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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge
Autoren: Sophie Miller
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dich unternommen.« Ich rückte von ihm ab.
    »Als meine Frau können sie dich auch nicht dazu zwingen«, antwortete er. »Nur noch ein bisschen Zeit, Tony. Würdest du das für mich tun?«
    »Wie lange?«
    »Ich werde von hier verschwinden.«
    »Ich dachte, du hast kein Geld.«
    Er schmunzelte. » Kein Geld ist vielleicht nicht ganz korrekt. Ich verfüge nicht über die Summen, um die es hier geht, aber …« Ihm kam ein Gedanke. »Brauchst du etwas? Die Reise muss dich einiges gekostet haben. Warte.«
    Er sprang auf, verschwand im angrenzenden Zimmer und kam mit einem Bündel Scheinen zurück. »Das müsste für einige Zeit reichen.«
    Es schienen mehrere Tausend, vielleicht zehntausend Euro zu sein. Der Moment, als Pascal mir das Schweigegeld hinhielt, brannte sich in meine Netzhaut ein. Er bedeutete das endgültige Aus.
    »Danke, nein. Ich will das nicht.« Auch ich stand auf.
    »Nur für den Übergang«, beeilte er sich zu sagen. »Nimm es, ich hätte dir längst etwas zukommen lassen sollen.«
    »Ich brauche nichts.« Ich zog mich zur Tür zurück.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich muss ins Hotel.«
    »Aber wir haben doch noch kaum Zeit miteinander ver bracht.«
    »Ich habe Dora und Ernie zu einem Trip ans Meer eingeladen, um meine Fahrt nach Südfrankreich zu tarnen.« Es war die Wahrheit, zugleich eine Ausrede, um von ihm fortzukommen.
    »Wie heißt das Hotel?« Ich sagte es ihm. »Gut. Vielleicht hast du recht. Fahr zurück. Ich melde mich bei dir. Bald schon, das verspreche ich.« An der Tür holte er mich ein. »Geh nicht vorn hinaus!«
    »Natürlich.« Ich wandte mich zur Küche.
    »Warte.« Er lief zur Kommode und kam mit einem Mobiltelefon zurück. »Ich kann dich unter deiner Nummer nicht anrufen, es ist zu gefährlich. Lass das Ding eingeschaltet. Das werden sie nicht so schnell orten.«
    Der Blick, den wir tauschten, war freudlos. Das bisschen Liebe, das mit dem Wiedersehen aufgeflammt war, hatte sich in Luft aufgelöst. Ich wollte fort aus diesem Haus, und auch er schien fast erleichtert zu sein, mich loszuwerden. Wir hatten versucht, einen Traum fortzuspinnen, dabei standen wir längst an unterschiedlichen Ufern.
    »Mach’s gut, Pascal.«
    »Tony …« Er zog mich an sich, küsste mich fest auf den Mund.
    »Ich muss jetzt gehen.« Ich trat in die Nacht.
    Pascal blieb in der Türöffnung stehen. Trotz der Finsternis rannte ich zum Auto, startete und fuhr los. Mein elektronischer Gefährte wies mir den Weg zurück.

36
    Dora hatte sich den Tag über ausgeruht und schlief bereits, als ich das Hotel erreichte. Ein Arzt war da gewesen, erzählte mir Ernie. Nach der Behandlung hatte das Asthma aufgehört, die Gelenkschmerzen peinigten sie immer noch. Ernie und ich redeten nicht lange, ihm war die Sorge um seinen kranken Paradiesvogel anzusehen. Wie Dora nahm er an, ich hätte den Tag mit Stein verbracht. Ich sagte lediglich, dass Ray inzwischen abgereist sei. Wir trennten uns vor unseren Zimmern.
    Die Geschehnisse der letzten Stunden wühlten mich auf, gleichzeitig war ich wie betäubt. Ich legte mich angezogen aufs Bett, hielt es aber nicht lange aus und ging in die Lobby. Im Restaurant war nicht mehr viel los, ich trank einen Pernod an der Bar. Der Alkohol wirkte, und mir wurde bewusst, dass ich seit Stunden nichts gegessen hatte.
    »Hätten Sie noch eine Kleinigkeit?«, fragte ich die Französin.
    »Die Küche hat schon zu.« Als sie meinen enttäuschten Blick sah, erbarmte sie sich. »Ich kann Ihnen etwas Kaltes zurechtmachen.«
    Als einziger Gast setzte ich mich an einen Tisch am Fenster. Der Blick auf die Bucht von Nizza ließ die jüngsten Ereignisse unwirklich erscheinen. Mir war flau im Magen, der Anisschnaps benebelte mich. Ich hatte heute so viel über Liebe und Liebesabsichten geredet und gehört, dass sich die sogenannte Liebe wie ein Gericht anfühlte, an dem man sich überessen hat. Die innere Wandlung Pascals ging mir durch den Sinn, jene Veränderung ein Jahr nach unserer Hochzeit, als er sich erst wirklich in mich verliebt hatte. Wenn das stimmte, wieso war er nicht von seinem grotesken Plan abgegangen, der ein einziger Betrug an mir gewesen war? Warum hatte er Jessica mehr vertraut als mir, war mit ihr den Weg bis zu Ende gegangen, bis zu seinem Tod in der Muränenhöhle? War es des Kindes wegen? Hatte Jessica ihn durch Robbie so sehr in der Hand, dass er mich trotz seiner Liebe in unfassbare Schwierigkeiten brachte? Mir fielen Vorfälle in Toronto ein, als ich mitten in der Nacht erwacht
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