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Das Dante-Ritual (German Edition)

Das Dante-Ritual (German Edition)

Titel: Das Dante-Ritual (German Edition)
Autoren: André Lütke-Bohmert
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als ich ihn auf einer Vernissage mit Henning bekannt gemacht habe. Seitdem hat er sich einen Spaß daraus gemacht, mich mit ‚Phil‘ anzusprechen.“ Eine melancholische Verklärtheit umspielte seine Augen. „Wenigstens war Frank so taktvoll, auf meinen Spitznamen zu verzichten, wenn andere Personen anwesend waren.“
    „ Sie haben Henning Geerts zur Pressekonferenz geschickt“, begriff Rensing. „Um in Erfahrung zu bringen, ob Sie im Zuge der Ermittlungen als Drogenkonsument geoutet werden könnten?“
    „Ich habe Henning gebeten, nach der Namensliste zu fragen, ja.“
    „Geerts ist tot.“
    „Ich weiß.“ Lohoff nickte träge.
    „Haben Sie es selbst getan oder haben Sie jemanden mit dem Mord beauftragt?“
    „Zum tausendsten Mal, Herr Rensing: Ich habe niemanden ermordet. Ich habe auch niemanden beauftragt. Warum hätte ich das tun sollen? Henning Geerts war mein Freund, Walter Beekmann habe ich eine große Chance zu verdanken, Stefan Marcks war einer meiner besten Studenten. Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“
    Lohoff schien den Tränen nahe.
    „Alles deutet darauf hin, dass der Drahtzieher der Mordserie in der Bruderschaft zu finden ist. Und zwar weit oben. Wie ich das sehe, haben wir es mit einem Sektenführer zu tun. Einem Guru, der Jünger um sich schart und zum Töten anstiftet. Wer ist Beekmanns Nachfolger?“
    Lohoff musste nicht lange nachdenken. „Laut Satzung der Bruderschaft sein Stellvertreter. Das wäre dann wohl ich.“
    „Wer übernimmt die Führung, falls auch Ihnen etwas zustoßen sollte?“
    In Lohoffs Gesicht zuckte ein Muskel. „Wie meinen Sie das?“
    „Offensichtlich versucht jemand, in der Bruderschaft das Ruder an sich zu reißen. Wenn Sie wirklich unschuldig sind, sind Sie der letzte Bremsklotz, den es aus dem Weg zu räumen gilt.“
    Lohoff schüttelte ungläubig den Kopf. „Dann müsste das neue Oberhaupt aus dem Rat der Wächter gewählt werden.“
    „Namen, Lohoff.“
    „Hören Sie, Herr Rensing, ich kann nicht einfach -“
    „Die Namen! Wenn Sie es unbedingt darauf anlegen wollen, können wir das Gespräch auch auf dem Präsidium fortsetzen.“
    Lohoff wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ein weiteres Mal Rensings Handy klingelte.
    „Was ist?“, blaffte Rensing, verärgert über die Störung.
    „Wo bist du?“, ertönte die Stimme Karl Hagners.
    „In Lohoffs Büro im Philosophischen Seminar. Wieso?“
    „Das wirst du nicht glauben.“
    „Quatsch keine Opern, Karl!“
    Schweigend lauschte Rensing den Worten seines Kollegen. „Das kann ja wohl nicht wahr sein!“, platzte es schließlich aus ihm heraus. „Sind die Jungs vom Labor sich da sicher? Verdammte Scheiße! Wieso haben die das erst jetzt bemerkt? So eine gottverfluchte Schlamperei! Sag Grothues Bescheid, dass ich gleich rüberkomme. Und sieh zu, dass jemand Philip Kramer abholt und in die Pathologie bringt. Wir treffen uns da. In einer Stunde.“
    Rensing legte auf und drehte das Handy in den Fingern. Seine Gedanken rasten. Erst nach einigen Sekunden wurde ihm wieder bewusst, dass er nicht allein war.
    „Rufen Sie Ihren Anwalt an, Herr Lohoff, wir werden jetzt -“
    Ein dumpfer Schlag auf den Hinterkopf ließ ihn verstummen.
     
    *
     
    In meinen Ohren fiepte es schrill. Ein bitterer, eisenhaltiger Geschmack breitete sich in meinem Rachen aus. Ich öffnete die Augen, konnte aber nicht das Geringste erkennen. Hätte nicht einmal sagen können, wo oben und unten war, ob ich stand, saß oder lag.
    War ich überhaupt wach?
    Mein Körper fühlte sich taub an. All meine Sinne schienen wie benebelt zu sein. Ich fühlte mich ausgemergelt und doch seltsam beschwingt. Beinahe schwerlos.
    Was war mit mir geschehen?
    Etwas wütete in meinen Adern. Etwas Unnatürliches, Böses. Etwas Fremdes! Was immer es war, es zerrte unbarmherzig an meinem Bewusstsein.
    Konzentrier dich!
    Mach dich mit deiner Umgebung vertraut!
    Ich verspürte ein Druckgefühl im Rücken und am Hinterkopf.
    Du liegst!
    Du weißt nicht, worauf, du weißt nicht, wie hoch!
    Sei vorsichtig!
    Als ich mich aufzurichten versuchte, knallte ich mit der Stirn gegen einen Widerstand. Es klang dumpf. Hölzern. Wo zum Teufel war ich? Ich sank zurück in die Waagerechte. Tastete meine Umgebung ab. Fühlte weichen, samtenen Stoff um mich herum. Ich drückte mit den Fingern dagegen. Der Wiederstand gab federnd nach. Und dann wusste ich es.
    Ein Sarg!
    Du liegst in einem Sarg!
    Sofort durchzuckte mich Panik. Lebendig begraben. Die archaischste
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