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Das Ende der Galaxis

Das Ende der Galaxis

Titel: Das Ende der Galaxis
Autoren: Murray Leinster
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Wanderstern hing scheinbar bewegungslos im leeren Raum, ohne jedoch wirklich stillzustehen. Seine Geschwindigkeit und seine Bahn waren sorgfältig gemessen worden, als er vor über zweihundert Jahren zufällig entdeckt worden war. In der Zwischenzeit waren diese Werte mehrmals überprüft worden; vor etwa hundert Jahren war sogar eine Expedition gestartet, die ihn suchen und eingehend untersuchen sollte. Er war gefunden worden. Er war völlig schwarz. Er reflektierte nichts. Er strahlte nichts aus, so daß seine Oberflächentemperatur null Grad Kelvin hätte sein müssen. Aber die Temperaturmessungen zeigten ein anderes Bild. Niemand hätte behaupten können, der Wanderstern sei kälter als das Weltall, dessen Durchschnittstemperatur vier Grad über dem absoluten Nullpunkt liegt; richtig war vielmehr, daß der Wanderstern keine Temperatur aufwies.
    Alles war mit der Theorie vereinbar, daß er aus Anti-Materie bestehe und sich tatsächlich in gegenläufiger Richtung durch die Zeit bewege. Der Wanderstern lenkte Lichtstrahlen ab, die tangential auftrafen – aber in entgegengesetzter Richtung wie normale Sterne. Er besaß kein Schwerefeld, das normale Materie abstieß; die negative Anziehungskraft dieses Feldes wurde auf etwa sechzig g geschätzt. Aber niemand wußte, ob der Wanderstern eine feste Oberfläche aufwies oder nur aus komprimierten Gasen wie Sol bestand. Er war größer und dichter als die Sonne, die das System beleuchtete, in dem die Menschheit ihren Anfang genommen hatte. Aber mehr war kaum festzustellen, weil direkte Experimente erfolglos blieben.
    Das direkteste Experiment war mit einer Sonde gemacht worden, die den Wanderstern anflog und dabei Zeitsignale ausstrahlte, bis die negative Anziehungskraft dieser dunklen Masse ihrer eigenen Antriebskraft entsprach. Die Zeitsignale kamen langsamer; die Pausen zwischen den Signalen wurden immer länger, während gleichzeitig die Sonderfrequenz abnahm. Dann waren die Signale ganz verstummt.
    Die Sonde war nie wieder aufgetaucht, selbst als ihr Treibstoff längst verbraucht sein mußte. Die Wissenschaftler nahmen deshalb an, sie sei von dem Anti-Schwerefeld des Wandersterns beeinflußt und mit in die Vergangenheit zurückgerissen worden, um erst dort irgendwo und irgendwann aufzutauchen.
    Aber das war vor etwa hundert Jahren gewesen. Nun befaßte sich niemand mehr mit derartigen Experimenten, die sich als sinnlos erwiesen hatten. Der Wanderstern irrte unbeachtet durch den Raum, prallte von den Schwerefeldern normaler Sterne ab und versuchte ihnen allen zu entkommen.
    Am dritten Tag im Hyperraum gab Hall endlich unwillig nach. Das Schiff war inzwischen fast drei Lichtjahre weit von Sol entfernt. Die Sonne der Erde war jetzt nur noch ein verschwindend kleiner Lichtpunkt inmitten eines Meeres aus gleichmäßig leuchtenden hellen und dunkleren Punkten. Wären Hall und Marge allein an Bord gewesen, hätten sie zugeben müssen, daß die Cytheria sich hoffnungslos im Raum verirrt hatte. Die Astrogation erforderte spezielle Verfahren und eine gründliche Ausbildung.
    Schon die Orientierung innerhalb eines einzigen Sonnensystems war schwierig genug, aber wenn es darum ging, ein Schiff durch den interstellaren Raum zu steuern, konnte Hall mit seinen Biologiekenntnissen gar nichts mehr ausrichten. Brent allein war imstande, sie wieder zur Erde zurückzubringen; er schien diese Absicht zu haben, und Marge glaubte ihm. Sie war davon überzeugt, daß er nicht verrückt, sondern nur ein Sonderling wie viele andere Raumfahrer war.
    Am dritten Tag stapfte Hall also in den Kontrollraum. Das Schiff trieb im Normalraum, und die Sterne bewegten sich langsam über die Bildschirme.
    »Marge hat mir zugeredet, Ihre Bedingungen anzunehmen«, erklärte Hall bitter. »Sie ist davon überzeugt, daß Sie uns zurückbringen werden. Unter dieser Voraussetzung bin ich bereit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    »Wunderbar!« meinte der kleine Mann zufrieden. Er nickte Hall lächelnd zu und beugte sich wieder über den Schiffscomputer. »Das Gravitometer zeigt bereits sechs Millionstel g an – wir sind also kaum eine Lichtstunde weit vom Wanderstern entfernt! Würden Sie so freundlich sein, mit dem Elektronenteleskop danach zu suchen? Ich hätte gern eine visuelle Bestätigung. Das beruhigt, wissen Sie.«
    Hall zuckte mit den Schultern. Er hatte in der Schule gelernt, daß der Wanderstern unerreichbar und für die Erde ohne Bedeutung war. Und nun wollte Brent ihn offenbar ansteuern! Aber das war
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