Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
be­deu­te­te, daß Ka­ren ein Lock­vo­gel war, der ihn ab­len­ken soll­te. Mög­li­cher­wei­se war der Bur­sche in dem Schrank auch nicht al­lein. Jol­son wuß­te nicht ge­nau, ob sie ihn we­gen sei­nes, Ter­ra­no­vas, plötz­li­chen Wie­der­er­schei­nens ver­hö­ren woll­ten oder über sei­nen mög­li­chen Ein­fluß auf die Prä­si­den­tin. Viel­leicht war Ca­rol Ham­mers­mith doch nicht so ge­dan­ken­ver­lo­ren ge­we­sen, wie er ge­dacht hat­te.
    Er blick­te den was­ser­dich­ten Fern­se­her in der Dusch­ka­bi­ne an, der dort auf ei­nem Re­gal­brett stand. Er nick­te und stopf­te sei­ne Klei­der in das Dienst­bo­ten­loch. Dann zog er den Man­tel aus und hiev­te den Fern­se­her her­ab.
    Das klei­ne Fens­ter blick­te auf einen klei­nen Hof hin­ab, der wie ein Dschun­gel de­ko­riert war. Jol­son ver­ge­wis­ser­te sich, daß sich dort un­ten nie­mand in der mond­be­schie­ne­nen Dun­kel­heit be­fand. Dann warf er den Fern­se­her aus dem Fens­ter, sprang in die Dusch­ka­bi­ne, schwang sich auf das schma­le Re­gal und ver­wan­del­te sich in das Ab­bild des Fern­se­hers.
    Ein paar Se­kun­den spä­ter rief Ka­ren: „Mr. Ter­ra­no­va? Jo­se? Sind Sie aus­ge­rutscht und hin­ge­fal­len?“ Dann ging die Tür auf. „O Gott, Bos­co, er ist ge­sprun­gen.“
    „Ge­sprun­gen?“ frag­te ei­ne männ­li­che Pieps­s­tim­me. „In die Ba­de­wan­ne?“
    „Aus dem ver­damm­ten Fens­ter.“
    „Drei Stock­wer­ke tief?“ Bos­co war ein klei­ner, dunk­ler Mann, der in je­der Hand einen Blas­ter trug.
    „Die Angst bringt die Leu­te da­zu, merk­wür­di­ge Sa­chen zu ma­chen“, sag­te die Frau.
    Sei­ne Ab­gän­ge lie­ßen die Leu­te im­mer phi­lo­so­phisch wer­den.
    „Wie, um al­les in der Welt, sol­len wir ihn jetzt ver­hö­ren? Mr. Ham­mers­mith sag­te, daß Mr. Mer­kle neu­gie­rig ge­wor­den ist. Es ist mög­lich, daß Ter­ra­no­va zu­rück­ge­kehrt ist, um der Prä­si­den­tin die Dau­men­schrau­ben an­zu­le­gen.“
    „Wir wis­sen ja nicht ein­mal, ob er An­ti-Zom­bie ist“, sag­te Ka­ren.
    „Nur weil er bei dir die Weich­spü­ler­ma­sche ab­ge­zo­gen hat!“
    „Na ja, ge­hen wir nach un­ten und schau­en nach, ob der ar­me Mann noch lebt.“
    „Da ha­be ich mei­ne Zwei­fei.“
    Jol­son blieb still auf dem Re­gal, bis ih­re Schrit­te in der Fer­ne ver­hallt wa­ren. Mer­kle, hat­ten sie ge­sagt. Das war Jen­ni­fer Cros­bys Vi­ze­prä­si­dent. Der war al­so auch Pro-Zom­bie.
    Er ver­wan­del­te sich wie­der in Jol­son und rann­te aus dem Bad ins Zim­mer, wo er einen sei­ner un­auf­fäl­li­gen Stra­ßen­an­zü­ge an­zog. Mor­gen abend war der Emp­fang, und sei­ne Ter­ra­no­va-Ver­klei­dung war auch schon aus­ge­lei­ert. Jol­son sam­mel­te al­les Geld ein, das er noch be­saß, und eil­te aus der Sui­te.
     
    Das Ka­pi­tol­ge­bäu­de, ein zwei­stö­cki­ges Ge­bäu­de mit Türm­chen und Kup­peln und sie­ben ein­zel­nen Fah­nen­stan­gen, die stän­dig in Ak­ti­on wa­ren, be­fand sich hin­ter ei­ner ho­hen Stein­mau­er. Jol­son aß im ‚Café Ka­pi­tolblick’ zu Mit­tag. Er sah, daß sich im­mer mehr Land­las­ter und Hüpf er ei­nem Sei­ten­tor in der Mau­er nä­her­ten. Sie lie­fer­ten wahr­schein­lich Zu­be­hör und Ver­sor­gungs­gü­ter für heu­te abend ab.
    Das Tor wur­de von zwei uni­for­mier­ten Män­nern be­wacht. Jol­son be­ob­ach­te­te einen Lie­fe­ran­ten, der, nach­dem er sich aus­ge­wie­sen hat­te, da­mit be­gann, einen Land­las­ter ab­zu­la­den. Wein­fla­schen in Korb­käs­ten. Jol­son ging wei­ter. In ei­ner Sack­gas­se stieg er aus sei­ner Klei­dung und dach­te einen Au­gen­blick lang nach. Er war einen hal­b­en Block vom Ein­gang­stor ent­fernt. Dann ver­wan­del­te er sich in einen un­auf­fäl­li­gen Vo­gel.
    Er flog über das Lie­fe­ran­ten­tor und lan­de­te ne­ben ei­nem Las­ter. Als nie­mand in Sicht war, hüpf­te er hin­ein. Der Las­ter war mit halb­le­bens­großen Sta­tu­en be­la­den, die of­fen­bar Hel­den­fi­gu­ren aus Bar­a­fun­das Ver­gan­gen­heit dar­stell­ten. Jol­son be­trach­te­te sie ein­ge­hend und ver­wan­del­te sich dann in ei­ne bär­ti­ge, mi­li­tä­risch wir­ken­de Sta­tue, von der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher