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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot
Autoren: Lester del Rey
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zuzulächeln, vollführte sie einen Knicks in Gordinis Richtung und verschwand ebenfalls durch die Verbindungstür.
    Pete schloß hinter ihr ab. „Schlimmes Unglück, das mit ihrem Mann, obwohl er’s hätte wissen sollen. Sie haben Glück, daß sie jetzt nicht mehr beide Zimmer bezahlen kann. Prima Hausfrau. Werden keinerlei Ungeziefer finden. Die Toilette ist ’ne halbe Treppe tiefer auf dem Flur. Vier verschiedene Müllarten kommen in die dafür gekennzeichneten Tonnen. Ich mache jeden Abend meinen Kontrollgang, also lassen Sie sich keine komischen Tricks einfallen. Tja, das mit der Miete und den Möbeln wäre noch zu regeln … Wasser- und Spiritusrationen gehen natürlich extra …“
    „Jem wird sich darum kümmern“, erklärte Gordini, als der Verwalter gegangen war. Dann zog er ein kleines Bündel Geldscheine aus seiner Robe und reichte es Boyd. „Diese Summe wird Ihnen natürlich von Ihrem Guthaben abgezogen. Wenn Sie erst mal Ihr erstes Gehalt bekommen haben, sollte es nicht schwierig sein, mit ein bißchen Sparsamkeit zurechtzukommen. Ich weise den Hausmeister darauf hin, Ihnen ein Eßlokal zu zeigen und auch ansonsten behilflich zu sein. Wenn Sie ihm pro Woche einen Kilar geben, macht er es gern für Sie. Allmächtiger, nein, lassen Sie das!“
    Erschrocken hielt Boyd bei halbgeöffnetem Reißverschluß inne. Den ganzen Tag hatte er voller Ungeduld auf den Augenblick gewartet, endlich das lästige Kleidungsstück ablegen zu können. Hier in seinen eigenen vier Wänden sah er keinen Grund, den Umhang noch länger zu tragen. Als er aber das leicht gerötete Gesicht des Priesters sah, zog er den Reißverschluß wieder zu.
    „Vergessen Sie niemals“, gab Gordini nachdrücklich zu bedenken, „daß Sie sich jetzt auf der Erde befinden, wo andere Moralvorstellungen als auf dem Mars herrschen.“
    Gleich darauf beruhigte er sich aber wieder und lächelte, was seiner Stimme einiges an Schärfe nahm. „Nicht schlimm, mein Bester. Bisher haben Sie sich besser gehalten, als zu erwarten war. Ich hoffe zu Ihrem Besten, daß Sie es schaffen, sich anzupassen. Sie ersparen sich eine Menge Ärger damit.“
    „Ich will es versuchen“, erklärte Boyd ehrlichen Willens.
    Gordini nickte lebhaft, und seine Stimme nahm wieder eine Spur an Schärfe zu. „Gut so. Ich sage das, weil ich mich persönlich dafür eingesetzt habe, daß Sie als Biologe arbeiten können. Für Ihr erstes Jahr hier auf der Erde bin ich verantwortlich. Zwar können Sie sich, falls Sie einmal in echte Schwierigkeiten geraten, selbstverständlich jederzeit auf mich berufen, aber … Ich hoffe, wir haben uns verstanden, nicht wahr? Viel Glück also, mein Sohn.“
    Mit einer kleinen segnenden Geste begab er sich eilends zur Tür.
    Während draußen im Flur die Schritte des einzigen Menschen, der bisher hier wirklich mit ihm gesprochen hatte, verklangen, ließ Boyd sich auf das Bett nieder und nahm seine Umgebung in Augenschein. Das Zimmer maß kaum zwei Meter im Geviert und war damit kleiner als die enge Kabine in dem winzigen Raumschiff, mit dem er angekommen war. Auf dieser Fläche gab es ein schmales Bett, eine Kleiderkommode, einen winzigen Tisch und einen Waschständer. In einer Ecke befand sich ein primitiver Kanonenofen, dessen Ofenrohr durch eine Außenwand nach draußen stieß. Von der Decke hing eine kleine Spirituslampe herab. Der Boden war kahl, aber an einer Wand hing ein billiger Druck, der die Madonna mit dem Jesuskind zeigte.
    Irgendwie mußte er es schaffen, zum Mars zurückzugelangen. Sie hatten kein Recht, ihm einfach das Bürgerrecht abzuerkennen, das sie als Lockmittel damals für seinen Großvater benutzt und ihn mitten aus seinen Forschungen herausgerissen hatten. Die Gerichte auf dem Mars würden ihm recht geben müssen. Dieses niederträchtige Programm an das Licht der Öffentlichkeit zu bringen, schuldete er nicht nur sich, sondern auch all den anderen, die vermutlich schon länger hier litten. Zweimal pro Jahr kamen Schiffe an – irgendwie mußte er an Bord eines dieser Schiffe gelangen! Selbst wenn niemand wußte, wann das nächste fällig war, und das Betreten des Landefelds verboten war. Irgendwie mußte es klappen …
    Aber zuerst mußte er hier überleben.
    Hinter der Verbindungstür hörte er Branahans Frau schluchzen, vermischt mit Kinder plärren.
    Branahan war auf der Erde aufgewachsen, kannte sie und hatte gewußt, wo es lang ging. Und dennoch hatte er nicht überlebt. Das Leben auf diesem Planeten hatte ihn
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