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Das Erbe des Alchimisten

Das Erbe des Alchimisten

Titel: Das Erbe des Alchimisten
Autoren: Christopher Pike
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begehrt.
Ich kann nur hoffen, daß es die richtige Entscheidung war.
    19.
Kapitel
    Um acht Uhr abends desselben Tages sitze ich im Wohnzimmer von Mr. und Mrs. Hawkins – im Wohnzimmer des Hauses, in das Eric zurückzukehren wünschte, bevor man ihm die Kehle durchschnitt. Erics Eltern sind jünger, als ich geglaubt habe. Mr. Hawkins kann nicht älter als zweiundvierzig sein, und seine Frau schätze ich auf höchstens vierzig. Sie müssen jung geheiratet haben und jung Eltern geworden sein. Sein Gesicht ist ausdruckslos, aber ich erkenne, daß es eine professionelle Ausdruckslosigkeit ist, die er sich für den Umgang mit seinen Patienten antrainiert hat. Unter dieser Maske erkenne ich Intelligenz und natürliche Neugierde. Seine Frau ist vollschlank und herzlich, und sie knetet beständig ihre Hände, während sie an den Sohn denkt. Ihre Gefühle sind ihr auf die Stirn geschrieben, und ihre Augen sind rot vom Weinen. Ihre Adresse habe ich aus dem Telefonbuch.
    Ich habe einfach an ihre Tür geklopft und gesagt, daß ich Neuigkeiten von ihrem verschwundenen Sohn hätte. Sie haben mich hereingebeten, weil ich jung und hübsch bin und so wirke, als könne ich niemandem ein Haar krümmen. Sie sitzen mir gegenüber und warten darauf, was ich ihnen mitzuteilen habe. Es ist nicht einfach, es ihnen zu sagen.
    »Ihr Sohn ist tot«, flüstere ich. »Er wurde letzte Nacht ermordet. Ich dachte, Sie würden es lieber erfahren, als weiterhin im Zweifel zu sein. Bevor ich gehe, möchte ich Ihnen die Adresse geben, unter der Sie seinen Leichnam finden. Er ist in einem Haus ganz in der Nähe.« Ich lege eine Pause ein. »Es tut mir wirklich leid, daß ich Ihnen diese schreckliche Nachricht bringen muß. Es muß entsetzlich für Sie sein.«
    Mrs. Hawkins bricht in ersticktes Schluchzen aus und birgt das Gesicht in den Händen. Mr. Hawkins sieht mich wütend an. »Woher wollen Sie das wissen?« fragt er.
    »Wenn Sie mich ansehen, werden Sie feststellen, daß ich so aussehe wie die junge Frau, mit der Eric damals den Park verlassen hat. Ich bin diese Frau. Aber ich habe Ihren Sohn nicht getötet. Im Gegenteil, ich habe alles getan, um ihn zu retten. Es tut mir leid, daß es mir nicht gelungen ist. Eric war ein guter Junge. Ich mochte ihn sehr.«
    Die beiden sind aufgewühlt, was allzu verständlich ist. »Das kann nicht wahr sein«, stammelt Mr. Hawkins.
»Es ist wahr. Sie werden es feststellen, wenn Sie zu dem Haus gehen. Aber ich würde Ihnen eher raten, die Polizei dorthin zu schicken. Eric starb durch eine große Wunde am Hals. – Bevor ich herkam, habe ich versucht, dort ein wenig sauberzumachen, aber es ist noch immer viel Blut zu sehen«, füge ich leicht widerstrebend hinzu.
Mrs. Hawkins weint noch immer. Mr. Hawkins beugt sich in seinem Stuhl vor, sein Gesicht ist gerötet, und er bebt vor Zorn. »Wer sind Sie?« fragt er.
»Mein Name ist unwichtig. Es stimmt, daß ich Ihren Sohn entführt habe, aber ich wollte ihm nichts antun. Mir ist völlig klar, daß Sie mir nicht glauben, daß Sie mich hassen. Ich an Ihrer Stelle würde mein Gegenüber genauso hassen. Aber ich kann Ihnen nichts Genaueres über mich sagen, und nachdem ich gegangen bin, werden Sie mich niemals wiedersehen. Die Polizei wird mich nicht finden.«
Mr. Hawkins schnaubt. »Sie werden dieses Haus nicht verlassen, junge Dame. Sobald ich mit Ihnen fertig bin, werde ich die Polizei alarmieren.«
»Ja, Sie sollten die Polizei alarmieren. Ich habe Ihnen die Adresse, an der Sie Ihren Sohn finden, hier aufgeschrieben.« Ich reiche ihm den Zettel. Er runzelt die Stirn, als er die Worte liest. »Ich kann Ihnen sagen, wie Sie zu dem Haus gelangen«, fahre ich fort, »aber ich muß Sie warnen: Zwei Polizisten, die gestern in dem Haus waren, sind ebenfalls ermordet worden. Oder vielmehr nehme ich an, daß sie ermordet worden sind, denn sie sind mit derselben Person fortgegangen, die Ihren Sohn getötet hat, und sie sind nicht zurückgekommen.«
Ich füge diese letzte Bemerkung hinzu, weil ich erstaunt darüber bin, daß niemand das Haus nach Hinweisen auf den Verbleib der Polizisten untersucht hat. Als ich vor einer halben Stunden selbst dort war, um nach Kalika und Seymour zu suchen, habe ich nichts entdecken können, was auf eine Durchsuchung durch die Behörden wies. Eric lag noch immer in all seinem Blut auf der Couch. Es war alles andere als angenehm, ihn ein bißchen zu säubern. Man sah ihm an, daß er unter großen Qualen gestorben war.
»Sie reden Unfug, nichts
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