Das Erbe des Alchimisten

der Rinde eines Baumes an.
Es brennt in hellem Rot, und ich kann nicht anders: Ich muß an Kali denken. In diesen Momenten geht mir vieles durch den Kopf.
Viele Fragen und so wenige Antworten.
Ich lasse die Flamme niederbrennen, bis sie meine Fingerspitzen berührt. Ich spüre Schmerzen, rieche ein wenig Rauch. Die Flamme erstickt. Aus meiner Tasche hole ich das Gefäß mit Blut.
Nummer sieben. Ramirez. Ich sehe auf zum Himmel.
»Was ist der Preis, Kalika?« frage ich.
Nachdem ich das Röhrchen geöffnet habe, gieße ich die Hälfte des Blutes auf
    Seymours Wunde, die andere Hälfte lasse ich in seine Kehle rinnen. Dann schließe ich die Augen und gehe davon. Hinter einem hohen Baum warte ich fünf Minuten lang schweigend. Mysterien dieser Art sollten besser nicht erklärt werden. Ich kann die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Ich habe Liebe gefunden und Liebe verloren, aber was ich trotz allem neu entdeckt habe, ist der Glaube an die Liebe. Ich stehe da und bete, nicht um Gottes Segen oder um ein Wunder – ich bete einfach, das scheint mir genug.
    Dann gehe ich zurück zu dem Scheiterhaufen.
Seymour sitzt auf dem Holz und blickt mir entgegen. Seine entsetzliche
    Wunde ist verheilt.
»Wie kommen wir hierher?« fragt er.
Ich muß lachen, ich kann nicht anders.
»Das ist eine lange Geschichte«, antworte ich.
Aber ich frage mich, wie ich ihm das Ende der Geschichte erklären soll. Ich frage mich, wer das Kind ist.
Oder sollte ich mich besser fragen, wer es war?
    ENDE DES VIERTEN BANDES