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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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andere
     Finanzinstitutionen – nicht nur diesen beiden Episoden gemein, sondern auch aus zahlreichen anderen Finanzkrisen bekannt sind.
     Wenn Sie die Darstellung leicht abwandeln, haben Sie die Geschichte der berühmten »South Sea Bubble« (Südseeblase) des Jahres
     1720, der weltweiten Finanzkrise des Jahres 1825 oder fast jeder beliebigen Krise des 20. Jahrhunderts – angefangen von der
     Spekulationsblase, die dem »verlorenen Jahrzehnt« in Japan (1991 bis 2000) voranging, über die Sparkassenkrise der Vereinigten
     Staaten bis zu den Dutzenden Krisen, die die neuen Märkte in den achtziger und neunziger Jahren heimsuchten.
    In der Geschichte des Kapitalismus sind Krisen die Regel, nicht die Ausnahme. Was nicht heißen soll, dass alle Krisen gleich
     sind. Ganz im Gegenteil: Sie unterscheiden sich in ihren Einzelheiten und gehen oft auf unterschiedliche Probleme in unterschiedlichen
     Wirtschaftsbereichen zurück. Mal hat eine Krise ihre Ursache in der Überschuldung der privaten Haushalte, mal sind Banken,
     Unternehmen oder Regierungen schuld. Auch der Kollateralschaden, den sie verursachen, ist von Fall zu Fall verschieden und
     hängt oft vom Umfang und der Angemessenheit der staatlichen Krisenbekämpfung ab. Wenn Krisen, wie in den schlimmsten Fällen,
     globale Ausmaße annehmen, dann hängt vieles davon ab, ob die Reaktion der internationalen Gemeinschaft eher von Kooperation
     oder Konflikt geprägt ist.
    Und ein Verständnis der wiederkehrenden Krisen ist bitter |28| nötig. Wenn wir nicht richtig auf sie reagieren, können sie gewaltige Verluste verursachen, ganze Branchen auslöschen, Wohlstand
     und Arbeitsplätze vernichten und den betroffenen Staaten gewaltige Kosten aufbürden. Schlimmer noch, Krisen haben Regierungen
     gestürzt, Staaten in den Ruin getrieben und Handelskriege ausgelöst. Sie haben sogar reale Kriege verursacht, wie etwa die
     Weltwirtschaftskrise 1929, die einer der Auslöser des Zweiten Weltkriegs war. Sie zu ignorieren ist keine Option.
     
     
    Gewohnheitstiere
     
    Als Anfang des Jahres 2007 in den Vereinigten Staaten die ersten Anzeichen für eine Immobilien- und Subprimekrise erkennbar
     wurden, wiegelten viele Beobachter zunächst ab. Im März des Jahres erklärte Ben Bernanke, der Vorsitzende der amerikanischen
     Notenbank, vor dem Kongress: »Die Probleme auf dem Markt der Subprimehypotheken werden vermutlich keine Auswirkungen auf die
     Wirtschaft und den übrigen Finanzmarkt haben«. 2 Im Sommer wiederholte der damalige Finanzminister Henry Paulson diese Einschätzung und erklärte, ein Zusammenbruch des Subprimemarkts
     stehe nicht bevor: »Die Entwicklung stellt keine Gefahr für die Wirtschaft als Ganzes dar.« 3
    Selbst nach Beginn der Krise wollte kaum jemand den Tatsachen ins Auge sehen. Noch im Mai 2008, also nach dem Zusammenbruch
     von Bear Stearns, gab Finanzminister Paulson seine typisch optimistische Prognose für die kommenden Monate ab: »Ich gehe davon
     aus, dass die Finanzmärkte weniger von den jüngsten Unruhen und stärker von den allgemeinen Wirtschaftsdaten beeinflusst werden,
     insbesondere durch eine Erholung des Immobilienmarktes.« 4 Selbst als wenig später die Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac zusammenbrachen und die Zeichen auf Sturm standen,
     blieben viele zuversichtlich.
    Der vielleicht berühmteste Fall von Schönrednerei stammt |29| von Aktienguru und Finanzkommentator Donald Luskin. Am 14. September 2008 sagte er in seiner Kolumne in der
Washington Post
eine rasche Erholung des Marktes voraus. »Natürlich gibt es in der Wirtschaft punktuelle Probleme, wie die Übernahme der halbstaatlichen
     Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac durch die Regierung und die Sorgen um das Wall-Street-Unternehmen Lehman Brothers
     zeigen. Auch die Arbeitslosenzahlen sind leicht gestiegen«, räumte er ein, nur um dann zu betonen: »Das ist jedoch kein Anlass
     zur Sorge oder zu übertriebenen Vergleichen mit der Weltwirtschaftskrise … Wer behauptet, dass wir uns in einer Rezession
     befinden oder auf eine zusteuern, oder wer gar von der schlimmsten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise spricht, der hat
     vermutlich seine eigene Definition des Begriffs ›Rezession‹.« 5 Am Tag darauf war Lehman Brothers zahlungsunfähig, die Panik nahm globale Ausmaße an, das Weltfinanzsystem erlitt einen Infarkt
     und in den folgenden beiden Quartalen befand sich die Weltwirtschaft in freiem Fall, wie er nur mit der großen Krise von 1929
    
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