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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen
Autoren: Georgi Martynow
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uns sehr nützen. Wenn du Lust hast, zeige ich sie dir.“
       „Die Taucheranzüge sind für die Professoren Balandin, Kor- zewski und Romanow bestimmt“, erklärte Orlow. „Boris Niko- lajewitsch und ich werden sie nicht benützen.“
       Er sagte dies wie nebenbei, aber Melnikow merkte, daß der Astronom ein zweites Mal einen Fehler gutmachen wollte, der ihm unterlaufen war, und er schalt sich in Gedanken. Wie hatte er außer acht lassen können, daß diese für ihn interessanten Einzelheiten Olga in Aufregung versetzen mußten.
       „Als stellvertretender Kommandant“, sagte er, „muß ich fast die ganze Zeit an Bord bleiben ...“
       „Ich weiß“ – Olga fiel ihm ins Wort –, „eure Expedition ist von Gefahren umlauert. Mit diesem Gedanken habe ich mich schon abgefunden und mache mir deswegen keine Sorgen mehr.“
       Ihr bleiches Gesicht sprach von etwas anderem.
       Peinliches Schweigen trat ein.
       „Ich glaube, für heute genügt es“, meinte Orlow. „Olga Ser- gejewna ist sicherlich müde.“
       „Nirgends hat man hier Gelegenheit, sich zu setzen!“ sagte
Melnikow ärgerlich. „Auf dem Fußboden könnten wir ausruhen. Er ist weich.“
       „Wir werden lieber hinausgehen.“ Olga sah ihren Mann mit sanftem Vorwurf an. „Ihm macht es nichts aus, Tage und Nächte auf seinem Schiff zu verbringen“, setzte sie, an Orlow gewandt, hinzu.
       Nachdem sie lange von einem Korridor in den anderen ge- gangen waren, gelangten sie endlich zu einer Ausgangsschleuse.
       „Auf eurem Schiff kann man sich verlaufen wie in einer frem- den Stadt“, sagte Olga, als sie wieder auf dem Boden der Start- bahn stand.
       Mit einem Gefühl der Erleichterung blickte sie zum blauen Himmel hinauf, der zwischen der steilen Wand des Grabens und der Bordwand des Weltraumschiffes hindurchlugte, und dachte, daß es auf der Erde immerhin besser sei als in der düsteren Unendlichkeit des Weltalls.
       Wann werden diese gefahrvollen Flüge aufhören? Wann wird er für immer bei mir bleiben? sann Olga. – Ach, wenn er doch krank würde und immer auf der Erde bleiben müßte!
       Aber sie kannte die eiserne Gesundheit ihres Mannes sehr gut. Ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust.

    Start in die Ferne

       Der 20. Juni zeigte sich als ein ausgesucht schöner Tag. Keine einzige Wolke stand am Himmel, und ein lauer Wind spielte mit den bunten Fahnen auf dem eisernen Zaun des Raketen- startplatzes. Das Flugfeld, das über Nacht von Sprengwagen gründlich besprengt worden war, erglänzte feucht in makelloser Sauberkeit. Der interplanetare Bahnhof, ebenfalls mit Fahnen geschmückt und innen und außen gründlich in Ordnung ge- bracht, sah festlich aus, wie es sich für den feierlichen Tag ge- hörte.
       Schon am frühen Morgen wimmelten die Straßen von Autos. Die meisten allerdings blieben im Weichbild der Stadt und um- lagerten den Raketenstartplatz. Ein Omnibus nach dem anderen kam an, und immer mehr Moskauer strömten herbei, um den Start von „SSSR-KS 3“ mitzuerleben.
       Nach Kamowsk konnte man nur mit Sonderausweisen hinein. Den Bahnhof selbst durften noch weniger Menschen betreten. Die meisten mußten mit einem Platz in der Umgebung der Stadt vorliebnehmen, und bereits gegen zehn Uhr sah man hier überall Menschenmengen, und die Luft hallte wider von Stim- mengewirr. Noch die abgelegensten und schlechtesten Straßen standen voller Autos und Omnibusse. Die Fernverkehrsstraße blieb denen vorbehalten, die in die Stadt hineinfahren durften. Tausende Neugierige, die die Kosmonauten sehen wollten, säumten sie und drängten fast bis zur Mitte der Fahrbahn vor, so daß die Autos kaum weiter konnten. Sie mußten abbremsen und wanden sich buchstäblich zwischen den lebenden Mauern hindurch.
       Wenn ein Expeditionsteilnehmer vorüberfuhr, wurde er stür- misch begrüßt. Die meisten Menschen erkannten die Sternfahrer wieder, weil sie deren Bilder in den Zeitungen gesehen hatten. Einige erkannten sie auch an der braunen Lederkombination.
       Gegen elf Uhr lichtete sich der Strom der Kraftfahrzeuge, aber niemand wich von der Chaussee. Alle warteten auf Kamow. Bis auf ihn waren alle Besatzungsmitglieder von „SSSR-KS 3“ vorübergefahren. Jetzt wollten die Menschen den berühmten Konstrukteur und ersten Sternfahrer der Welt sehen, der schon zu Lebzeiten ein legendärer Held geworden war.
       In der Bahnhofshalle hatten sich alle versammelt, die zum Start
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