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Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter

Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter

Titel: Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
Autoren: Matthew Stover
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antwortete; sie gab sich offenbar vollkommen damit zufrieden, endlos über irgendein Thema zu schwatzen, als interessiere sie nichts als der Klang ihrer eigenen Stimme − aber wenn er auch nur den Kopf hob, sobald er eine Antwort krächzte oder eine Frage murmelte, wurde sofort der Schmerz das Thema.
    Sie hatten viel, worüber sie reden konnten; Jacen hatte viel über Schmerz gelernt.
     
    Den ersten Hinweis auf das, was Schmerz lehren konnte, erhielt er, als er wieder einmal vor Erschöpfung zitternd auf dem gerippten Boden lag. Die zweigartigen Ausläufer der Umarmung des Schmerzes hielten ihn immer noch, aber nur locker, nur um den Kontakt aufrechtzuerhalten, nicht mehr. Sie hingen in schlaffen Spiralen über ihm, baumelten von zusammengezogenen, verknoteten Bündeln vegetativer Muskeln, die sich über die Lederrinde der Decke zogen.
    Diese Ruheperioden taten Jacen beinahe so weh wie die Qualen, die ihm die Umarmung zufügte: Sein Körper nahm langsam, aber unvermeidlich wieder Form an, Gelenkköpfe rutschten in die Pfannen zurück, und die Anspannung überdehnter Muskeln ließ nach. Aber ohne die ununterbrochenen Schmerzen konnte er an nichts anderes als an Anakin denken, an die klaffende Wunde, die Anakins Tod in sein Leben gerissen hatte; und daran, was Anakins Tod Jaina angetan hatte, wie er sie auf die Dunkelheit zutrieb; und daran, wie seine Eltern leiden mussten, nachdem sie beide Söhne verloren hatten …
    Mehr, um sich davon abzulenken, als aus einem tatsächlichen Bedürfnis nach einem Gespräch, hatte er sich zur Seite gerollt, um Vergere sehen zu können, und gefragt: »Warum tut ihr mir das an?«
    »Das?« Vergere bedachte ihn mit einem stetigen Blick. »Was ich gerade tue?«
    »Nein …« Er schloss die Augen, organisierte seine von den Schmerzen wirr gewordenen Gedanken und öffnete die Augen dann wieder. »Nein, ich meinte die Yuuzhan Vong. Die Umarmung des Schmerzes. Ich bin bereits gebrochen«, sagte er. »Dass sie mich brechen wollten, ist irgendwie verständlich. Aber das hier …«
    Seine Stimme versagte vor Verzweiflung, aber dann nahm er sich zusammen und hielt den Mund, bis er sie wieder beherrschen konnte. Verzweiflung gehört zur Dunklen Seite. »Warum foltern sie mich?«, fragte er schlicht und einfach. »Sie stellen mir nicht einmal Fragen …«
    »Warum ist eine Frage, die stets tiefer geht als ihre Antwort«, sagte Vergere. »Vielleicht solltest du stattdessen fragen: Was geschieht hier? Du sprichst von Folter, du sprichst von Brechen. Für dich, ja. Für unsere Herren?« Sie legte den Kopf schief, und ihr Federkamm nahm eine Orangefärbung an. »Wer weiß?«
    »Das hier ist also keine Folter? Du solltest es einmal versuchen«, sagte Jacen mit einem schwachen Lächeln. »Tatsächlich wünschte ich wirklich, du würdest es tun.«
    Ihr leises Lachen klang wie eine Hand voll Glasglöckchen. »Glaubst du, das habe ich noch nicht getan?«
    Jacen starrte sie verständnislos an.
    »Vielleicht wirst du nicht gefoltert«, sagte sie vergnügt. »Vielleicht wirst du belehrt .«
    Jacen gab ein rostiges, krächzendes Geräusch von sich, irgendwo zwischen einem Husten und einem verbitterten Lachen. »In der Neuen Republik«, sagte er, »tut Bildung nicht so weh.«
    »Nein?« Sie legte den Kopf in die andere Richtung, und nun verfärbten sich ihre Kammfedern grün. »Vielleicht verlieren deine Leute ja deshalb den Krieg. Die Yuuzhan Vong verstehen, dass keine Lektion je richtig verinnerlicht wird, wenn man sie nicht unter Schmerzen lernt.«
    »Oh, sicher. Und was soll es mich lehren?«
    »Geht es darum, was der Lehrer lehrt?«, erwiderte Vergere. »Oder was der Schüler lernt?«
    »Worin besteht der Unterschied?«
    Die Wölbung ihrer Lippen und ihr schief gelegter Kopf stellten zusammen vielleicht eine Art Lächeln dar. »Das ist an sich schon eine Frage, über die man nachdenken sollte, nicht wahr?«
    Es gab eine andere Situation, vorher, nachher, er war nicht sicher. Er hatte sich gegen die ledrige Krümmung der Kammerwand gekuschelt, und die Zweigarme der Umarmung hingen locker über ihm wie schlaffe Speiseleitungen. Vergere hockte an seiner Seite, und als das Bewusstsein wieder in ihn hineinsickerte, glaubte er sich zu erinnern, dass sie ihn genötigt hatte, einen Schluck aus einem lang gezogenen, kürbisartigen Gefäß zu trinken. Zu erschöpft, um nicht zu gehorchen, versuchte er es, aber die Flüssigkeit − kühles, sauberes Wasser − brannte in seinem trockenen Hals, bis er würgte und
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