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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein
Autoren: dtv
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auszutauschen. Deshalb hat er im Kreuzgang so böse gegrinst! Da hatte er die Idee!«
    »Und wenn der Stein ihn unsichtbar macht«, fügte Agnes eifrig hinzu, »braucht er sich nicht mehr zu verstecken, um andere
     zu belauschen!«
    »Du meinst, der glaubt das wirklich?«, fragte Hannes entgeistert.
    »Weise Männer und Frauen haben den Stein schon untersucht und seine Wirkungen aufgeschrieben«, mischte Anselm sich ein. »Sie
     haben die Möglichkeit nicht ausgeschlossen.«
    Hannes blickte den Mönch zweifelnd an, sagte abernichts mehr dazu. Unsichtbar! Das war doch völlig verrückt!
    Großvater Bertram lächelte. »Ich halte die Geschichte auch nur für eine Legende«, tröstete er seinen Enkel. »Aber wer weiß?
     Solche alten Geschichten werden ja vielleicht nicht umsonst erzählt.«
    »Ja, aber wie können wir beweisen, dass es Lambert war?«, fragte Agnes ungeduldig. »Das glaubt uns doch niemand!«
    »Das würde ich nicht sagen«, meinte Anselm trocken. »Er war nämlich vorgestern bei der Vesper auch nicht dabei. Man könnte
     ihn doch einfach fragen, was er da gemacht hat?«
    »Darauf bin ich noch gar nicht gekommen!«, stöhnte Paul. »Als er mich erwischt hat, war ich so erschrocken, dass mir das gar
     nicht eingefallen ist!«
    »Ach, was ich dich noch fragen wollte«, unterbrach Bertram ihn. »Hast du inzwischen eigentlich Bruder Gregor erzählt, warum
     du im Skriptorium warst?«
    Paul nickte. »Ja, es war besser so.«
    »Und was hat er gesagt?«, wollte Hannes wissen.
    »Er hat gelacht. Und zur Strafe muss ich nur die verklecksten Pergamentbögen wieder sauber kratzen.«
    »Siehst du, ich wusste es!«, freute sich Bertram. »Die Wahrheit ist immer am besten.«
    »Ja, aber was machen wir jetzt mit Lambert?«, fragte Jakob.
    »Wir gehen zum Abt«, entschied Anselm. »Und zwarsofort. Lambert ist Subprior und nur der Abt kann in seinem Fall entscheiden.«
    »Aber wird er uns anhören?«, fragte Paul. Er sah den strengen Blick Urbans wieder genau vor sich.
    »Das wird er. Ich komme nämlich mit. Ich muss mich nur noch kurz um die Salbe kümmern. Augenblick!«
    Anselm ging zu seinem Tiegel und füllte die erkaltete Masse in ein Tontöpfchen.
    »Er hat eine Salbe aus Augentrost und Spitzwegerich zubereitet«, erklärte Großvater Bertram.
    »So ist es«, nickte Bruder Anselm. »Ich hoffe, sie wird dem Sandmann helfen. Bruder Gisbert hat mir die Entzündung an seinen
     Augen beschrieben. Furchtbar. Aber was soll der Mann machen? Er muss ja leben! So«, sagte er und verschloss das Töpfchen mit
     einem Stück Tuch. »Fertig. Das bringen wir jetzt noch im Hospital vorbei und dann kann es losgehen.«
    Kurz darauf standen sie an der Tür des Abthauses. Paul hielt das Buch an sich gepresst. Sein Herz klopfte bis zum Hals. Würde
     Urban ihnen glauben? Oder würde er sie einfach streng ansehen und die ganze Sache als Unsinn abtun?
    Agnes kam die Schreibstube vor den Räumen des Abtes irgendwie bekannt vor. Wie beim Stadtvogt saß auch hier ein Schreiber,
     nur war es ein Mönch, der diesmal verdrießlich von seiner Arbeit aufblickte. Er musterte die Kinder mit erstaunt hochgezogenen
     Augenbrauen und blickte dann Bruder Anselm fragend an.
    »Wir müssen Abt Urban in einer dringenden Angelegenheit sprechen«, sagte Anselm.
    Die Augen des Schreibers schweiften wieder über die Kinder und blieben an Paul haften. Er runzelte die Stirn.
    »Es geht jetzt nicht. Der Abt spricht mit dem Subprior«, antwortete er kurz angebunden und wollte weiterarbeiten.
    »Das passt uns ganz ausgezeichnet!«, sagte Anselm mit einem strahlenden Lächeln, schob die Kinder vor sich her und öffnete
     leise eine schwere Eichentür. Das alles ging so schnell, dass sie nur noch ein halb ersticktes »Aber   …« vom Schreiber hörten, da waren sie auch schon in den Räumen des Abtes und die Tür sperrte die Einwände aus.
    Sie standen in einem kleinen Raum mit einer Anrichte für Krüge und Teller. Auch seine Wände waren wie im Refektorium der Mönche
     getüncht und mit Efeuranken bemalt. Ein offener Durchgang führte ins nächste Zimmer, von dem die Kinder allerdings nicht viel
     sehen konnten.
    Anselm legte einen Finger auf die Lippen und hielt dann eine Hand ans Ohr. Dabei zwinkerte er mit einem Auge. Diese Zeichen
     verstanden die Kinder sofort. Sie verhielten sich ganz still und lauschten, obwohl sie alle wussten, dass man das eigentlich
     nicht tat.
    »…   und wegen dieses unchristlichen Tuns will ich mich über Bruder Melchior
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