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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein
Autoren: dtv
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»Und Wischen hilft nichts«, fügte er
     kleinlaut hinzu.
    Um jeden Tintenklecks hatte sich bei der Wischerei ein großer grauer Kranz gebildet. Wie sollte man darauf jemals wieder schreiben
     können?
    Erstaunt blickte er in die belustigten Gesichter Hildeberts und der drei Schreiber. Auch Gregor schmunzelte.
    »Du hast eine Strafe befürchtet, richtig?«, fragte er. »Nun, die kannst du haben. Sie gehört zum Beruf des Schreibers dazu.
     Wischen hilft tatsächlich nichts. Aber man kann falsch geschriebene Wörter oder verschüttete Tinte mit Federmesser und Bimsstein
     wieder abkratzen. Man muss sehr genau arbeiten, um dabei keine Löcher ins Pergament zu schneiden. Das kostet sehr viel Geduld
     und Zeit und ist Strafe genug für dich. Wenn du die Kleckse einfach hättest trocknen lassen, wäre es jetzt nicht so mühsam.
     Das sage ich dir nur, falls es dir noch einmal passiert.« Gregor schüttelte den Kopf. »Es ist unglaublich! Ich werde morgen
     früh im Kapitelsaal als Erstes dafür sorgen, dass du vom Verdacht des Diebstahls befreit wirst. Man wird nun den wahren Dieb
     finden müssen, du bist es jedenfalls nicht. Und nun geh zu deinen Freunden.«
    Paul hätte fast laut gelacht vor Erleichterung. Er nahm sich fest vor, Bruder Gregor nun immer erst um Rat zufragen, bevor er wieder in Schwierigkeiten kam. Aber jetzt musste er sofort in den Kräutergarten!
    Er bedankte sich strahlend, nahm das Buch vom Tisch und schlang beide Arme darum, damit die breiten Ärmel seiner Kutte es
     völlig verbargen. So würde ihn auch niemand aufhalten, den er vielleicht zufällig traf, und ihn nach dem Buch fragen. Dann
     lief er wie der Blitz aus dem Skriptorium.
    »Endlich!«, rief Jakob, als Paul in das Holzhaus stürmte und die Tür krachend hinter ihm zufiel.
    Aber er blieb sofort wie angewurzelt stehen, denn außer seinen Freunden und Großvater Bertram war auch Bruder Anselm da. Er
     rührte in einem Tiegel über einer Feuerstelle und drehte sich erschrocken um, als die Tür knallte.
    »Nun, ich glaube, ein wenig Baldrian täte dir gut, wie?«, fragte er. »Beruhigt die Nerven und hilft sogar, wenn man nicht
     einschlafen kann. Wunderbare Wurzel!«
    Kopfschüttelnd wandte der Apotheker sich wieder um und rührte weiter in seinem dampfenden Tiegel.
    Paul war enttäuscht. Wie sollte er sich jetzt mit seinen Freunden beraten?
    Großvater Bertram nickte ihm zu. »Bruder Anselm weiß Bescheid«, erklärte er. »Er ist auf deiner Seite!«
    »Das bin ich. Ich glaube den ganzen Unsinn nicht. Wer stiehlt schon etwas, obwohl er weiß, dass er am Ort des Verbrechens
     bleiben muss? Und dann auch noch ein Buch, das seiner eigenen Familie gehört hat? Lächerlich!«
    »Außerdem ist das Buch wieder da!«, sagte Paul und legte es auf den Tisch.
    Seine Freunde sahen ihn verblüfft an. Und dann redeten sie alle durcheinander.
    »Wo war es denn?«, fragte Agnes aufgeregt.
    »Aber wo ist denn der Karfunkelstein?«, wollte Jakob sofort wissen.
    »Weißt du, wer das Buch hatte?«, rief Hannes.
    Paul schüttelte den Kopf. »Es war im Skriptorium. Als ich es gefunden habe, hatte es den Stein noch. Dachte ich wenigstens.
     Nur, dann ist mir das Buch hingefallen und der Stein ist zerbrochen.«
    »Ein Karfunkelstein? Unfug!«, empörte sich der Apotheker, nahm den Tiegel vom Feuer und stellte ihn zum Abkühlen auf einen
     eisernen Rost. Seufzend setzte er sich neben Bertram auf die Bank und erklärte: »Edelstei ne zerbrechen nicht so leicht.«
    »Das hat Bruder Gregor auch gesagt. Die Scherben waren auch nur aus Glas. Unser Karfunkelstein war aber echt!«
    »Na bitte!«, murmelte Anselm zufrieden. »Da haben wir ja den wahren Grund für den Diebstahl!«
    »Ha!«, rief Agnes. »Ich hab’s gewusst! Dann habe ich gestern in der Kirche doch den Karfunkelstein blinken sehen!«
    »Was?« Pauls Stimme überschlug sich fast. »Du hast ihn gesehen? Wo?«
    »Einer der Mönche muss ihn in der Hand gehabt haben. Er blitzte rot auf und verschwand wieder.«
    »Ein Mönch?«, fragte Bruder Anselm entgeistert. »Ei ner meiner Mitbrüder soll den Stein gestohlen haben?«
    Die Kinder erklärten ihm, was sie herausgefunden und beobachtet hatten. Und dass der Stadtvogt sogar die Gäste des Klosters
     erfolglos befragt hatte. Es war nur noch einer der Mönche als Täter übrig geblieben.
    »Das wäre ungeheuerlich!«, sagte Anselm und verlor zum ersten Mal die Fassung. »Das wäre ja nicht nur ein Diebstahl, sondern
     auch noch eine falsche Anschuldigung vor dem
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