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Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Titel: Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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eine Adlerfeder fürs Versenden von Gebeten. Und direkt darunter lege ich das Pendel mit dem kleinen Stück Amethyst am Ende. Die Truhe ist jetzt leer, bis auf die kurze, prägnante Notiz von Paloma, die mir in ihrer akkuraten Schrift verspricht, mir eines Tages die Magie zu zeigen, die in all diesen Werkzeugen lebt – eines Tages, der, wie ich allmählich fürchtete, nie kommen würde.
    Ich nehme die schwarze Feder und schwenke sie vor mir hin und her. Dabei denke ich, dass sie der in meinem Beutel ziemlich ähnlich sieht, sie ist nur größer, viel größer.
    »Als dein Geisttier ist Rabe stets bereit, dich zu führen. Hast du ihn schon angerufen, nieta ?«
    »Andauernd.« Ich zucke die Achseln, und meine Stimme klingt so düster, wie ich mich fühle. »Doch in letzter Zeit kommt es mir so vor, als würde er eher folgen als führen. Er sitzt nur auf Pferds Nacken, wie ein zufälliger Begleiter, während Dace und ich reichlich ziellos umherziehen.«
    »Und Pferd ?« Sie richtet sich auf und mustert mich aus schmalen Augen.
    »Genauso. Wenn Dace ihn nicht antreiben würde, würde er die ganze Zeit nur grasen. Es ist eher so, dass sie, je mehr wir sie brauchen, umso träger werden, bis sie kaum noch kooperieren. Und irgendwie wird es jeden Tag schlimmer.«
    Paloma wird blass, während ihre Augen erschrocken aufleuchten. Der Effekt hält allerdings nur einen Moment lang an, dann findet sie ihre gewohnte Ruhe und Gelassenheit wieder – entschlossen, die Sorgen zu verbergen, die sie plagen.
    Doch jetzt, da ich es gesehen habe, habe ich nicht vor, es auf sich beruhen zu lassen. Wenn Paloma bereit ist, meine Ausbildung wiederaufzunehmen, dann muss sie ehrlich sein und mit der Geheimnistuerei aufhören. Falls das stimmt, was sie sagt, nämlich dass ich als Suchende die letzte verbliebene Hoffnung bin, dann bringt sie nur alle anderen in Gefahr, wenn sie mich vor der Wahrheit schützt.
    »Paloma«, sage ich beschwörend. »Du musst ehrlich zu mir sein. Du musst mir die Wahrheit sagen, egal, wie hässlich sie ist. Als du mir erklärt hast, dass eine Suchende lernen muss, im Dunkeln zu sehen und sich auf das zu verlassen, was sie tief in ihrem Herzen weiß – da dachte ich, du hättest das metaphorisch gemeint. Aber in letzter Zeit bekomme ich immer mehr das Gefühl, als würden Dace und ich nur im Dunkeln herumstochern, und da würde es uns sehr weiterhelfen, wenn du ein bisschen Licht in das Ganze bringen könntest. Ehrlich, abuela , ich bin bereit. Du brauchst mich nicht zu beschützen.«
    Sie hebt das Kinn und holt tief Atem. Mit ihren zarten Fingern streicht sie die Falten in ihrem Baumwollkleid glatt. »Deiner Schilderung zufolge muss Rabe wohl verdorben, korrumpiert worden sein. Und Pferd auch. Und auch wenn sie vielleicht nicht gegen dich arbeiten, so arbeiten sie doch auch nicht wirklich für dich. Das alles bedeutet, dass wir uns für Wissen und Orientierung auf andere Quellen stützen müssen, bis wir die Richters aus der Unterwelt vertrieben und alles wieder ins gewohnte Gleichgewicht gebracht haben.« Sie seufzt leicht. »Ich hatte so etwas schon befürchtet«, fügt sie hinzu. »Und glaub mir, nieta , die toten Fische sind erst der Anfang. Wenn wir sie nicht bald aufhalten, dauert es nicht lange, ehe die Auswirkungen auch in der Mittel- und der Oberwelt zu verspüren sind. Jede Welt hängt von der anderen ab. Wenn die eine zersetzt wird, stürzen auch die anderen ins Chaos, und das ist genau das, was Cade will. Wenn die Geisttiere nicht mehr in der Lage sind, uns zu führen und zu beschützen, bekommt er freie Hand und kann schalten und walten, wie es ihm gefällt.«
    Instinktiv greife ich nach dem weichen Wildlederbeutelchen an meinem Hals. Ich taste nach der Form des kleinen Steinraben und der schwarzen Rabenfeder, die Anfang und Ende meiner Visionssuche markiert hat. Gegenstände, die ich einst als heilig betrachtete, als die Hauptquelle meiner Kraft, doch jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wurden sie genauso verdorben wie mein Leittier, Rabe ?
    »Soll ich das dann nicht mehr tragen ?«, frage ich verblüfft von der Panik, die sich in meine Stimme geschlichen hat. Ich habe mich so daran gewöhnt, das Wildlederbeutelchen um den Hals hängen zu haben, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, ohne es zu sein.
    Paloma zeigt auf die Decke. »Fragen wir doch das Pendel.« Sie kommt zu mir herunter auf den Boden, und so sitzen wir im Schneidersitz nebeneinander. Unsere Knie berühren einander beinahe,
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