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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften
Autoren: Jules Verne
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Einmündung am rechten Congouser hinzuziehen. Vom Ubanghi aus trifft man dann häufig auf reisende Händler und auf Missionäre. Hier ist auch weniger zu fürchten von einer Begegnung mit eingebornen Stämmen, die durch das Eingreifen Frankreichs, Deutschlands, Englands und Portugals immer weiter nach den Gebieten von Darfur zurückgedrängt werden.
    Sollte die Karawane jetzt, wo einige Marschtage genügten, den Fluß zu erreichen, auf ihrem Wege aufgehalten werden oder einer so starken Anzahl mordgieriger Gesellen vielleicht gar zum Opfer fallen?… Das war leider zu befürchten. Jedenfalls sollte sie nicht, ohne sich vertheidigt zu haben, zu Grunde gehen, und entsprechend dem Aufruf des Portugiesen wurden alle Maßregeln zu einer kräftigen Abwehr getroffen.
    Im Handumdrehen waren Urdax, der Foreloper, John Cort und Max Huber bewaffnet und hatten ein Gewehr bereit, einen Revolver im Gürtel und eine wohlgefüllte Patronentasche daran befestigt. Der Wagen enthielt überdies ein Dutzend Flinten und Pistolen, die an einige, bezüglich ihrer Treue erprobte Träger vertheilt wurden.
    Gleichzeitig befahl Urdax seinen Leuten, sich immer in der Nähe der großen Tamarinden zu halten, um leicht besseren Schutz gegen Pfeile finden zu können, deren vergiftete Spitzen meist tödtliche Verletzungen erzeugen.
    Jetzt wartete alles voller Spannung. Kein Geräusch unterbrach die Stille der Umgebung. Es schien nicht so, als ob die Eingebornen vom Walde her über die Ebene vorgedrungen wären. Noch sah man wie vorher den feurigen Schein und da und dort wirbelten lange Säulen gelblichen Rauches empor.
    »Was dort an den ersten Baumreihen hin und her getragen wird, müssen sehr harzhaltige Fackeln sein.
    – Ganz gewiß, stimmte Max Huber ein. Ich begreife nur nicht, was die Kerle dort anfangen, wenn sie wirklich einen Angriff auf uns beabsichtigen.
    – Und ich begreife es ebensowenig, fügte John Cort hinzu, wenn sie diese Absicht nicht haben.«
    Die Sache war in der That unerklärlich, doch worüber hätte man überhaupt erstaunen können, wenn solche verthierte Gesellen vom obern Ubanghi in Betracht kamen? Eine halbe Stunde verrann ohne Veränderung der Sachlage. Das ganze Lager blieb unausgesetzt auf der Hut. Alle Blicke durchforschten die dunkle Ferne im Osten und im Westen. Während die Feuer im Süden weiter brannten, konnte sich ja ein Theil der Wilden von der Seite heranschleichen und die Karawane unter dem Schutze der Finsterniß überfallen.
    Nach jenen beiden Seiten blieb die Ebene jedoch völlig verlassen. So dunkel die Nacht auch war, hätten hier doch keine Feinde den Portugiesen und seine Begleiter überraschen können, ohne daß diese von ihren Waffen Gebrauch gemacht hätten.
     

    »Nun aber schnell hinweg, schnell… was uns die Füße tragen!« (S. 31.)
     
    Kurz nachher, gegen elf Uhr, rief Max Huber, der von der aus Urdax, Khamis und John Cort bestehenden Gruppe einige Schritte vorwärtsgegangen war:
    »Wir werden selbst nachsehen müssen, mit wem wir es hier zu thun haben!
    – Könnte das etwas nützen, warf John Cort dagegen ein, und empfiehlt es sich nicht weit mehr, bis zum Tagesanbruch auf der Wacht zu bleiben?
    – Warten… noch warten, entgegnete Max Huber, wo unser Schlaf so abscheulich unterbrochen worden ist, noch sechs Stunden, die Hand am Gewehrabzuge, warten! Nein, da ist es doch besser, zu sehen, woran man ist. Hegten die Eingebornen übrigens keine schlechten Absichten gegen uns, so wäre ich gern bereit, mich wieder bis zum Morgen in mein Wurzelbettgestell niederzulegen, wo ich schon so angenehm träumte.
    – Was meinen Sie dazu? fragte John Cort den Portugiesen, der sich bisher ganz still verhalten hatte.
    – Vielleicht verdient der Vorschlag Beachtung, antwortete dieser; er muß nur mit der größten Vorsicht ausgeführt werden.
    – Ich erbiete mich zu dem Versuche, rief Max Huber eifrig, und verlassen Sie sich darauf…
    – Und ich werde Sie begleiten, meldete sich der Foreloper, wenn Herr Urdax dem zustimmt.
    – Es würde jedenfalls besser sein, meinte der Portugiese.
    – Und ich kann mich auch noch anschließen, erklärte John Cort.
    – Nein, bleib’ Du zurück, lieber Freund, bat Max Huber. Zu Zweien sind wir genug. Uebrigens werden wir nicht weiter als nöthig hinausgehen. Erspähen wir einen Trupp, der sich von dieser Seite nähert, so kommen wir schleunigst zurück.
    – Ueberzeugt Euch auch, daß Eure Feuerwaffen gut in stand sind, mahnte noch John Cort.
    – Das ist schon
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