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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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verleihen, nämlich seine Innovationskraft
     und seine Risikotoleranz, können andererseits Auslöser für Anlage- und Kreditkrisen sowie katastrophale Zusammenbrüche sein,
     deren negative Auswirkungen noch lange nach dem Abklingen der Panik zu spüren sind.
    So verbreitet Krisen sind, sind sie auch Gewohnheitstiere. Sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Wirbelstürmen: Sie verhalten
     sich im Grunde vorhersehbar, auch wenn sie gelegentlich ihre Richtung ändern, sich abschwächen und ohne Vorwarnung wieder
     aufleben können. In diesem Buch erklären wir, welchen Gesetzen diese wirtschaftlichen Stürme unterliegen und wie sie sich
     – innerhalb gewisser Grenzen – im Voraus erkennen und möglicherweise sogar verhindern lassen. Ausgehend von der gegenwärtigen
     Krise zeigen wir in den folgenden Kapiteln, wie wir Krisen vorhersehen |14| und vermeiden beziehungsweise überstehen und wie wir nach ihrem Vorüberziehen die Schäden wieder beseitigen können. Und schließlich
     werden wir darlegen, wie wir unser Finanzwesen so durch Dämme sichern können, dass uns die Stürme so wenig wie möglich anhaben.
     Wir gehen nämlich davon aus, dass das, was wir gerade erlebt haben, lediglich ein Vorgeschmack dessen ist, was uns noch bevorsteht.
     Krisen werden ein fester Bestandteil unserer Zukunft sein.
    Um die Gründe dafür besser zu verstehen, beantworten wir in diesem Buch einige ungeklärte und bleibende Fragen der jüngsten
     Krise, beginnend mit der offensichtlichsten: Wie konnte die Blase, die den schlimmsten finanzwirtschaftlichen Zusammenbruch
     der letzten Jahrzehnte auslöste, überhaupt entstehen? War sie eine Folge riskanter Geschäftspraktiken der Finanzunternehmen,
     die durch unzureichende Gesetzgebung und mangelnde staatliche Aufsicht ermöglicht wurden? Oder wurde sie überhaupt erst durch
     übertriebene staatliche Eingriffe in den Finanzmarkt ausgelöst? Dies sind alles andere als wissenschaftliche Gedankenspiele,
     denn diese Standpunkte liegen den unterschiedlichen und oft widersprüchlichen Erklärungen der Finanzkrise zugrunde und führen
     zu radikal unterschiedlichen Rezepten, wie man diese Krise beilegen könnte.
    In diesem Buch gehen wir außerdem der mindestens ebenso wichtigen Frage nach, warum die Krise ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt
     zuschlug. War die Ursache lediglich ein Vertrauensschwund und ein momentaner Verlust dessen, was John Maynard Keynes als kapitalistischen
     Instinkt bezeichnete? 11 Oder ergab sie sich zwangsläufig aus der Tatsache, dass manche Teile der Wirtschaft übermäßig fremdfinanziert und praktisch
     bankrott waren (und wohl immer noch sind)? Anders gefragt, handelte es sich um eine Liquiditätskrise oder um eine sehr viel
     tiefer greifende Solvenzkrise? Wenn Letzteres der Fall sein sollte, was bedeutet dies für die Zukunft?
    Davon ausgehend ergibt sich eine ganze Reihe weiterer Fragen. Auf dem Höhepunkt der Krise mussten die Notenbanken in aller |15| Welt einspringen, um große Teile des Finanzsystems mit Notkrediten zu stützen. Verhinderten ihre Eingriffe Schlimmeres? Oder
     ermunterten sie die Betroffenen damit nur zu noch unverantwortlicherem und riskanterem Verhalten in der Zukunft und legten
     damit die Grundlage für größere und noch gefährlichere Spekulationsblasen? Was bedeutete andererseits die lauter werdende
     Forderung nach einer erneuten Regulierung der Märkte? Entstehen auf diese Weise ein robusteres und widerstandsfähigeres Finanzsystem
     und ein stabileres Wirtschaftswachstum, oder handelt es sich um bloße Kosmetik, die nicht in der Lage ist, in Zukunft bedrohlichere
     Blasen und Krisen abzuwenden?
    Diese Fragen sind keineswegs hypothetisch. John Maynard Keynes, einer der großen Vordenker der Wirtschaftswissenschaften des
     20. Jahrhunderts, stellte zu Recht fest, »dass die Ideen von Ökonomen und politischen Philosophen, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt,
     mächtiger sind als gemeinhin angenommen. Kaum etwas beherrscht die Welt so wie sie … Mächtige Spinner, die Stimmen hören,
     werden in ihrem Wahn von irgendeinem akademischen Schreiberling von vor ein paar Jahren befeuert.« 12 Diese oft zitierten Sätze schrieb Keynes vor mehr als 70 Jahren, doch sie haben nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt. Die
     verbreiteten Darstellungen und Interpretationen der schwersten Finanzkrise seit Generationen gehen von einigen Grundannahmen
     aus, die zwar nicht immer ganz falsch sind, die jedoch ein wirkliches Verständnis für die
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