Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon

Titel: Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
Autoren: Max Frei
Vom Netzwerk:
die sinkende Sonne bewunderte, drang ein merkwürdiger Dialog an mein Ohr:
    »Morgen reise ich ab«, flüsterte Alotho Aliroch, doch seine Stentorstimme klang sogar geflüstert ziemlich laut. Dann setzte er hinzu: »Dabei möchte ich Echo gar nicht verlassen.«
    »Doch du musst fahren, stimmt's?«, fragte Melamori.
    »Ja.«
    »Aber bald kehrst du zurück. Schließlich musst du den Grässlichen Mudlach persönlich erledigen. Diese zwei Jahre gehen sicher schnell vorbei.«
    »Zwei Jahre sind eine halbe Ewigkeit«, seufzte Alotho. »Ich will nicht fahren und darf nicht bleiben, und du möchtest nicht mit mir nach Arwaroch gehen. Was für ein Drama!«
    »Am besten, du verschwindest schnellstens und lässt uns alle in Ruhe«, brummte ich und wandte mich an Kurusch.
    »He, süßer Vogel, hörst du, was da draußen los ist?«
    »Nein, was denn?«, fragte der Buriwuch und öffnete seine Bernsteinaugen.
    »Dieser Adonis aus Arwaroch will unsere Lady Melamori unter Druck setzen. Und er gefällt ihr. Das macht die Sache gefährlich. Kurusch, kluger Vogel - dieser Alotho vergöttert dich. Misch dich also bitte in das Gespräch der beiden ein.«
    »Wenn du so weitermachst, gehe ich mit Alotho nach Arwaroch«, drohte Kurusch mir. »Dort wird mich kein Mensch mit solchen Kleinigkeiten behelligen.«
    »Glaubst du etwa, dort gibt es so leckere Piroggen wie hier?«, fragte ich listig.
    »Nur wegen der Piroggen lasse ich diesen Worten keine Taten folgen. Gut, wenn du wirklich meinst, ich sollte mich in das Gespräch der beiden einmischen, dann mach ich das eben.«
    Kurusch flog durch die halb offene Tür in den Saal der allgemeinen Arbeit, während ich mein Büro durchs Fenster verließ, damit die beiden Turteltäubchen nicht auf die Idee kämen, ich hätte ihnen Kurusch auf den Hals geschickt.
    Nach einer halben Stunde kehrte ich ins Haus an der Brücke zurück. Natürlich hatte ich nicht vergessen, Kurusch Piroggen mitzubringen. Die hatte er sich redlich verdient. Diesmal betrat ich das Haus durch die Geheimtür und lief gleich Alotho über den Weg. Sein Gesicht war verzückt - ein untrügliches Zeichen dafür, dass er mit dem Buriwuch gesprochen hatte. Das spinnenartige Wesen schlief ruhig auf seinem Rücken.
    »Wo hast du dich rumgetrieben?«, fragte Melamori.
    »Ich war zum Mittagessen im Gesättigten Skelett und kann dir nur empfehlen, es mir nachzutun. Das Essen dort ist heute ausgezeichnet.«
    Alotho sah mich erstaunt an.
    Diese Helden aus Arwaroch spüren es bestimmt, wenn man sie übers Ohr hauen will, dachte ich. Und er versucht jetzt sicher, meine Absichten herauszufinden.
    Zum Glück beschäftigte sich Alotho nicht lange mit mir, und ich verschwand schnell in mein Arbeitszimmer. Kurusch döste unschuldig auf seiner Sessellehne. Ich weckte ihn nicht, sondern legte ihm nur das Päckchen mit Piroggen hin.
    Am nächsten Tag musste ich schon mittags zum Dienst. Alotho und die Hälfte seiner Mannschaft segelten nach Arwaroch zurück, und wir Mitarbeiter des Kleinen Geheimen Suchtrupps mussten sie feierlich verabschieden.
    Melifaro schien der glücklichste Mensch des Vereinigten Königreichs. Er setzte sich auf den Tisch, schlenkerte mit den Beinen und machte ein verträumtes Gesicht.
    »Die Abwesenheit von Rulen Bagdasys tut dir gut«, meinte ich beiläufig. »Was sollen wir eigentlich mit ihm machen?«
    »Das weiß ich schon lange. Aber warte kurz, Nachtantlitz. Du wirst bald sehen, was ich mit ihm vorhabe.«
    »Das sehe ich bestimmt irgendwann«, meinte ich, gähnte breit und griff nach der Flasche mit dem Kachar-Balsam.
    Eine halbe Stunde später waren alle in Juffins Büro. Melamori kam als Letzte. Auf ihrem Rücken saß das Spinnenwesen von Alotho und wirkte sichtlich erschrocken.
    »Du hast heute aber eine schöne Brosche!«, rief Melifaro begeistert. »Ein Geschenk des Königs, vermute ich.«
    »Das ist Leleo. Er ist Beschützer aller Seelen von Arwaroch. Hat man dir schon einen Seelenbeschützer geschenkt, Melifaro?«
    »Einen Seelenbeschützer? Der hat mir noch gefehlt!«
    »Nicht frech werden!«, rief Melamori herrisch.
    »Das ist eiserne Logik«, rief Sir Kofa belustigt. »Darf ich deinen Leleo kennen lernen?«
    »Warum nicht.«
    Von der Straße hörte ich die monotonen Schritte der hundert Soldaten, mit denen Alotho Echo verlassen wollte.
    »Keine Sorge, die bleiben draußen«, erklärte Melamori. »Alotho sieht seine Soldaten vor allem als Schmuckstücke, und wenn er ein wichtiges Treffen hat, lässt er sich von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher