Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
einem Zwischenfall gekommen wäre.
*
    Zur Felswand hin stieg das Gelände terrassenförmig an. Was immer die Nykerier sich von dem Heerlager erwartet hatten, sie waren sichtlich enttäuscht. Die einfachen, zweckmäßigen Bauten standen in krassem Gegensatz zu diesem Prunk der Tempelanlagen.
    »Wenn man bedenkt, welche Heerschar allein in diesem Bereich untergebracht werden kann«, stellte Steinmann Sadagar zögernd fest, »so muß es um das Schicksal der Lichtwelt wahrlich schlecht bestellt sein.«
    »Ganz Tata wird dem Aufmarsch der Finstermächte dienen«, nickte Tobar.
    Sie hatten es eilig, diesen Abschnitt ihres Weges hinter sich zu bringen.
    »Ich sehe kaum Dämonisierte«, flüsterte Aeda. »Wieso erheben die Tatasen sich nicht wie ein Mann und fegen Catrox und sein Gesindel hinweg?«
    »Weil sie Furcht empfinden«, erwiderte Tobar ebenso leise. »Der Pakt mit den Finstermächten ist die einzige Chance für Tata, ALLUMEDDON zu überstehen.«
    »Dein Volk wird früh genug erfahren, wie trügerisch diese Hoffnung ist.«
    »Heda, ihr, kommt her zu mir!« Die rauhe Stimme des Kriegers zitterte leicht, als hätte der Rufer zu tief in den Becher gesehen.
    »Nicht umdrehen«, raunte Tobar und zog Aeda kurzerhand mit sich. »Die Krieger wissen nichts mit sich anzufangen und sprechen recht ausgiebig dem Wein zu.«
    »Hört ihr schlecht? Die Krätze soll euch befallen, bleibt ihr nicht sofort stehen.«
    Tobar beschleunigte seine Schritte. Aufsehen konnten sie keinesfalls brauchen.
    »He, Tempeldiener, wohin so eilig?« Zwei verwegen dreinblickende Gestalten lösten sich aus dem Schatten eines Gebäudes. »Seid ihr taub, daß ihr unseren Hauptmann nicht hört?«
    Aedas Rechte zuckte unter den Umhang. Tobar ahnte, daß sie ein Messer aus ihrem Gürtel zog, und er drückte ihren Arm so fest, daß sie unwillkürlich einen Schmerzensschrei ausstieß. Prompt wandte sich die Aufmerksamkeit der beiden Krieger ihr zu.
    »Eine Frau«, staunte der eine. »Und nicht einmal so häßlich wie die meisten anderen, die sie uns ins Lager schicken.«
    »Macht den Weg frei«, zischte Tobar.
    Einer der Männer baute sich vor ihm auf und stemmte die Fäuste in die Hüften.
    »Willst sie wohl für dich selbst haben, was?« Eine blitzende Klinge zuckte hoch und verharrte gefährlich nahe vor Tobars Kehle. »Es wird mir nicht schwerfallen zuzustoßen.«
    »Catrox hat uns gerufen«, sagte da Sadagar. »Hüte dich davor, seinen Zorn herauszufordern.«
    »Der Dämon schert sich einen Dreck um uns.« Der Krieger schien ebenfalls berauscht zu sein, sonst hätte er sich zu einer solchen Äußerung wohl kaum hinreißen lassen.
    »Zum letzten Mal«, warnte Sadagar. »Gebt den Weg frei, oder…«
    Das Schwert, eben noch auf Tobar gerichtet, ruckte herum. Im selben Augenblick schnellten Necron und Sadagar sich wie auf ein geheimes Kommando hin vor. Messer blitzten auf. Einer der Gegner ging ächzend zu Boden, der andere aber stieß noch einen Warnruf aus, ehe Necron ihn mit einem Fausthieb niederstreckte.
    Überall wurden jetzt Stimmen laut.
    »Wir müssen verschwinden«, rief Tobar. »Schnell.«
    Sie wußten, was auf dem Spiel stand, und hetzten davon, tiefer in das unüberschaubare Gewirr von Häusern hinein, bis jeder Atemzug in ihren Lungen stach und sie gezwungen waren, ihre Schritte wieder zu verlangsamen. Mehrmals kamen die Verfolger ihnen nahe, aber irgendwie hatten die Nykerier Glück, und nach einiger Zeit kehrte Ruhe ein.
    »Sind sie noch hinter uns her?«
    »Ich weiß nicht«, keuchte Tobar. »Mag sein, daß sie aufgegeben haben.«
    »Es sieht so aus, als dürften wir auch weiterhin mit dem Wohlwollen der Götter rechnen.«
    »Aber das schwierigste und wahrscheinlich gefährlichste Stück wartet noch auf uns. Im Tempel von Tattaglin, den wir ebenfalls durchqueren müssen, wimmelt es von Dämonenpriestern.«
    »Vielleicht sollten wir uns trennen«, schlug Necron vor.
    »Dann hätte keiner eine wirkliche Chance«, erwiderte Tobar. »Wir müssen Kontakt zu einigen Tempeldienern aufnehmen. Nein, keine Angst«, fügte er rasch hinzu, als er die erschrockenen Blicke auf sich ruhen fühlte, »ich glaube, Freunde hier zu haben, die auf mein Wort hören.«
*
    »Auf den Boden!«
    Aeda und Necron sanken sofort in die Knie. Nur Steinmann Sadagar zögerte aus unerfindlichen Gründen. Erst als Tobar ihm in die Kniekehlen trat, ließ er sich zu einer ehrfürchtigen Haltung herab.
    Sie hatten einen Abschnitt des Tempels erreicht, in dem verschiedenartige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher