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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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zu warten.«
    »Das wäre das Beste. Wenn sie ihn in dieser Verfassung sieht, würde sie tatsächlich einen schweren Schock bekommen. Es reicht schon, wenn wir ihr Einzelheiten erzählen müssen.« Rönn fuhr Dalagatan hinauf in Richtung Odengatan. Vor dem Eastman-Institut stand ein schwarzer Volkswagen. Rönn nickte hinüber und meinte:
    »Da hat sich einer nicht nur im Parkverbot, sondern auch noch halb auf dem Bürgersteig aufgebaut. Hat Glück, daß wir nicht zur Verkehrsbereitschaft gehören.«
    »Außerdem war er sicher betrunken, als er den Wagen so hingestellt hat.«
    »Oder sie. War sicher `ne Frau. Frauen und Autos…«
    »Die üblichen Vorurteile«, entgegnete Martin Beck. »Wenn meine Tochter dich so reden hören würde, könntest du aber was erleben.« Der Wagen bog in Odengatan ein und fuhr an der Gustav Vasa-Kirche vorbei. An ihrem Halteplatz standen zwei freie Taxis, und an der Kreuzung bei der Stadtbibliothek wartete eine gelbe Kehrmaschine mit orangefarbenem Blinklicht auf dem Dach darauf, daß die Ampel auf Grün schaltete.
    Martin Beck und Rönn fuhren schweigend weiter. Auf Sveavägen überholten sie die Kehrmaschine, die laut brummend langsam um die Ecke fuhr. An der Handelshochschule bogen sie links in Kungstensgatan ein.
    »Verdammt«, stieß Martin Beck plötzlich und mit Nachdruck hervor.
    »Ja«, sagte Rönn nur.
    Dann war es wieder still im Auto.
    Als sie Birger Jarlsgatan überquert hatten, fuhr Rönn langsamer und begann nach der Hausnummer zu suchen. Eine Haustür direkt gegenüber von Borgarskolan wurde geöffnet. Ein junger Mann trat hinaus und blickte in ihre Richtung. Er hielt die Tür auf und wartete, bis sie den Wagen geparkt hatten und über die Straße auf ihn zukamen.
    Als sie ihn beinahe erreicht hatten, sahen sie, daß der Junge nicht so alt war, wie es vom Auto aus den Anschein gehabt hatte. Er war zwar fast so groß wie Martin Beck, schien aber höchstens fünfzehn Jahre alt zu sein.
    »Ich heiße Stefan«, begrüßte er sie. »Mama wartet oben.« Sie folgten ihm die Treppen hinauf in das zweite Stockwerk, wo eine Tür einen Spalt offenstand. Der Junge führte sie durch die Garderobe und durch eine Diele in das Wohnzimmer.
    »Ich geh Mama holen«, murmelte er und verschwand hinaus in die Diele.
    Martin Beck und Rönn blieben mitten im Zimmer stehen und sahen sich: um. Der Raum war tadellos aufgeräumt. Im hinteren Teil stand eine Polstergarnitur, die aussah, als ob sie aus den vierziger Jahren stammte. Sie bestand aus einem Sofa, drei dazu passenden Sesseln in hellgebeiztem Holz und mit blumengemusterten Cretonne-Bezügen und einem ovalen Tisch in der gleichen hellen Holzart. Auf dem Tisch lag eine weiße, geklöppelte Spitzendecke und mitten daraufstand eine große Kristallvase mit roten Tulpen. Das Zimmer hatte zwei Fenster zur Straße hin, und hinter den weißen: Spitzengardinen standen gepflegte Topfpflanzen ordentlich aufgereiht. Eine der kurzen Wände wurde von einem Bücherregal aus glänzendem Mahagoni verdeckt. Es war zur Hälfte mit in Leder gebundenen Büchern vollgestellt, den übrigen Platz nahmen Souvenirs und kleine, kunstgewerbliche Gegenstände ein. Kleine polierte Tische mit silbernen Tellern und Schüsselchen sowie Vasen und Schalen aus Kristall standen hier und da an den Wänden, und ein schwarzes Klavier, dessen Deckel geschlossen war, ergänzte die Ausstattung. Gerahmte Familienfotos standen nebeneinander auf dem Klavier. An den Wänden hingen einige Stilleben und verschiedene Bilder mit Landschaftsmotiven in breiten, reich verzierten Goldrahmen. Von der Zimmerdecke hing eine Kristallkrone und darunter lag ein weinroter Orientteppich.
    Martin Beck nahm alle Einzelheiten des Zimmers in sich auf, während er auf die Schritte hörte, die sich durch die Diele näherten. Rönn war an das Bücherregal getreten und betrachtete mißtrauisch eine Glocke aus Messing, wie sie dem Leittier einer Ren-Herde umgehängt wird. Das Souvenir war auf der einen Seite mit einem farbenfrohen Bild verziert, auf dem eine verkrüppelte Birke, ein Ren und ein Lappe zu sehen waren. Darunter stand in verschnörkelten Buchstaben der Ortsname Arjeplog.
    Fru Nyman trat zusammen mit ihrem Sohn ins Zimmer. Sie trug ein schwarzes Wollkleid, schwarze Strümpfe und Schuhe und ihre Hand schloß sich um ein weißes Taschentuch. Sie hatte geweint.
    Martin Beck und Rönn stellten sich vor. Es schien nicht so, als ob sie ihre Namen schon jemals gehört hatte.
    »Aber nehmen Sie doch bitte
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