Riegel zurück. Er öffnete die Tür und blickte in die Halle, die noch immer ein loderndes Inferno war. Überall züngelten die Flammen, die hohe Decke brannte, und von den Wänden tropfte feurige Gesteinsmasse herab. Ihm gegenüber lag der Zugang zum Trutzturm, ein einziges verwüstetes Loch, doch dahinter schien sich etwas zu regen, während in der Halle wohl niemand mehr am Leben war.
    Schwer atmend stützte sich Lindor am Türrahmen ab.
    »Es ist vorbei«, sagte er laut. »Der Göttin sei Dank.«
    »Es ist noch nicht vorbei, Lindor«, hörte er die Stimme Lord Darens.
    Fassungslos sah der Graf zu, wie der dunkle Priester aus dem Feuer trat. Seine schwarze Robe schwelte, und Brandblasen verunstalteten sein hageres Gesicht, doch sein grimmiges Lächeln war siegesgewiss. Der Priester Darkoths hob seine linke Hand, und voller Schrecken erkannte Lindor, dass es nicht Lord Darens eigene Hand war, die dort auf dem Armstumpf saß, sondern eine andere, fahle, die ein bleiches, kaltes Licht aussandte. Von einem Moment zum anderen wurde die Halle von einem eisigen Hauch durchzogen, der allem Feuer die Kraft nahm und die Hitze in sich aufsog, als hätte hier nicht ein Drachenbrand gewütet, sondern nur ein Funken sein Licht versprüht.
    »Ich wusste schon immer, dass Ihr ein
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