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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Marlene Klaus
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aber dennoch, es war einfach besser, zu zweit zu sein. Zumal derzeit die unterschiedlichsten Gestalten in der Stadt unterwegs waren.
    Was sollte es. Er war ohnehin fast durch. Und es war noch nicht sieben Uhr, da war er sicher. Halb sieben vielleicht.
    Vor einer Weile hatte er Registrator Heberer hinausgelassen. Er war in die Registratur gegangen, um zu fragen, ob er Tinte und Schreibzeug wegräumen sollte. Heberer hatte gerade eine Kiste auf seinen Schreibtisch gewuchtet und, als er seiner ansichtig wurde, gerufen: „Briefe der Oberpfalz. Zu sichten für die bevorstehende Abreise. Was sagt man dazu?“
    Philipp hatte Mitempfinden ausgedrückt angesichts der zu bewältigenden Arbeit. Aufarbeitung und Sichtung der alten Bestände des Archivums seien schon aufwändig genug. Nun noch diese zusätzlichen Bürden. Behutsam hatte er den Registrator auf die Bedeutung des heutigen Tages hingewiesen. Da hatte Heberer ausgerufen: „Potzteufel, ja! Ich werde Schluss machen.“
    Den Worten hatte er die Tat folgen lassen, ein rechter Mann, dieser Heberer, der umso leutseliger mit Philipp umging, seit er erfahren hatte, dass Philipp aus Hockenheim kam, wo er einen Freund hatte, den dortigen Schultheiß nämlich.
    Philipp hatte anschließend den Rundgang begonnen, obwohl er wusste, dass Advokatus Schöner noch über den Rechenbüchern saß. Er wollte zeitig fertig werden. Den Ostflügel hatte er am schnellsten durchschritten. Rats- und Hofgerichtsstube lagen ohnehin verlassen und die angrenzenden Schreibstuben ebenso. Die Räume des Kirchenrats im Westflügel hatte er anschließend überprüft, hatte über alle noch glimmenden Feuer Asche gestreut. Nun befand er sich im ersten Stock des mittleren Gebäudeteils, warf Blicke unter Tische, und das Licht seiner Laterne huschte über Holzkästen voller Briefe, über Truhen und Regale und über die Haftzettel an den Schränken der Sekretäre, die Verzeichnisse aller vordringlichen Sachen waren. Alles in bester Ordnung.
    Er stieg die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Sollte er in die Rechenkammer gehen und Advokatus Schöner ans Heimgehen erinnern? Womöglich war er über seinen Büchern eingeschlafen. Sein Gegrübel war unnötig. Unten angekommen hörte er Schritte, ein Lichtschein huschte heran. Die Deckenlaternen waren gelöscht. Hans hatte dies genauso übernommen wie das Fegen von Treppe und Gasse vor der Kanzlei.
    „Ah, du stehst schon bereit, Eichhorn, bestens.“ Mit diesen Worten reichte Advokat Schöner ihm die Laterne, um sich den Mantel umlegen zu können, den er über dem Arm getragen hatte. Der Mantel verhüllte alsdann Schmuckkette und Halskrause und wurde mit einem Seufzer geschlossen. Das Barett bereits auf dem Kopf, schritt der Doktor zur Tür.
    Philipp stellte die Laternen neben sich auf den Boden, fischte den Schlüsselbund vom Gürtel und schloss dem Kanzleiverwandten auf. „Einen schönen Martinsabend, Doktor Schöner.“
    Der Advokat hob die Hand zum Gruß und bedachte ihn mit einem Nicken, das „Ja, ja, schon recht“ heißen mochte, blieb auf der oberen Stufe stehen und sah müde in den noch immer fallenden Schnee. Er brummte etwas Unverständliches, während Philipp sich beeilte, eine Laterne wieder aufzunehmen, um dem Kanzleiverwandten die Stufen zu beleuchten. „Gebt acht auf den Weg, Advokatus Schöner. Wollt Ihr die Laterne nehmen?“
    Schöner winkte verneinend ab, wünschte ihm eine gute Nacht und machte sich Richtung Kanzleigasse davon. Ein kalter Wind wehte Schnee in den Flur. Die Gasse lag verlassen und leuchtete weiß. Philipp schloss die Tür und ging mit den Laternen zurück in die Schreibstube. Feierabend! Jäh fiel ihm Nickel ein. Wut und Trotz wallten in ihm empor. Vermaledeit! Kannst mich mal, Hundsfott! Er würde den Teufel tun und sich bei Nickel abmelden. Der war sicher ohnehin schon zu besoffen, um noch an seine Anweisung zu denken. Philipp warf sich seinen Mantel über, löschte die Kerzen und verließ die Stube. Er verschloss das Rundbogenportal des leicht zurückgesetzten Gebäudeteils und ging die Stufen hinab.
    Hinter dem Strebepfeiler zu seiner Linken löste sich eine Gestalt aus dem Dunkel.
    Philipp schrak zusammen. Überrascht machte er einen Schritt nach rechts. So spät noch ein Bote?, dachte er unbestimmt, bis ihm deutlich wurde, dass der Umhang des Mannes nicht der eines Boten war.
    Der Fremde warf ihm unter seiner Kapuze einen raschen, prüfenden Blick zu und raunte mit rauer Stimme: „Eichhorn, kommt hierhin.“ Er hob den
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