Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Camp

Titel: Das Camp
Autoren: Harald Tondern
Vom Netzwerk:
die Firma garantiert nicht zurücknimmt. Aber Moment mal …!«
    Sie beugte sich in ihr Auto und studierte das Navigationsgerät.
    »Hier in der Nähe muss es einen See geben. Oder einen Teich. Keine Ahnung. Höchstens hundert Meter von hier.« Sie zeigte nach rechts in den Wald. »Dort könnt ihr euch waschen. Judith, du passt auf, dass sie auch wirklich alles ausziehen. Ich fahr in den nächsten Ort und besorg neue Klamotten für euch.«
    Sie stieg in den Wagen, wendete mit Elan und gab Gas.

39
    Judith war gnadenlos.
    Der kleine Teich war wirklich nicht weit entfernt, höchstens 60 Meter neben der Teerstraße. Aber ohne das Navigationsgerät hätten sie ihn nie gefunden. Ein dichter Busch-und Baumgürtel schirmte ihn zur Straße hin ab.
    Benni hatte zuerst nur gegrunzt und sich unwillig auf die andere Seite gewälzt, als Luk ihn zu wecken versuchte. Aber dann hatte er Judith gesehen und war plötzlich hellwach gewesen.
    Luk hatte die beiden einander vorgestellt. Aber er war nicht sicher, ob sie auch nur ein einziges seiner Worte mitbekamen. Benjamin war aufgesprungen. Er hatte rote Backen bekommen, als er an sich hinuntersah.
    »Sorry, ich bin eine echte Stinkbombe, wie?«
    »Kann man wohl sagen. Aber das kriegen wir wieder hin. Keine Sorge.«
    Sie fanden den Teich, und Judith bestand darauf, dass sie alle Kleidungsstücke auf einen Haufen legten.
    »Alle?«, fragte Benni und wurde wieder rot.
    »Alle!«, sagte Judith streng.
    Benni behielt trotzdem die Unterhose an. Erst als das Wasser ihm bis zum Bauchnabel reichte, zog er die Hose aus und hielt sie hoch.
    »Her damit!«, rief Judith.
    Sie hatte sich zwei Stöcke gesucht und breitete die Sachen in der Sonne aus. Vielleicht hoffte sie, dass sie ein wenig von ihrem strengen Geruch verloren.
    Judith setzte sich - in deutlichem Sicherheitsabstand von
den Kleidungsstücken - auf den Boden. Sie zog die Beine an und legte die Arme um die Knie.
    Luk und Benjamin planschten wild im Teich herum. Vielleicht zehn Minuten lang. Dann wurden sie müde. Stumm standen sie im Wasser.
    Judith grinste.
    »Worauf wartet ihr eigentlich? Keine Ahnung, wann Alice zurückkommt. Sie muss erst den nächsten Ort mit Geschäften finden. Und dann hat sie eine Menge Besorgungen zu machen. Das kann dauern, schätze ich.«
    Luk und Benni begannen, sich gegenseitig abzurubbeln. Aber nach ein paar Minuten ließ ihr Eifer nach und sie standen wieder stumm da.
    »Also gut«, sagte Judith. »Ich mach die Augen zu.«
    »Okay.« Luk marschierte los. War es vielleicht sein Problem, wenn Judith mehr sah, als sie sehen wollte?
    Als er das Ufer erreichte, merkte er, dass Benjamin nicht mitgekommen war. »Was ist denn?«
    »Ich kann nicht«, sagte Benni.
    »Er hat einen Ständer«, stellte Judith cool fest. »Glaubst du vielleicht, das sieht man nicht? Im Reiseprospekt würde stehen: Das Wasser ist kristallklar.«
    Benjamin drehte ihr hastig den Rücken zu.
    Judith erhob sich gnädig. »Na, ich schau dann mal, ob deine Anwältin schon in Sicht ist.«
    Als sie von der Straße zurückkam, saß Benni mit angezogenen Beinen neben Luk im Moos. Seine Probleme hatten sich weitgehend gelegt. Er wurde rot, als Judith ihn anlächelte.
    Es dauerte noch fast zwei Stunden, bis von der Straße ein ungeduldiges Hupen erklang. Judith sprang auf. »Das ist sie. Will einer von euch tragen helfen?«
    Luk und Benni schüttelten hastig den Kopf.

    Die beiden Frauen waren mit etlichen bunten Plastiktüten bepackt, als sie sich durch die Büsche schlängelten. Als Erstes öffnete die Anwältin eine Tüte vom Drogeriemarkt. Sie zog eine Riesenflasche mit rosa Waschlotion heraus.
    »Damit wascht ihr euch gründlich«, ordnete sie an. »Vom Kopf bis zu den Füßen. Und dann spült ihr das im Teich ab. Jeder mindestens dreimal. Ich hoffe, das reicht.«
    Judith sog scharf die Luft ein. »Aber das ist Seife. Vielleicht sind wir hier in einem Naturschutzgebiet …«
    »Papperlapapp«, unterbrach Alice Schrein sie.
    Die beiden Frauen zogen sich ein paar Meter zurück. Gerade so weit, dass es für die Jungen nicht peinlich war. Aber nah genug, dass sie alles unter Kontrolle hatten.
    Die Anwältin hatte einen guten Blick. Jeans, T-Shirts, Unterhosen, Socken, Sandalen - alles, was sie eingekauft hatte, passte einigermaßen.
    Bevor Luk und Benjamin in den Wagen durften, machten die Frauen den Schnuppertest. Alice Schrein sprühte sie rundherum mit Parfum ein. »So, jetzt geht’s vielleicht. Es ist ja nicht weit, oder? Und unterwegs
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher