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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Modebegriff der letzten Jahre zu verwenden, sondern sie sind im
     Gegenteil weit verbreitet, verhältnismäßig einfach vorherzusehen und relativ leicht zu verstehen. Nennen wir sie daher lieber
     »weiße Schwäne«.
    |18| Weil die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Industrienationen eine Ära der relativen, wenngleich ungewöhnlichen Stabilität
     (mit niedriger Inflation und hohen Wachstumsraten) bedeutete, haben die meisten Experten Krisen entweder als Problem von Schwellen-
     und Entwicklungsländern betrachtet oder gleich ganz ignoriert. Wir müssen zu einer früheren Generation von Wirtschaftswissenschaftlern
     zurückkehren, um vergangene, gegenwärtige und künftige Wirtschaftskrisen wieder umfassender zu betrachten und zu verstehen.
     Deshalb stellen wir den Lesern im zweiten Kapitel verschiedene Denker vor, die uns dabei helfen sollen. Manche, wie John Maynard
     Keynes, sind hinlänglich bekannt, andere, wie Hyman Minsky, dagegen weniger.
    In Kapitel 3 erläutern wir die tieferen, strukturellen Ursachen der gegenwärtigen Krise. Von Beginn an haben Beobachter die
     sogenannten Subprime- oder Schrotthypotheken als Schuldige ausgemacht, die angeblich eine ansonsten gesunde globale Finanzwirtschaft
     infiziert hätten. Dieses Kapitel zeigt, wie absurd diese Vorstellung ist und wie in einer jahrzehntelangen Entwicklung ein
     internationales Finanzsystem aufgebaut wurde, das durch und durch Schrott war. Damit sind nicht nur die immer exotischeren
     und undurchsichtigeren Finanzinstrumente gemeint. Zu diesen etablierten Trends gehört auch die Entstehung eines »Schattenfinanzsystems«,
     eines unübersichtlichen Konglomerats von Hypothekenverleihern, Hedge-Fonds, Investmentbanken, Geldmarktfonds und anderen Akteuren,
     die aussahen wie Banken, sich verhielten wie Banken, Geld liehen und verliehen wie Banken und Banken rein äußerlich zum Verwechseln
     ähnlich sahen; der einzige Unterschied war, dass sie nie derselben Finanzaufsicht unterstanden wie die Banken.
    In diesem Kapitel erörtern wir außerdem einige weitere Erklärungsversuche für die Krise. Wir gehen beispielsweise auf das
     Problem des Moral Hazard ein. Es animiert Marktteilnehmer zu verantwortungslosem Risikoverhalten, weil sie davon ausgehen,
     dass sie von anderen gerettet oder entschädigt werden, oder dass |19| sie auf andere Weise nicht für die Folgen ihrer unverantwortlichen Handlungen aufkommen müssen. Hier sprechen wir unter anderem
     das tief verwurzelte Versagen der Unternehmensaufsicht und des Staates selbst an. Wir wollen es vermeiden, an dieser Stelle
     in die üblichen, widersprüchlichen Erklärungen der Krise zu verfallen und die Schuld bei einem Zuviel oder Zuwenig der staatlichen
     Kontrolle zu suchen. Vielmehr zeigen wir, dass die Wirklichkeit sehr viel komplizierter war und sich dem gesunden Menschenverstand
     nicht ohne Weiteres erschließt: Das Eingreifen des Staates spielte genauso eine Rolle wie sein Nichteingreifen, aber nicht
     so, wie Experten aus dem konservativen oder dem liberalen Lager uns weismachen wollen.
    Mehrere folgende Kapitel beschäftigen sich mit der Krise selbst. Es gibt zwar bereits zahlreiche Darstellungen, doch die meisten
     beschreiben sie als historisch einmaliges Ereignis, das durch die Besonderheiten des Finanzsystems des 21. Jahrhunderts ausgelöst
     wurde. In Kapitel 4 räumen wir mit dieser naiven und zu stark vereinfachenden Ansicht auf, indem wir Parallelen zu zahlreichen
     früheren Krisen aufzeigen. Wir machen deutlich, dass die Ereignisse des Jahres 2008 den Betrachtern vor ein- oder zweihundert
     Jahren durchaus vertraut vorgekommen wären. Das trifft nicht nur auf den Verlauf der Krise zu, sondern auch auf die Reaktionen
     der Notenbanken in aller Welt, die als Kreditgeber der letzten Instanz auftraten. In ihren Einzelheiten mag sich die Krise
     durchaus von ihren Vorgängern unterscheiden, doch sie hielt sich an ein bekanntes Drehbuch und demonstrierte einmal mehr die
     althergebrachte Weisheit, dass sich die Geschichte wiederholt.
    Das Muster setzte sich auch bei der Ausbreitung der Krise in alle Welt fort. Ein Blick in die Geschichte bestätigt, dass sich
     Krisen wie Epidemien verhalten: Wie ein Virus breiten sie sich von ihrem Ursprungsort in alle Richtungen aus. Dies trifft
     auch auf die gegenwärtige Krise zu, wenngleich diese besonders virulent verlief, da sie nicht von den aufstrebenden Märkten
     an der wirtschaftlichen Peripherie ausging, sondern von den
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