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Das Ende

Das Ende

Titel: Das Ende
Autoren: Steve Alten
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Zutritt
zu seinem Schiff, aber der alte Mann sagte Nein. Als die Tage vergingen, boten sie an, ihren unrechtmäßig erworbenen Reichtum zu teilen. Als das Meer bis zum Horizont anstieg, baten sie flehentlich.
    Der alte Mann weigerte sich noch immer. Nach einem Leben der Demütigung und des Leidens war es zu spät für irgendeine Versöhnung.
    Sie bedrohten seine Zuflucht mit Feuer, womit sie ihr eigenes Schicksal besiegelten. Die Bergflanke brach auf. Das flüssige Erdreich brachte die Wassermassen zum Kochen. In der Dunkelheit seines Schiffes lauschte er auf die gequälten Schreie der Verdammten … Seine Befriedigung wurde überwältigt von Schuldbewusstsein. Unter der Last seiner Bürde erkor er sich selbst zum eigentlichen Opfer aus; auf diese Weise befreite er sich innerlich von jeder Verantwortlichkeit im Zusammenhang mit dem Chaos und ignorierte dadurch seine eigene Untätigkeit und jede grundlegende Veränderung, die er vielleicht hätte verkraften müssen.
    Zeit verging. Die Erde wurde getauft. Er verbrachte seine Tage im Gebet. Versorgte das Vieh. Seine Seele blieb ruhelos und befleckt.

    Die Kerze flackerte, als sie sich näherte, wobei ihr Licht teilweise von dem durch die Luft wirbelnden Staub verhüllt wurde. Das Gesicht seiner Seelengefährtin erschien, und ihr Tonfall war scheltend. »Und warum versteckt sich mein Gemahl in den Ställen?«
    Er bemühte sich, das brennende Gefühl zu ignorieren, das von seinem linken Unterarm bis in seine Finger ausstrahlte. »Senke deine Stimme – er könnte dich hören.«
    »Wer könnte mich hören? Der Gesegnete?«

    »Der Todesengel. Komm näher … Pass auf die Flamme auf! Drücke dein Ohr an das Zedernholz, dann sage mir, ob er nahe ist.«
    Ängstlich, aber neugierig kniete sie sich neben die Wand und horchte.
    Das Mitteldeck befand sich auf Wasserhöhe, der Kahn rollte sanft unter ihnen, und sie konnte hören, wie die See gegen den knarrenden Rumpf schlug. Sie wartete einen langen Moment, während die Hitze im Innern des stickigen Geheges sie ins Schwitzen brachte.
    Und dann spürte sie es – die Anwesenheit von etwas Kaltem, das ihr in die gebrechlichen Knochen drang und die Wärme verdrängte. Die Tiere spürten es auch. Die Pferde wurden unruhig. Das Vieh drängte sich in einem angrenzenden Pferch zusammen.
    Dann – noch furchteinflößender – ein schwaches kratzendes Geräusch, als die Metallsense des überirdischen Wesens das Holz prüfte.
    Entnervt sprang die alte Frau auf die Füße, wobei sie die Kerze fallen ließ. Flamme traf Heu, die Feuersbrunst stieg aus den Funken auf wie ein höllischer Dämon.
    Sich seines Gewands entledigend, versuchte der alte Mann, das Untier zu ersticken, bewirkte durch seine müden Versuche aber lediglich, dass es sich vervielfachte.
    Sein Weib, das die Fassung wiedergewann, eilte zu einem Trog, tauchte einen Tontopf in das Wasser und ersäufte den Brand. Dampf stieg aus der Asche auf und verteilte sich im ganzen Laderaum. Holzrauch lastete schwer in der Luft.
    Die ältliche Frau umarmte in der Dunkelheit ihren nackten Gemahl, und ihrer beider Puls schlug im Gleichtakt. »Warum stellt der Tod uns nach?«

    »Der Blutdruck sinkt, sechzig zu vierzig. Beeil dich mit dieser Brachialarterie. Ich muss Dobutrex verabreichen, ehe wir ihn noch verlieren.«
    Der alte Mann brabbelte, verwirrt von den fremden Stimmen, die sich plötzlich seinen Kopf teilten.
    Sein Eheweib packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn zurück in den Augenblick. »Warum stellt der Tod uns nach?«
    Er schob ihre Hand von seiner pochenden linken Schulter, der Schmerz nahm an Heftigkeit zu. »Die Negativität des Menschen hat den Engel der Finsternis auf den Plan gerufen … Er sucht die Erde hemmungslos heim. Fürchte dich nicht, denn solange wir den Blicken entzogen bleiben, kann er uns nichts anhaben.«
    »Dein Arm – stimmt etwas nicht?«
    »Sind Sie sicher, dass das eine selbst gebastelte Bombe war? Sehen Sie sich die Haut an, die unter den Resten seines Ellenbogens hängt; das Fleisch hat sich aufgelöst.«
    Der alte Mann wich von seinem Weib zurück und stöhnte, sein linker Arm strahlte plötzlich vor sengender Hitze.
    »Die Arterie ist geschlossen, fangt mit dem Dobutrex an. Okay, wo ist die verdammte Knochensäge?«
    »Ich glaube, Rosen hat sie benutzt, um sein Bruststück zu tranchieren.«
    »Was ist denn?«
    Er schreit auf vor Schmerz, das Blut schießt ihm aus seinem wettergegerbten Gesicht. »Das Fleisch – es tropft vom
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