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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften
Autoren: Jules Verne
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geschehen, erwiderte Khamis, ich hoffe jedoch, daß sie auf unserem Streifzuge nicht in Thätigkeit kommen. Das Wichtigste für uns ist doch, selbst unentdeckt zu bleiben.
    – Das meine ich auch«, erklärte der Portugiese.
    Neben einander hingehend, hatten Max Huber und der Foreloper den Tamarinden-Hügel bald hinter sich gelassen. Weiterhin war die Ebene weniger dunkel, obwohl man auf hundert Schritte hin einen Mann noch kaum hätte wahrnehmen können.
    Beide hatten kaum fünfzig Schritte gemacht, als sie Llanga hinter sich bemerkten. Ohne ein Wort zu sagen, war der Knabe ihnen vom Lager aus gefolgt..
    »Warum bist Du denn gekommen, Kleiner? sagte Khamis.
    – Jawohl, Llanga, fuhr Max Huber fort, warum bist Du denn nicht bei den anderen geblieben?
    – Vorwärts… trolle Dich zurück, befahl der Foreloper.
    – O, Herr Max, murmelte Llanga, ich bei Ihnen… ich bei Ihnen sein…
    – Du weißt aber doch, daß Dein Freund John Cort dort hinter uns ist.
    – Ja, dafür mein Freund Max… hier sein!
    – Wir brauchen Dich aber nicht! sagte Khamis schon mit weniger strengem Tonfall.
    – Lassen wir ihn hier, da er einmal da ist, meinte Max Huber. Er wird uns nicht im Wege sein, Khamis, und vielleicht entdeckt er mit seinen Katzenaugen sogar, was wir noch nicht erkennen können.
    – Ja, ja, ich werde ausschauen… weit hinaus! versicherte das Kind.
    – Nun gut; so halte Dich neben mir, sagte Max Huber, und halte hübsch die Augen offen!«
    Alle drei gingen weiter. Nach einer Viertelstunde befanden sie sich in der Mitte zwischen dem Lager und dem großen Walde.
    Die Flammen verbreiteten noch immer ihren Schein am Fuße der Bäume, leuchteten aber, aus größerer Nähe gesehen, um so heller. So scharf aber auch der Gesichtssinn des Foreloper und so gut das Fernrohr Max Huber’s war, das dieser eben aus dem Etui gezogen hatte, so durchdringend die Blicke der jungen »Wildkatze« ohne Zweifel waren: es erwies sich doch noch immer unmöglich, jemand, der die Fackeln trüge, gewahr zu werden.
    Das bestätigte die Ansicht des Portugiesen, wonach diese Feuerpunkte sich zum Theil verdeckt durch die Baumstämme und hinter dichtem Strauchwerk bewegten. Offenbar hatten die Eingebornen die Grenze des Waldes nicht überschritten und dachten vielleicht gar nicht daran, es zu thun.
    Wahrlich, die Geschichte wurde immer unerklärlicher. Befand sich hier nur ein Ruheplatz von Schwarzen und beabsichtigten diese, am nächsten Morgen weiter zu ziehen, wozu dann die seltsame Beleuchtung des Waldsaumes? Hielt vielleicht eine nächtliche Feier die Leute um diese Stunde noch wach?
    »Ich frage mich sogar, äußerte Max Huber, ob sie von unserer Karawane überhaupt etwas bemerkt haben und ob es ihnen bekannt ist, daß diese am Fuße der Tamarinden lagert.
    – Ja freilich, antwortete Khamis, es ist ja möglich, daß sie selbst erst hierher gekommen wären, als die Nacht schon auf der Ebene lag, und da unsere Feuer zeitig ausgelöscht wurden, wissen sie vielleicht gar nicht, daß wir uns in so geringer Entfernung von ihnen befinden. Morgen mit Tagesgrauen wird sich’s ja zeigen…
    – Wenn wir bis dahin nicht selbst schon abgezogen sind, Khamis.«
    Max Huber und der Foreloper setzten schweigend ihren Weg fort.
    In dieser Weise wurde noch ein halber Kilometer zurückgelegt, wonach die Strecke bis zum Walde nur noch einige hundert Schritte lang war.
    Bisher war auf dem Wege, der zuweilen vom Fackelschein etwas mehr beleuchtet wurde, nichts verdächtiges beobachtet worden. Weder im Süden, noch im Osten oder Westen waren die Umrisse einer Menschengestalt zu entdecken gewesen. Ein Angriff schien wenigstens nicht unmittelbar zu drohen. So nahe sie jetzt auch dem Waldessaume waren, konnte weder Max Huber, noch Khamis oder Llanga etwas von den Wesen wahrnehmen, die ihre Gegenwart durch die zahlreichen Feuerbrände verriethen.
    »Wollen wir noch näher hinangehen? fragte Max Huber, nachdem alle einige Augenblicke Halt gemacht hatten.
    – Wozu könnte es nützen? antwortete Khamis. Es könnte sogar unklug sein. Nach allem erscheint es nicht ausgeschlossen, daß unsere Karawane unbemerkt geblieben ist, und wenn wir noch im Laufe der Nacht aufbrechen…
    – Ich möchte aber gar zu gern Gewißheit haben! erwiderte Max Huber. Die Geschichte sieht gar so seltsam aus.«
    Es gehörte kaum so viel dazu, die lebhafte Einbildungskraft des Franzosen anzustacheln.
    »Kommt, wir wollen nach dem Hügel zurückkehren,« mahnte der Foreloper.
    Dennoch mußte er
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