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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies
Autoren: Robert B. Parker
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sagte Carson. »Ich bin der Polizeichef, gottverdammt.«
    Hathaway schüttelte den Kopf.
    »Du kannst nicht einfach beschließen, dass ich es nicht mehr bin.«
    »Du bestimmst nicht, was in dieser Stadt geschieht, Tom.«
    »Aber du tust es?«
    Carson spürte, wie sich seine Gesichtszüge verhärteten und seine Arme und Hände schwach wurden.
    »Wir tun es, Tom. Betonung auf wir.«
    Carson schwieg und starrte Hathaway an. Angesichts der Drohung mit Jo Jo fühlte er sich leer und zerschlagen. Hathaway zog einen großen, braunen Briefumschlag aus seiner mittleren Schublade.
    »Du bist kein besonders guter Polizist, Tom. Es war nur ein trauriger Zufall, dass du einiges herausgefunden hast. Aber es ist nun mal passiert und es war gut, dass du gleich zu mir gekommen bist. Bis jetzt ist es mir gelungen, dich vor den Folgen deiner Entdeckung zu bewahren.«
    »Was wäre, wenn ich damit zum FBI gehe?«
    »Genau dem will ich ja vorbeugen«, sagte Hathaway. »Andere, Leute wie Jo Jo, würden die Sache an sich reißen. Und deine Familie …« Hathaway zog bedauernd die Schultern hoch, hielt einen Moment inne und seufzte theatralisch, bevor er fortfuhr.
    »Aber wir beide wissen doch, Tom, dass du für so etwas nicht gemacht bist. Die bessere Lösung für dich, und ich bin sicher, dass du das selbst erkennen wirst, ist doch, unser großzügiges Abfindungsangebot anzunehmen. Wir haben ein Haus für dich gefunden und steuern ein wenig Bargeld bei, um dir bei den Umzugskosten unter die Arme zu greifen. Die näheren Details stehen hier drin.«
    »Was ist, wenn ich verspreche, kein Wort über alles auszuplaudern, Hasty? Warum kann ich nicht einfach bleiben? Dann hättet ihr einen Polizeichef, der euch keine Schwierigkeiten macht.«
    Hathaway schüttelte langsam den Kopf, als Carson das sagte, mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen.
    »Ich meine, der nächste Polizeichef könnte wesentlich unangenehmer für euch sein.«
    Hathaway behielt sein trauriges Lächeln bei und schüttelte weiter langsam den Kopf.
    »Ich versuche nur, dir zu helfen, Tom«, sagte er. »Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du dir nicht selbst helfen willst.«
    »Ich bin kein Unruhestifter«, sagte Carson. »Was aber, wenn der Neue Ärger macht?«
    »Wir haben uns deinen Nachfolger schon ausgesucht«, sagte Hathaway. »Genau den Richtigen.«
    Er hielt Tom Carson den Briefumschlag hin. Der zögerte einen kurzen, unbestimmten Moment lang, dann griff er zu und nahm den Umschlag an sich.

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3
    Jesse verließ die Route 10 hinter Upland, wo er auf die Route 15 fuhr, der er nach Norden bis Barstow folgte, wo er Richtung Osten auf die Route 40 wechselte. Das Radio ließ er aus. Er wollte seine Ruhe haben. Er stellte den Temporegler auf 70 ein, legte die eine Hand leicht auf das Lenkrad, sackte in sich zusammen und gab den Gefühlen die Möglichkeit, aus seinem geschrumpften Inneren zu entweichen. Er hatte keine Polizeimarke mehr. Er hatte sie zusammen mit seiner Dienstpistole abgegeben. An seiner linken Hand war kein Ehering. Er lächelte freudlos vor sich hin. Den hatte er ebenfalls abgegeben. Es machte ihm direkt Angst, keine Marke und keinen Ring mehr zu tragen. Nicht einmal 35 und keine offiziellen Bindungen mehr. Mit der rechten Hand wühlte er in seiner Sporttasche auf dem Beifahrersitz herum, bis er seine Privatpistole gefunden hatte, eine kurzläufige .38er Smith & Wesson. Er platzierte sie so, dass sie ganz oben in der Tasche lag, wo er sie schnell greifen konnte, und ließ seine Hand eine Weile auf ihr ruhen. Auf diese Weise fühlte er sich nicht mehr ganz so verloren. Er hielt an einer Raststätte außerhalb von Needles, setzte sich an die Theke und bestellte Orangensaft, Schinken, Eier, Kartoffeln, Weizentoast und drei Tassen Kaffee mit Zucker und Sahne. Jetzt fühlte er sich ziemlich gut. Im Lokal saßen viele Fernfahrer und Touristen, er saß ganz allein zwischen ihnen. Niemand beachtete ihn. Sie fuhren dahin, wo sie wollten, er war auf seinem Weg nach Osten. Er ging zur Toilette und wusch sich Hände und Gesicht. Als er wieder imWagen saß und den Temporegler eingestellt hatte, spürte er einen leichten Anflug von Erregung. Es war jetzt Nachmittag, die Sonne stand hinter ihm. Sie beschien alles, was er gerade verlassen hatte. Die Straße erstreckte sich bis zum Horizont und war fast leer. Freiheit, dachte er und lächelte wieder, keine Marke, kein
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