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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Yasmine Galenorn
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gehen lassen, wird er demnächst andere mitbringen. Die dunklen Feenwesen können unsere Schutzzauber durchdringen, was Myst nicht kann, also probiert sie wahrscheinlich gerade aus, wie weit sie über ihre Verbündeten auf unser Grundstück gelangen kann.«
    »Also töten oder als Warnung verwunden?«
    »Lieber töten. Wenn wir ihn verwunden, haben wir nur wieder einen Feind mehr.«
    Ich nickte knapp, und schon brachen wir aus den Büschen und rannten dem davonstiebenden Goblin hinterher. Während wir zu ihm aufschlossen – das Vieh war schnell! –, zog ich meinen Fächer, schlug ihn auf, wisperte »Bö, erwache« und wedelte zweimal.
    Ein starker Windstoß rammte uns – und den Kobold. Verdutzt kam er am Waldrand zum Stehen und sah sich verwirrt um. Kaylin sprang, rollte sich ab und kam schwungvoll vor dem Wesen in Kampfstellung wieder auf die Füße. Der erste Tritt traf das Ding am Kinn. Als der Goblin zurücksprang, kam ich an seine Linke und versenkte mein Springmesser tief in seinem Arm.
    Kaylin tastete nach seinen Wurfsternen, als ein eisiger Windstoß aus dem Wald zu uns kam, und nun sah ich eine schattenhafte Gestalt an der Linie zwischen unserem Land und den Bäumen, wo wir unseren magischen Schutzwall errichtet hatten. Ein Blick auf den bläulichen Schimmer der Haut sagte uns alles, was wir wissen mussten. Eine Vampirfee. Ein Schattenjäger.
    »Shit«, murmelte ich und wappnete mich, als der Kobold zum Sprung ansetzte, um sich auf mich zu werfen.
    Der Schattenjäger hob einen Bogen, den Blick ausschließlich auf Kaylin gerichtet. Er mochte vielleicht unser Land nicht betreten können, Geschosse kamen aber problemlos durch unseren Bann. Ich rief Kaylin eine Warnung zu, wedelte meinen Fächer in Richtung Vampirfee und flüsterte wieder »Bö, erwache«. Der Pfeil schoss auf uns zu, verfehlte aber knapp sein Ziel.
    Der Goblin krachte gegen mich, und wir gingen beide zu Boden und rollten uns im Schnee. So nah bei meinem Gegner konnte ich den Fächer nicht einsetzen, und obwohl ich größer war als er, war er viel zäher. Unablässig prügelte ich auf seine ledrige Haut ein, bis ich ihn endlich an der Kehle zu packen bekam.
    Der Kobold fletschte die Zähne und schnappte nach mir, erwischte mich zum Glück jedoch nicht. Selbst wenn er mir nicht den Finger abgetrennt hätte, war sein Speichel wahrscheinlich voller gemeiner Bakterien, und auf eine Infektion konnte ich verzichten. Wir rangen miteinander, während ich verzweifelt mein Gesicht zu schützen versuchte. Mit den scharfen Nägeln konnte er mir mit Leichtigkeit ein Auge auskratzen. Das Vieh stank widerlich faulig nach einer Mischung aus Gas und Erbrochenem, und seine Augen waren groß und lidlos.
    Ich holte tief Luft und stemmte mich mit Händen und Füßen gegen ihn, dann gelang es mir, mich mit ihm herumzurollen, bis ich ihn zwischen meinen Knien einklemmen konnte. Fest presste ich die Schenkel zusammen, damit er mir nicht entwischte. In diesem Moment stieß Kaylin einen Ruf aus und schnellte herum. Mein Nacken verspannte sich.
    »Fuck!« Der zweite Pfeil des Schattenjägers hatte seinen Arm getroffen.
    Die Spitze war durch das dicke Leder gedrungen, schien jedoch nicht allzu tief festzustecken. Kaylin riss den Pfeil heraus, schleuderte ihn von sich und stob zur Grenzlinie. Der Schattenjäger, der nicht auf einen Angriff gefasst gewesen war, ging zu Boden, als Kaylin sich auf ihn warf und sofort auf ihn einzuprügeln begann.
    Ich wandte mich wieder dem Goblin zu. Verschonte ich ihn, würde er mit Verstärkung zurückkommen. Ich ließ die Klinge meines Messers aufspringen und zögerte. Jemanden zu töten – selbst wenn es feindliche Kreaturen waren – war immer noch neu für mich und fiel mir nicht leicht. Scharf sog ich die Luft ein.
    Du kannst es. Ganz ruhig. Ziel auf die Stirn. Kobolde sind an der Stelle des dritten Auges verwundbar. Ulean huschte um mich herum und nahm mir den Schnee aus der Sicht.
    Mit einem Säureschub im Magen ließ ich mein Messer herabsausen und verzog das Gesicht, als es in den Koboldschädel fuhr. New Forest war zu einer Stadt geworden, in der das Motto »Töten oder getötet werden« galt. Wir konnten es uns nicht länger leisten, unsere Feinde leben zu lassen.
    Ich trieb die Klinge bis zum Anschlag hinein. Das Kreischen des Goblins zerriss die Dämmerung, dann sackte er in sich zusammen, und Blut sprudelte in den Schnee, der sich rosa färbte. Sein Gestank blieb in der Luft hängen und mischte sich mit dem
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