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Das Dante-Ritual (German Edition)

Das Dante-Ritual (German Edition)

Titel: Das Dante-Ritual (German Edition)
Autoren: André Lütke-Bohmert
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weitere Vorkehrungen für das finale Inferno zu treffen.
    Jans Schreie gellten mir in den Ohren. Auch Eva schrie. Ich versuchte meine Beine zu bewegen. Es gelang mir nicht. Ich riss das Messer mit einem Ruck aus meinem Oberschenkel und warf es in Stefans Richtung, verfehlte ihn aber um einige Meter.
    Die offene Wunde blutete wie verrückt.
    Stefan steckte die Wandteppiche in Brand und ließ die Fackel dann fallen. Gierig fraß sich das Feuer durch das trockene Gewebe. Jeden Moment konnten die Flammen auf das Benzin überspringen. Stefan hob das Messer auf und ging mit raschen Schritten zu Jan hinüber, der noch immer wimmernd auf dem Boden lag. Jan schrie auf, als Stefan ihn erbarmungslos auf die Beine zerrte. Den Körper des Dozenten aufrecht haltend, drehte er sich in meine Richtung.
    Er setzte die Klinge an Jans Hals.
    Ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Stefan riss die Augen auf und taumelte. Sein rechter Arm sank herab und mit ihm die Klinge. Während er mühsam eine halbe Drehung vollführte, wechselte das Messer in die linke Hand über. Stefan hielt Jans Körper wie einen Schutzschild vor sich. In seiner rechten Schulter klaffte eine Schusswunde.
    Ich sah zur Tür.
    Rensings Waffe war noch immer auf Stefan gerichtet. „Einen zweiten Warnschuss wird es nicht geben. Lassen Sie das Messer fallen, Marcks. Es ist vorbei. Zwingen Sie mich nicht, Sie zu erschießen.“
    Hinter Rensing konnte ich Hagner erkennen. Auch er hielt seine Pistole in der Faust.
    Stefan antwortete nicht.
    „Der Raum ist mit Benzin getränkt!“, schrie ich. „Die Wandteppiche brennen!“
    „Bleiben Sie ruhig!“, rief Rensing zurück, ohne die Augen von Stefan und Jan zu lösen. „Seien Sie kein Idiot, Marcks. Lassen Sie das Messer fallen!“
    Wieder erklang Stefans irres Gelächter. „Ich bin nur ein Werkzeug. Ihr werdet die Bruderschaft nicht aufhalten können!“
    „Lassen Sie den Mann los. Sie werden ein faires Verfahren bekommen.“
    „Ich bin Ihren Richtern und Henkern keine Rechenschaft schuldig. Ich spucke auf Sie und Ihre irdischen Erfüllungsgehilfen.“
    Jan versuchte sich loszureißen, doch Stefan hielt ihn mit eisernem Griff umklammert. Er schien keinen Schmerz mehr zu spüren.
    „Wenn Sie mich erschießen, machen Sie mich nur zu einem Märtyrer. Für die Bruderschaft werde ich unsterblich sein.“
    „Lassen Sie den Mann los, Marcks! Letzte Warnung!“
    Stefan stieß Lohoff von sich und breitete die Arme aus. „Nur zu. Schießen Sie.“
    Rensing und Hagner traten einige Schritte in den Raum hinein, ihr Ziel fest im Visier.
    Stefan ließ sich auf die Knie fallen. „Es ist vollbracht!“, schrie er auf, als er sich die Kehle durchtrennte.
    Nach wenigen Sekunden erstarb sein Röcheln.

Ein philosophischer Schluss
     
    Ich lag auf einer Krankenbahre und beobachtete das hektische Treiben um mich herum. Polizisten in schusssicheren Westen strömten aus dem Gebäude. Ärzte und Sanitäter strömten hinein. Kommandos wurden erteilt, Anweisungen geschrien, vermummte Brüder abgeführt.
    Neben mir lag Eva. Man hatte sie in eine Heizdecke eingewickelt und ihr ein Beruhigungsmittel gespritzt. Einige Meter entfernt konnte ich erkennen, wie Jan Lohoff auf einer Trage in den Krankenwagen geschoben wurde. Neben dem Krankenwagen redete Rensing auf einen älteren Herrn in Zivilkleidung ein, der ihn nur ungläubig anstarrte. Hagner trat an meine Seite.
    „Alles klar bei Ihnen, Herr Kramer?“, fragte er besorgt.
    Ich betastete mein rechtes Bein. Man hatte es oberhalb der Wunde abgebunden. Auch mein Rücken war verarztet worden.
    „Nein“, sagte ich. „Aber es wird schon gehen. Was ist mit den eingeschlossenen Studenten?“
    „Die sind wohlauf. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen.“
    „Wo sind wir überhaupt?“
    „In der Nähe von Telgte. Ziemlich abgelegene Gegend. Keine Nachbarn weit und breit.“
    „Wie haben Sie das Haus gefunden?“
    „Unser geachteter Polizeipräsident Strathaus hat uns hierher gelotst“, sagte Rensing, der sich lächelnd näherte. „Nicht ganz freiwillig, wie ich gestehen muss. Verständlicherweise will er seinen Namen nicht im Zusammenhang mit der Bruderschaft in der Zeitung lesen. Deus Ex Machina macht sich jetzt nicht mehr besonders gut in seinem Lebenslauf.“
    „Deus Ex Machina war eine harmlose Vereinigung, bis Stefan und seine Handlanger sich in den Kopf gesetzt haben, Gott zu spielen“, sagte ich.
    „Eine harmlose Vereinigung?“ Rensing schnaubte. „Womit sich einmal mehr zeigt,
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