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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
Autoren: Klaus Seibel
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Gehirnaktivität hat begonnen. Unglaublich. Wie machen Sie das?“
    „Der Brüter kann nur den Körper wachsen lassen, inklusive der Basisfunktionen wie Herzschlag, Atmung und so weiter. Diese Kugel ist ein Speicherkristall, der den Inhalt von Yras Gehirns enthält, ihr Wissen und ihre Persönlichkeit. Ohne das würde ihr Körper eine Ansammlung von Zellen bleiben, die nichts anderes können, als irgendwann zu sterben. Deshalb nennt man ihn auch Lebenskristall.“
    „Und das funktioniert einfach so?“
    „Die äußere Schicht ist eine weiterentwickelte neuronale Schnittstelle, wie Sie die in einfacher Form aus Laborversuchen kennen dürften.“
    Bakshi nickte. An solchen Schnittstellen wurde vielerorts gearbeitet, beim Militär ebenso wie bei Herstellern von Prothesen. Man hatte es geschafft, dass Menschen dadurch mit ihren Gedanken künstliche Gliedmaßen oder einfache Maschinen steuern konnten.
    „Diese Schnittstelle sucht Kontakt zu Nervenzellen“, erklärte Anne weiter, „und wenn sie welche gefunden hat, stellt sie den Kontakt zum Gehirn her.“
    Bakshi stand auf der anderen Seite des Bettes, im Stehen kaum größer als Anne, die auf dem Hocker saß. „Deshalb auch die Versuchung, die Kugel zu berühren. Unsere Nervenzellen müssen irgendeinen Impuls empfangen haben, um eine Verbindung herzustellen.“
    Er deutete auf die Kugel unter Annes und Yras Händen. „Und jetzt spielen Sie quasi ein Back-up ihres Gehirns ein.“
    „So könnte man es nennen. Yras Finger besitzen viel mehr Nervenzellen als unsere, deshalb funktioniert diese Übertragung. Sie sehen, das ist keine Zauberei, sondern schlichte Wissenschaft. Nur ein bisschen fortgeschrittener, als wir es kennen.“
    Bakshi sah Anne mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier an, aber auch mit einem Ausdruck der Verwunderung, als käme sie selbst nicht von dieser Welt.
    „Und woher wissen Sie das alles? Ich habe so etwas nie in den Unterlagen der Lantis gelesen, und ich kenne sie ziemlich gut.“
    „Ich weiß es. Das muss Ihnen vorerst genügen.“
    Yra wurde unruhig. Sie versuchte, sich umzudrehen. Anne presste Yras Hände fest an die Kugel. Bakshi hielt Yras Schultern mit sanftem Druck fest, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Dann strich er ihr vorsichtig über die Wange.
    „Sie mögen Yra, nicht wahr?“, fragte Anne.
    Bakshi zog seine Hand zurück, als hätte er sich an Yra verbrannt.
    „Bitte entschuldigen Sie“, sagte er. „Das war jetzt unprofessionell. Ich habe einfach alles um mich herum vergessen. Das tut mir leid.“
    Seine Gesichtsfarbe war etwas dunkler als sonst. Es schien ihm tatsächlich peinlich zu sein.
    „Kein Problem.“ Anne lächelte. „Das ist mir lieber als kalte Wissenschaft, die nur experimentieren will. Ich habe es sofort bemerkt, als ich Sie gesehen habe. Sie waren nicht in Sorge um ein Experiment, Sie waren in Sorge um einen Menschen.“
    „Es ist wohltuend, dass Sie ‘Mensch‘ sagen und nicht ‘Wesen‘ oder ‘Y‘. Ich habe miterlebt, wie Yra entstanden ist. Geboren kann man ja wohl nicht sagen. Ich habe nächtelang bei ihr gewacht und sie wachsen sehen.“
    „Und sie vor Professor Hawkers Ambitionen geschützt, nehme ich an.“
    Bakshi nickte.
    Anne spürte, dass sich in Bakshi tiefe Emotionen einen Weg nach oben bahnten.
    „Streicheln Sie Yra ruhig, wenn Sie möchten. Es tut ihr sicher gut. Im Prinzip sind Sie ja ihr Vater - in der heutigen Zeit.“
    „Danke“, sagte Bakshi.
    Er fuhr mit seiner Hand zaghaft über Yras Wange und dann über ihre Stirn und ihr Haar. In seinen Augen standen Tränen.
    „Professor Hawker meint, weil ihre Gene nur zu 96,8 Prozent mit unseren übereinstimmen, wäre sie näher an den Affen als an uns. Für mich ist sie aber wie ein Mensch.“
    Anne lachte leise, um Yra nicht zu stören. „Da sehen Sie mal, was der Professor für ein Idiot ist. Vielleicht haben die Lantis ein paar Gene, die besser sind als unsere. Dann kommt man auch auf diese Abweichung, aber damit würden die Lantis über uns stehen, und wir wären dann vielleicht näher an den Affen als an den Lantis. Den Wert eines Wesens kann man nicht an so einer simplen Zahl festmachen. Außer man betrachtet sich selbst als das Non-Plus-Ultra der Schöpfung, für das Hawker sich vielleicht hält.“
    Bakshi lächelte Anne zufrieden an. „Sie sind wirklich so klug, wie man erzählt. Eigentlich noch viel klüger.“ Er überlegte einen Moment. „Wissen Sie dann vielleicht auch, ob Yra etwas flüssige Nahrung verträgt?
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