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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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befindlichen Gäste von der „Eisernen Garde“ empfangen. Die vier Mini-Ritter und Mücke steckten in Rüstungen und hielten Hellebarden in Händen, die keinen Widerspruch aufkommen ließen. Aus einer Autobatterie mit Strom versorgt, wiesen sie allen den rechten Weg, nämlich nach links, zum Rittersaal.
    „Recht so! Scheucht sie, die Schnorrer!“ flüsterte Jean, auch er als Geist vermummt. „Der einzige, der bis jetzt ein anständiges Trinkgeld gegeben hat, war der Rotbart, bei seiner Abreise! Ein Herr!“
    Als auch der letzte Gast, die sture Grazie, über die Schwelle geschlurft war, knallte ein guter Geist die Tür zu, drehte den Schlüssel um und sagte: „So. An die Arbeit!“
    Werner wurde verständigt. Im Hauptquartier schaltete er das Hotellicht wieder ein. Ohne Rittersaal, versteht sich. Dann schaltete er die Gänsehautkonserve in den Gängen aus und ließ sie nur im Rittersaal weiterlaufen. Hier allerdings jetzt mit voller Lautstärke.
    Mauersäge sah Werner aus seinem Ledersessel zu, kraulte Harro, den Schäferhund, trank einen alten Sherry und meinte in unregelmäßigen Abständen: „Nie... ks... wieder Hotel!“
    Auf dem Dachboden über dem Saal, bei den Seilwinden für die Deckenleuchter, hockten Wolf und Ralph. Im Schein einer Stalllaterne nahmen sie Stinkbomben aus einer Tüte und ließen sie durch leere Seilschächte hinunterfallen. Alle drei Minuten eine. Jedes mal durch ein anderes Loch, damit sich das Aroma gleichmäßig verteile.
    Obwohl der Streich, um Mauersäges Wunsch erfüllen zu können, über das Maß eines Schreckensteiner Streichs weit hinausging, hatten sich die Ritter, einfach weil sie’s so gewohnt waren, vorher in die Lage ihrer Opfer versetzt. Dadurch waren aus Andis Stolperbalken Matratzen geworden; deswegen saß im Nordflügel an der Verbindungstür zum Rittersaal ein besonders guter Geist namens Eugen. Er hatte die kleine Treppe mit einem umgekippten Tisch verbarrikadiert. Dahinter stand die Stehlampe aus dem Wohnzimmer. Sie war im Nordflügel angeschlossen. Ohne seine Nase allzu weit in den Rittersaal zu stecken, überwachte Eugen den dunklen, nur von Lichtblitzen aus dem Sternenhof gelegentlich erhellten Raum. Sollte jemand durchdrehen oder eine Panik entstehen, würde er die Stehlampe einschalten und die Tür selbstverständlich abschließen. Aber bis jetzt hörte er durch das ohrenbetäubende Fauchen und Zähneknirschen nur Stimmengewirr, das von einem amerikanischen Quaker überbrüllt wurde: „Oh, it stinks !“
    Auf der anderen Seite, im Hotel, hatten sich die Ritter der vier Gruppen, soweit verfügbar, zur fünften Gruppe zusammengeschlossen. Zu den „Souvenirjägern“ .
    In allen Zimmern durchsuchten sie Schränke, Kommoden, Nachttische und Koffer nach Andenken aus dem Burghotel Schreckenstein. Jean, der die fehlenden Stücke alle kannte, war überall zugleich.
    „Ist die Pillendose gräflich?“ fragte ein Gespenst. „Nein. Die ist dämlich“, kam seine Antwort.
    Schon rief der nächste: „Ist der silberne Brieföffner ein Erbstück?“
    „Junge! Das ist doch nur verchromtes Blech.“
    Und so weiter. Ihre Geistergewänder und Gesichtsmasken hatten die Ritter nicht abgelegt, denn erstens galt es die Gäste später wieder zurückzuscheuchen, und zweitens war die Vermummung sicherer, falls etwas Unvorhergesehenes eintreten sollte.
    Doch die Ritter erkannten einander an den Stimmen. Wenigstens zum Teil.
    Über einen offenen Koffer gebeugt und mit weißen Handschuhen wühlend feixte ein Geist: „Mann! Ich komme mir vor wie ein Zollbeamter aus dem Jenseits!“ Dieses Gespenst war natürlich Witzbold Klaus.
    „He! Du stehst auf meinem Fuß, Elefantengespenst!“ brummte Pummel, den ein anderer Geist bei der Kontrolle einer Nachttischschublade störte. Darauf hob dieser den Fuß, sagte aber nichts. Trotzdem glaubte Pummel, ihn erkannt zu haben, schon dem Gewicht nach, und schimpfte: „Muskelprotz mit Spatzenhirn!“
    Hinter ihm rief ein Geist nach Jean. Der kam und sagte: ,Ja , das gehört uns.“
    „Unangenehm, so in fremden Sachen zu kramen!“ meinte Geist Ottokar, als er nebenan eine Brieftasche öffnete, in der gebündelte Banknoten lagen.
    Ein anderer Geist sah ihm über die Schulter, lachte, griff ein Bündel und klopfte Ottokar damit auf die vermummte Nase.
    „Jean!“ rief ein weiterer Geist und hielt Manschettenknöpfe hoch.
    Geist Jean kam. „Nein, das ist nicht unser Wappen. Unseres ist mit Krone.“
    Im Zimmer der Brillenschlange, wo es nach
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