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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies
Autoren: Robert B. Parker
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hatten sie es immer wieder aufgeschoben, sich darum zu kümmern, nach dem Motto »Wie in guten, so in schlechten Zeiten«. Sie stellte seine Müslischale und die Kaffeetasse in den Ausguss, schenkte sich eine frische Tasse Kaffee ein, zündete sich eine neue Zigarette an, zog den Bademantel enger und blickte hinaus auf die Blumenrabatten, die den größten Teil ihres Gartens ausmachten. Es hatte ihr geschmeichelt, einen Mann aus so guter Familie zu heiraten. Später würde sie vielleicht ein Bad nehmen und sich die Beine rasieren.

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    Die erste Etappe seiner Reise hatte ihn durch sonnenverbranntes, ausgedörrtes Land zwischen beigefarbenen Hügeln hindurchgeführt. Ab und zu erhob sich der Wind und wirbelte eine Handvoll Staub über den Highway. Jesse hatte keine wilden Tiere, keine Pflanzen, bis auf dieses leblos aussehende Wüstengestrüpp, bemerkt. Er sah kein Wasser, bis er den Colorado River in der Nähe von Needles überquerte. Er fuhr im Explorer. Den roten Miata hatte er Jennifer überlassen, mit dem Hintergedanken, dass sie ihm so bald wie möglich das Geld dafür geben würde, wie sie es versprochen hatte. Jetzt, an seinem zweiten Reisetag, befand er sich noch immer in den Bergen, östlich von Flagstaff. Die Landschaft war grün, sauber, kühl und voll von immergrünen Pflanzen. Ganz anders als das südliche Arizonaseiner Kindheit. Das Wasser sprudelte aus Gesteinshöhlen und stürzte aus Felsspalten. Das Wasser strömte so hemmungslos wild, wie Jesse es noch nie gesehen hatte. Als ob Gott zu viel davon gehabt und es für diesen Teil der Erde verschwendet hätte. Er schaltete das Radio ein und drückte auf die Sendersuchtaste. Die digitale Anzeige blinkte lautlos auf, während das Gerät erfolglos nach einem Signal suchte, das stark genug war. Auch eine Art, jemandem mitzuteilen, dass er sich am Arsch der Welt befand. Die Luft hier in den Bergen war klar und sehr frisch. Sogar jetzt, im späten Frühling, gab es immer noch Schneehaufen unter den breiten Ästen der großen Kiefern. Vielleicht hatte Elliott sie schon längst unter einem Baum gevögelt. Als er Albuquerque erreichte, befand er sich sechshundert Meter tiefer, aber die Stadt lag immer noch ziemlich hoch. Es war einfach unmöglich, durch dieses Land zu fahren, ohne dabei an Indianer, Kavallerie, Siedlertrecks, Trapper, Wells Fargo und Union Pacific zu denken. Hosen aus Hirschleder, Mäntel aus Büffelfell, lange Flinten, Fallen, Whiskey und Indianer. Bowiemesser. Biberfallen. Büffel, so weit das Auge reicht. Rinderherden. Planwagen. Sechsschüssige Revolver mit glatten Griffen. Pferd und Mensch zu einem einzigen Wesen verschmolzen, wenn sie sich über die weite Landschaft bewegen. Hüte und Halstücher und Winchester-Gewehre und das Knirschen des Ledersattels und der Geruch nach Speck und Kaffee. Östlich von Albuquerque befand er sich wieder in verdorrtem Gebiet mit einer geheimnisvollen Hochebene am Horizont. An einer Raststätte warnte ein Schild vor Klapperschlangen. In einem Indianerreservat in NewMexico hielt er an, um zu tanken. Er hatte keine Ahnung, zu welchem Stamm sie gehörten. Vielleicht Hopi oder Pima. Er wusste überhaupt nichts über Indianer. Das Benzin war billiger im Reservat, genauso wie Zigaretten, denn hier entfiel die Bundessteuer. Endlose Reihen von Werbetafeln an der Interstate priesen die günstigen Zigarettenpreise an. Zwei Indianer in Jeans, weißen T-Shirts und Basecaps aus Plastikgitter lungerten neben der Tanksäule herum. Der eine bemerkte das kalifornische Nummernschild.
    »Wohin soll’s denn gehen?«, fragte er mit diesem undefinierbaren Indianerakzent.
    »Massachusetts«, sagte Jesse.
    Die beiden sahen sich an.
    »Massachusetts«, sagte der eine.
    »Die ganze Strecke bis nach Massachusetts?«, fragte der andere.
    »Ja.«
    »Im Auto?«
    »Die ganze Strecke«, sagte Jesse.
    »Sie machen wohl Witze, Mister. Massachusetts?«
    Jesse nickte.
    »Massachusetts«, wiederholte er.
    »Jeesus!«
    Der Zapfhahn schaltete sich ab und Jesse ging in das kleine Tankstellengebäude, um zu zahlen. Auf einem Regal standen Kanister mit Motoröl. Auf einem winzigen Tresen befand sich die Registrierkasse. Dahinter stand eine fette alte Indianerin. Sie trug ein rotes T-Shirt mit der Aufschrift »Harrah’s» in großen, schwarzen Buchstaben. Sie hatte eine Zigarette im Mundwinkel und blickteihn mit zusammengekniffenen Augen durch
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