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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden
Autoren: Hans Dominik
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jede Möglichkeit, daß die Dokumente gestohlen werden könnten, zu vermeiden, hatte er die Aufzeichnungen hier im Tresor eigenhändig geschrieben und gezeichnet. Sie waren von ihm selbst in den Umschlag getan und versiegelt worden. Von seiner Hand waren sie in den stärksten Panzerschrank gelegt worden. Vor seinen Augen war dieser Schrank unter den größten Vorsichtsmaßnahmen im Beisein der Vertreter aller europäischen Staaten geschlossen worden. Die Schlüssel und das Geheimnis, damit die Tür zu öffnen, waren verschiedenen europäischen Regierungen übergeben, die das Anvertraute durch stärkste Sicherheitsmaßregeln zu beschützen hatten. Keiner war ohne die Hilfe aller anderen in der Lage, diesen Tresor zu öffnen.
    Und jetzt! – Es mußte doch geschehen sein! Wie wäre es sonst möglich gewesen, daß eine Abschrift jetzt hier vor seinen Augen liegen konnte? Ein Diebstahl, ein gewaltsamer Raub lag gänzlich außer dem Bereich jeder Möglichkeit. –
    Und dann – er preßte die Hand aufs Herz –, wie eine böse Ahnung war es schon damals in ihm aufgestiegen, als die Sowjets, im Besitz von Waffen, die nur nach seiner Erfindung gebaut sein konnten, im neuen Weltkrieg kämpften.
    Denn die Stimmen der Millionen, die ihm ins Ohr gellten… du bist es, der all das Elend verschuldet hat, das über die Welt gekommen ist. Teufelswerk deine Erfindung, mit der du der Welt ein Paradies zu bereiten versprachst… du, an dessen Hand das Blut unzähliger schuldlos Gemordeter klebt…
    Die Ahnung, sie war wahr geworden. Hier lagen vor ihm die Beweise… Lüge war alles, was über den verräterischen Verkauf des Apparates durch einen hohen Regierungsbeamten geredet wurde. Lüge war das alles! Vielleicht fand er auch hierfür die Beweise… Mit bebenden Händen durchblätterte er die Papiere.
    Hier ein anderes Blatt! Eine andere Schrift! ›Robert Canning‹ lautete die Unterschrift. Eine Quittung über den Empfang von drei Millionen Rubel für die Übergabe der Berechnungen an Awaloff.
    Wie ein rasendes Tier sprang er auf, starrte zu dem Mann hin, der da besinnungslos vor ihm lag. Mit geballten Fäusten stand er über ihm. Er wollte sich auf ihn stürzen… Du und er! Doch nein, der Hauptschuldige war ja der nicht, das war Canning.
    »Canning!« Die Stimme, die den Namen schrie, war die eines gereizten Raubtieres. »Du, Canning, Robert Canning, der größte Schurke, den die Geschichte der Menschen je gekannt.« Er lief in dem Raum hin und her. Hätte er ihn hier gehabt, er hätte ihn erwürgt…
    Die Stunden verstrichen, er wußte nicht, wie viele… Der Fund hier! Um keinen Schatz der Welt hätte er ihn aus der Hand gegeben – ihm gehörte er, keinem anderen in der Welt!
    Diese Papiere als Waffe in der Hand! Wer würde es noch wagen, einen Stein auf ihn zu werfen? –
    Canning! Ihn finden, an den Pranger stellen. Kein anderer Gedanke mehr! Er sah sich im Geiste diesem Manne gegenüberstehen, ihm die Beschuldigung ins Gesicht schleudern… Das glatte Gesicht tauchte vor seinem Auge wieder auf…
    Und dann hielt er plötzlich still. Es war ihm, als stünde Canning vor ihm mit höhnisch lachendem Gesicht und fragte: Die Papiere, Gorm? Liegen sie nicht noch in der Europa-Bank? Sind die Siegel nicht noch unversehrt? – Ich hätte dich bestohlen…? Fast körperlich hörte er ihn höhnisch lachen… Deine Arbeit? Nein, meine Arbeit ist das! Du glaubst der einzige unter den Millionen zu sein! Du täuschtest dich! Ich, auch ich habe es erreicht, das Geheimnis ergründet… Und wenn ich es den anderen gab… nun, warum sollt’ ich’s nicht? Du gabst es den Weißen, ich gab es den Roten. Was geht’s dich an?
    Hochatmend sank er in den Stuhl. Kein Wort würde er glauben… und doch, Canning ein Verbrechen beweisen… wie sollte das möglich sein? Die Schuld, die ungeheure Schuld, sie klebte fest an seinem Namen. Der Haß der Welt, fortlebend, ihn ächtend, blieb.
    Den Beweis von Cannings Schuld, wie sollte er ihn je führen können… Damals, als der Krieg begann, war auf seine Veranlassung der Tresor geöffnet worden, das Dokument, die Siegel unversehrt gefunden. Doch wie hatte Canning das Geheimnis des Tresors gefunden?! –
    Die aufgehende Sonne rief ihn in die Wirklichkeit zurück. Sorgsam glättete er jedes der Blätter, ordnete sie, legte sie zusammen und barg sie an seiner Brust. Keine Macht der Welt sollte sie ihm wieder entreißen.
    *

In den Straßen von Lahore herrschte wieder das gewohnte Leben und Treiben. Wohl
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