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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Yasmine Galenorn
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Geoffrey und Regina im Dienst – buchstäblich –, und sie verlangten, dass ihre Angestellten stets anständig gekleidet vor ihnen auftauchten.
    Mein Wolf knurrte, als ich mit der Hand über die Tätowierung strich. Das Bild des prächtigen silbernen Raubtiers zog sich über meinen ganzen Bauch.
    »Schsch …« flüsterte ich. »Still. Ich weiß, dass du derjenige bist, der Schmerzen hat, aber ich kann im Moment nichts für dich tun.«
    Der Wolf knurrte wieder, und ich presste die Lippen zusammen. Mein Herz tat mir weh. Die Erinnerung an Grieves Gesicht, an die Berührung seiner Hände, seine scharfen Zähne, die an meiner Haut zupften, stieg in mir auf, und ich wischte mir hastig über die Augen, wobei ich aufpasste, weder Eyeliner noch Mascara zu verschmieren. Wir hatten Grieve an den Feind verloren. Myst wollte ihn für sich. Ich war wild entschlossen, ihn zu mir zurückzuholen, aber tief im Innern fürchtete ich, dass wir das nicht überleben würden.
    »Cicely! Leg einen Zahn zu.«
    »Ja, ja, ich komme ja schon.« Ich stieg hastig in meine Bikerboots – Icon Bombshell – und hängte mir meine Tasche über die Schulter. Rasch rieb ich mir noch einen Fleck vom Stiefel, doch das musste reichen. Ich fand mich präsentabel genug, zumal ich mich gerade mit einem Goblin und einem Schattenjäger gezankt hatte.
    Mein Haar hing mir glatt, glänzend und tintenschwarz bis auf die Schultern, und ich fasste es zu einem Pferdeschwanz zusammen, dann streifte ich mir Fahrerhandschuhe und meine Lederjacke über. Zuletzt legte ich mir meinen Mondsteinanhänger um den Hals, steckte ihn unter den Pulli und polterte die Treppe hinunter.
    »Dann bringen wir die Show mal auf die Bühne«, sagte ich.
    Rhiannon hatte ebenfalls frisch geduscht und trug nun Khakis, ein Hemd und einen kamelfarbenen Wollmantel.
    Meine Cousine war so hell, wie ich dunkel war. Ihre Mutter Heather hatte uns früher immer Bernstein und Jet genannt – oder Feuer und Eis. Ihr Haar war flammend rot, meins tiefschwarz. Wir waren beide sechsundzwanzig und am Tag der Sommersonnenwende geboren – sie im zunehmenden Licht, ich im schwindenden. Ich war klein und kräftig gebaut, Rhiannon groß und gertenschlank. Wir waren in allem das Gegenteil, hatten uns als Kinder aber dennoch wie Zwillinge gefühlt.
    Leo sah wie immer todschick aus. Geoffrey bestand darauf, dass er sich zur Arbeit gut anzog, und die meisten Tagesboten hatten eine ausgesprochen gut sortierte – und teure – Garderobe. Leo hatte Glück: In seinem Fall finanzierte Geoffrey seine Kleidung. Leo hatte braune, kurzgeschnittene Locken und überragte mich um einiges, aber er war eher hager denn schlaksig.
    »Passt auf euch auf«, sagte Kaylin und schaute auf. Er saß lesend auf der Couch und schmuste mit einem halben Dutzend Katzen, darunter auch Bart, Leos Maine-Coone-Kater. »Wenn einer von euch aus Wut auf Lannan losgeht, macht er euch die Hölle heiß.«
    Lannan. Mir schoss das Blut in die Wangen, und ich knurrte unwillkürlich. Lannan Altos stand weit oben auf meiner Liste der Personen-die-die-Welt-nicht-braucht – nur ganz knapp unter Myst. Er war Vampir, einer der Blutfürsten, und ich hatte mich durch einen Knebelvertrag an ihn gebunden. Während meiner ersten Blutspende an ihn, zu der ich monatlich verpflichtet war, hatte er mich bereits einmal im Geist gevögelt, und das nächste Mal würde wahrscheinlich noch Schlimmeres passieren.
    Lannan will dich brechen, flüsterte Ulean auf einem seichten Luftstrom.
    Das weiß ich, glaub mir. Soll er wollen. Er wird es nicht schaffen.
    Ulean streifte mich mit ihrer Ungeduld. Sei nicht zu selbstsicher. Lannan hat Tausende von Jahren Erfahrung. Er ist Meister der manipulativen Spiele. Bitte sei vorsichtig.
    Das bin ich, keine Sorge. Ich habe bereits zu viele Fehler gemacht. Ich passe höllisch auf.
    »Cicely? Versprichst du uns, dass du dich zusammennimmst und nicht ausrastest? Wir können uns nicht leisten, uns Lannan zum Feind zu machen.« Kaylin fing meinen Blick ein und hielt ihn fest.
    »Weil er uns bisher ja schon eine ach so große Hilfe war?« Ich sah ihn böse an. »Lannan wusste, dass er mich und durch mich anschließend Grieve infizieren würde, und seht euch doch an, was daraus entstanden ist: Der Indigo-Hof ist gefährlicher denn je, auch wenn die Vampirfeen am Tag nicht mehr viel anstellen können. Sie waren vorher schon schlimm, aber jetzt sind sie wie ein Rudel tollwütiger Hunde. Mit extrem scharfem Gebiss und der Fähigkeit,
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