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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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versuchte der Hauptmann noch, sich zu wehren, doch seine Kräfte erlahmten schnell. Hagen ließ den leblosen Körper los und blickte sich suchend nach Mason um.
      Rose bemühte sich verzweifelt, Mason über Wasser zu halten. Hagen fischte ein treibendes Paddel auf und zog das ihm am nächsten befindliche Boot an den Rand des Schilfgürtels. »Halt das Kanu fest«, rief er ihr zu. »Ich versuch ihn reinzuheben.«
      Masons Augen flackerten, und für einen Moment umspielte das zynische Lächeln wieder seine Lippen. »Vertut eure wertvolle Zeit nicht mit mir«, keuchte er. »Mich hat's diesmal erwischt.« Hagen hielt Masons Kopf über Wasser. Es schien so, als wolle er noch etwas sagen, aber nur Blut quoll aus seinem Mund. Gleich darauf fiel sein Kopf zur Seite.
      Einen Augenblick hielt Hagen den toten Mason noch fest, ließ ihn dann aber los, als er hörte, dass die Barkasse zurückkam. Rose schrie auf, stürzte sich auf ihn und trommelte mit den Fäusten auf ihn ein. »Du kannst ihn doch nicht einfach so loslassen! Dir geht auch nichts nahe! Überhaupt nichts!«
      Er wehrte ihre Schläge ab. Als die Motorgeräusche der Barkasse immer lauter wurden, wusste er sich nicht anders zu helfen, als sie mehrmals zu ohrfeigen. Sie sank in seine Arme und starrte ihn entsetzt an. Auf ihren zarten Wangen erschienen die Abdrücke seiner Finger. Ihr Kopf sackte auf die Schulter, und sie begann lautlos zu schluchzen. Hagen konnte es sich nicht leisten, sie zu bemitleiden oder zu trösten. Er hob sie ins Kanu, zog sich dann selbst hinein, griff zum Paddel und steuerte das Boot mit kurzen, kräftigen Paddelschlägen ins Schilf.
      Keinen Augenblick zu früh! Kaum hatten sie das schützende Röhricht erreicht, spülte das Kielwasser der Barkasse durch das Schilf. Hagen hörte einen Aufschrei, dann wurde die Maschine gestoppt. Weitere aufgeregte Schreie und Kossoffs ärgerliche Stimme schollen zu ihnen herüber. Anscheinend hatten sie die Leichen entdeckt. Hagen legte das Paddel weg, stieg aus dem Boot und schob es mit den Händen vorwärts.
      Minutenlang kämpfte er sich so weiter. Rose saß stumm mit gesenktem Kopf in der Mitte des Kanus. Sie schien völlig am Ende zu sein. Hagen hatte nur einen einzigen Gedanken – zu überleben. Plötzlich schoss das Kanu aus dem Schilf in einen breiten Wasserlauf. Er kletterte zurück ins Boot und paddelte aus Leibeskräften.
      Es wurde rasch dunkel; die Sonne war schon fast unter den Horizont gesunken. Hagen ruderte wie ein Wilder. Er wusste, dass nach Einbruch der Dunkelheit ihre Chancen, die Hurrier wieder zu finden, auf null sinken würden. Nach etwa zwanzig Minuten, in denen er versucht hatte, trotz der sich windenden Wasserläufe die grobe Richtung Osten beizubehalten, erreichte er eine Lagune, die ihm bekannt schien. Einen Augenblick hielt er inne, um Luft zu holen und seinen schmerzenden Gliedern eine kleine Pause zu gönnen, ruderte dann, von neuer Hoffnung mit frischen Kräften beseelt, über die Lagune in das Schilf auf der anderen Seite. Er ließ das Boot ins Röhricht treiben und ruhte sich aus. Nur das Zirpen der Grillen war noch zu hören. Schließlich rief er nach O'Hara.
      Eine Weile lauschte er vergebens, doch dann erhielt er Antwort: »Hierher, mein Junge! Hierher!«
      Hagen fiel eine Tonnenlast vom Herzen. Die Erleichterung vertrieb jede Müdigkeit. Er tauchte das Paddel ins Wasser und steuerte das Kanu in jene Richtung, aus der O'Haras Stimme gekommen war. Mit den Händen zog er das Boot an den Schilfrohren vorwärts, bis sie endlich das Dickicht hinter sich hatten und auf die Hurrier zutrieben.
      O'Hara lehnte sich über die Reling, um Rose an Bord zu helfen. Hagen kletterte ihr nach und stand mit wackligen Beinen an Deck.
      »Was ist mit Mason?«, fragte der alte Ire erschrocken.
      »Er kommt nicht mehr zurück«, erwiderte Hagen matt. Rose schrie auf und verlor das Bewusstsein. Hagen konnte sie gerade noch auffangen, ging selbst unter ihrem Gewicht fast in die Knie, schaffte es dann allerdings, sie sicher zu halten. »O'Hara, hol dir die andere MP und halt die Augen offen. Kossoff ist hier und sucht uns. Ich muss ein bisschen schlafen. Weck mich um Mitternacht.«
      Er trug Rose in die Kajüte, legte sie auf die Koje, zog sie vorsichtig aus und trocknete sie ab. Ihre Nacktheit registrierte er dabei überhaupt nicht, denn seine Gedanken jagten wild durcheinander. Er wickelte sie in mehrere Decken ein und bettete sie auf die Koje. Sie

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