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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps
Autoren: Ron Goulart
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nicht programmgemäß starb.
     
    Goulart: Das konnten wir nicht wissen. Vielleicht wird er von einem Androiden vertreten. {2}
     
    Schweitzer: Wenn man einen Androiden von ihm herstellt, kann man auch mehrere schaffen.
     
    Goulart: Das stimmt. Zu diesem Thema habe ich eine andere Geschichte geschrieben, die noch nicht verkauft ist. Doch andere naheliegende Beweise sagen, daß John Wayne niemals existiert hat und es alles nur Androiden sind. Das war der Grundgedanke zu Wildesmith. Wildesmith war kein realer Mensch. Er war immer ein Androide gewesen, und niemand sollte es erfahren.
    Ich glaube, der ganze Grundgedanke geht auf meine Zeit in der Werbung zurück. So dachte ich damals, daß ich an all diese albernen Produkte gefesselt war, über die ich schreiben mußte, und mit der Zeit konnte ich nicht mehr an sie glauben. Es ist, als ob man seinen Glauben verliert, wie ein Priester ohne Religion; man sagt, daß man das vortäuschen kann, bis man die Rente und den Sozialversichungsanspruch durchhat. Aber meine Identifikationsfiguren, meine Helden, gelangen gewöhnlich zu der Erkenntnis, daß sie sagen: „Nein, ich kann es nicht.“ Es mögen bis zu einem gewissen Grade Spinner sein, aber früher oder später stellen sie fest: „Ich kann diesen Scheiß nicht mehr ertragen“ oder „Ich werde das in die Öffentlichkeit tragen“ oder „Ich werde versuchen, dem ein Ende zu machen“. Grundsätzlich teile ich, glaube ich, die Auffassungen, wie sie in den Pulp-Magazinen der vierziger Jahre vertreten waren.
    Obwohl ich zynisch wirken möchte, sind meine Gestalten gewöhnlich sentimentale Softies, die am Ende der Bücher normalerweise zu konservativen moralischen Entscheidungen kommen.
     
    Schweitzer: Kamen Sie denn zu einer solchen Entscheidung, als Sie die Werbebranche verließen?“
     
    Goulart: Ich glaube nicht, daß ich bewußt dazu kam, aber es war eine gewaltige Erlösung, endlich frei zu sein. Es war wie eine Flucht von der Teufelsinsel. Die ersten Jahre hört man nachts immer noch die Bluthunde und das Kettengerassel und glaubt, jetzt hätten sie einen gefunden. Endgültig aufgehört habe ich vor einem Dutzend Jahren; bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich zwar keinen Fulltime-Job mehr in der Werbung, doch ich rutschte langsam wieder hinein, arbeitete ein paar Tage in der Woche oder übernahm freiberufliche Aufträge. Ich war ein unglaublicher Werbetexter. Ich war einer der besten Werbetexter der Westküste für sogenannte unkonventionelle Spots. So kamen Leute zu mir und sagten: „He, schreib dazu mal was!“ Wenn ich das weiterverfolgt hätte, könnte ich heute irgendwo stellvertretender Direktor oder Direktor meiner eigenen Agentur sein, was ein schrecklicher Gedanke wäre, wenn auch unwahrscheinlich lukrativ. Das ist einer der Gründe, warum meine Familie und ich nach Connecticut verzogen sind. Ich wollte weg von dieser Verlockung, wieder in die Werbebranche gezogen zu werden. Sie wären weiter auf mich eingestürmt und hätten mich mit Geld in Versuchung geführt. Zum großen Teil hat es Spaß gemacht. Ich ging nach Hollywood, machte Werbespots, stand hinter der Bühne und all dieser Showkram. Ein Freund, mit dem ich in der Werbung zusammenarbeitete, nannte das immer das periphere Show-Busineß. Und das trifft es genau. Man befindet sich am Rand, ist nicht mittenmang dabei, doch nahe genug, um Blut zu riechen und zu lecken. Es ist äußerst verführerisch. Außerdem verdient man gutes Geld, und Spaß kann es auch machen. Manchmal allerdings auch nicht, und so kann es leider auch auf den höheren Ebenen des Verlagsgeschäfts zugehen. Es gibt zu viele Ausschüsse. Da ist nicht nur der Verleger. Da gibt es den Verleger plus einen Verkaufsdirektor plus einen Aufsichtsrat. Wenn man von einem Buch spricht, das das große Geld macht, so ist das ein Buch, das viele Leute beurteilt und beeinflußt haben. Das ist genau wie in der Werbung, aber ich habe ohnehin die Erfahrung gemacht, daß es überall wiein der Werbung ist. Also habe ich mich früh damit befaßt. Ich lernte in der Werbung in sehr frühen Jahren, und es hat mir immer genützt.
     
    Schweitzer: Norman Spinrad hat einmal gesagt, daß viele moderne Buchveröffentlichungen wie Prosafernsehen sind.
     
    Goulart: Gewiß. Überall wird ein Produkt verkauft. Das einzige, woran man sich halten kann, ist, dafür Sorge zu tragen, daß ich damit zufrieden, stolz darauf bin und es meine beste Leistung darstellt. Ich meine nicht in finanzieller Hinsicht. Wie ich schon
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